Riedls Dax-Radar

Was Anleger 2018 erwartet

Seite 2/4

Notenbank-Zinsen: Eine oder zwei moderate Erhöhungen durch die Fed

In Amerika wird es eine neue Fed-Führung geben. Jerome Powell ist mit einem persönlichen Vermögen von etwa 130 Millionen Dollar und seiner Vergangenheit als Investmentbanker ein Mann des Geldes und der Märkte. Dass er nun plötzlich als Fed-Chef gegen die Märkte handelt, ist kaum zu erwarten. Zudem bekam er ja auch Donald Trumps Segen. Der US-Präsident hat sich sicherlich keinen Hardliner an so eine wichtige Stelle gesetzt. Dass Powell die Unabhängigkeit der Notenbank betont, ist weder eine Überraschung noch ein Indiz dafür, er könnte plötzlich zum geldpolitischen Falken werden.

Janet Yellen hat es geschafft, die sanfte Zinswende in Amerika einzuleiten, ohne die Märkte und die Wirtschaft abzuwürgen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Powell in ähnlicher Weise weitermacht: Leichte, medial vorbereitete Erhöhungen, die wie bei Yellen eher einen Tick unter den Befürchtungen des Marktes bleiben. Powell würde damit den Kurs der moderaten Zinswende weiterführen und gleichzeitig die Investoren bei Laune halten.

In Europa wird die Notenbankführung aller Voraussicht nach erst 2019 wechseln. Bis dahin dürfte Mario Draghi an seiner Politik festhalten. Anleihekäufe werden zwar reduziert, das aber ist kein Automatismus, der in eine Erhöhung der Leitzinsen mündet.

Kapitalmarkt-Zinsen: An die drei Prozent in den USA, ein Prozent in Europa

In den US schwankten die Renditen für zehnjährige Treasuries 2017 zwischen 2,0 und 2,6 Prozent. Seit dem Tief Ende September 2017 ging es deutlich nach oben, derzeit erreicht die Rendite fast 2,5 Prozent. Der US-Anleihemarkt hat damit durchaus auf die jüngste Zinserhöhung der Fed reagiert – und wahrscheinlich reagieren die Anleihen auch auf die nächste Erhöhung.

2018 könnten sich die Renditen für zehnjährige US-Anleihen schrittweise nach oben hangeln. Das nächsthöhere Niveau, das etwa zum Jahreswechsel 2013/14 erreicht worden war, liegt bei 3,0 Prozent. Eine weiter anziehende Wirtschaft und ein oder zwei kleine Zinserhöhungen durch die Fed würden gut zu einem solchen Zinsanstieg an den Anleihemärkten passen.

So gut performten die letzten Auf- und Absteiger im Dax

In Europa zeigt die Tendenz der langfristigen Zinsen seit einigen Wochen nicht mehr nach oben. Mit 0,4 Prozent liegt die Rendite sogar deutlich unter dem Hoch vom vergangenen Sommer. Dieser Rückgang der Renditen in der EU ist bemerkenswert, da die Wirtschaft in Europa in den vergangenen Monaten gut lief. Der Grund für die niedrigen Zinsen könnte darin bestehen, dass die Anlagemärkte immer weniger mit einer Zinswende unter der Ägide Draghis rechnen und sein Memento vom dauerhaft niedrigen Zins langsam verinnerlichen.

Insgesamt gibt es wenig Anhaltspunkte für höhere Kapitalmarktzinsen in der EU. Wahrscheinlich kommen die Renditen kaum über das 2017er-Jahreshoch hinaus. Insgesamt könnte der Bereich der Schwankungen bei 0,5 bis 1,0 Prozent liegen. Auch das wäre, wie in Amerika, für die Börsen ein verträgliches Niveau.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%