Riedls Dax-Radar

Es wird jetzt ganz knapp für den Dax

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Noch sind Aktien nicht verloren

Eine entscheidende Rolle dürfte in den nächsten Wochen die anstehende Bilanzsaison spielen, in den USA wie auch in Europa. Dabei geht es zunächst darum, ob es 2015 trotz der zuletzt schwächeren Entwicklung insgesamt noch den von Banken erwarteten leichten Gewinnzuwachs gegeben hat. Auch hier haben sich die Erwartungen mittlerweile abgekühlt: Im Durchschnitt rechnen Analysten nur noch einem kleinen bis mittleren einstelligen Plus beim durchschnittlichen Nettogewinn. Diese gestutzten Erwartungen könnten die Unternehmen sogar erfüllen.

Zahlen dieser Art sind nicht nur Historie. In ihnen wird sich schwarz auf weiß zeigen, ob und welche Unternehmen in der Lage sind, mit dem aktuellen Krisenmix umzugehen. Wem das 2015 einigermaßen gelang, der dürfte auch 2016 keine schlechten Karten haben.

Ein positives Beispiel ist die Stärke des Konsums in den meisten westlichen Industrieländern. Niedrige Zinsen, eine hohe Erwerbstätigkeit und geringe oder nicht vorhandene Inflation führen zu einer ausgesprochen robusten Branchenkonjunktur. Das wird 2016 eine wichtige Stabilisierung des Gesamtmarkts. In den USA macht der Konsum einen großen Teil der gesamten Wirtschaftsleistung aus.

Einen Vorteil kann man auch in dem gewachsenen Spielraum der amerikanischen Notenbank sehen. Sie hat durch den jüngsten Anstieg die Phase der Normalisierung eingeleitet. Weitere, kleine Erhöhungen sind in der Pipeline, wenn die Wirtschaft wie bisher erwartet stabil bleibt.

Sicherlich dürfte es nicht Teil von Janet Yellens Strategie sein, die Zinsen gleich wieder herunter zu nehmen. Doch sollte es 2016 im späteren Jahresverlauf zu einer Konjunkturenttäuschung kommen, wäre dies zumindest eine Option – vielleicht gegen Ende des Jahres.

Fazit zum Gesamtmarkt: Für den Dax wird es ganz knapp. Dass nun auch immer mehr einst stabile Aktien wie Linde oder BASF gefährlich nach unten drehen, ist ein Warnsignal. In den nächsten Tagen kommt darauf an, dass der Dax die Untergrenze bei 9800 verteidigt. Im Kurzfrist-Chart hat er das am 7. Januar schon zwei Mal geschafft. Wenn er dieses Niveau zum Freitagabend rettet, könnte er sich dann nächste Woche in den Bereich 10.200 bis 10.400 hocharbeiten.

Unter besonderem Druck steht die VW-Aktie. Bis vor kurzem ging die Kurserholung hier erstaunlich weit. Dann kam die Meldung, dass die Belastungen aus amerikanischen Klagen – je nach Hochrechnung – zwischen 50 und 90 Milliarden Dollar ausmachen könnte. Es handelt sich hier zwar nur um theoretische Obergrenzen, doch sie liegen weit über dem durchschnittlichen Niveau, das Analysten und Anleger bisher diskontiert hatten – rund 17 Milliarden Dollar. Meldungen über Rückkäufe von Fahrzeugen in Amerika kommen hinzu.

Volkswagen wird noch eine längere Zeit unter erheblichen Unsicherheiten und drohenden, wahrscheinlich ziemlich hohen Strafzahlungen leiden. Dass die US-Behörden und Aufseher, nachdem sie VW schon bisher so in die Mangel genommen haben, plötzlich auf eine weiche Linie umschwenken, ist wenig wahrscheinlich.

Von der Substanz sind VW-Aktien keineswegs uninteressant, dennoch dürften die Notierungen zunächst weiter unter den Folgen des Abgasskandals leiden, bevor sich dann eine antizyklische Spekulation lohnt.

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