Riedls Dax-Radar

Neue Favoriten gegen den Crash

Seite 2/2

Nur drei Aktien im Dax mit langfristiger Abwärtswende

Von Coronarisiken gebeutelt wurden in den vergangenen zwei Jahren besonders die Autohersteller. Auch BMW musste zuletzt im vierten Quartal wiederum einen Absatzrückgang hinnehmen. Insgesamt aber konnten die Bayern im schwierigen Jahr 2021 mit gut 2,5 Millionen Fahrzeugen mehr verkaufen als jeder andere Premiumhersteller weltweit. Dauerrivale Mercedes wurde leicht überholt, der einstige Angstgegner Audi regelrecht abgehängt. Mehrere neue Modelle stehen am Start, der Absatz von E-Autos zieht an, Renditen und Gewinne steigen. Und auch wenn die Designsprache der Bayern bei europäischen Käufern zuletzt für Irritationen sorgte, auf den wichtigen Märkten in Asien kommt das an – vor allem in China. Mit der Mehrheit am Gemeinschaftsunternehmen mit Brilliance dürfte der bisher schon hohe Gewinnanteil, den BMW hier einfährt, weiter steigen.

Skeptiker befürchten, dass darin ein unkalkulierbares Risiko liege. In der Tat wird der politische Einfluss der chinesischen Regierung auf die Märkte immer offensichtlicher. Andererseits haben die europäischen Hersteller angesichts der Bedeutung dieses riesigen Absatzmarktes auch kaum eine andere Wahl, als hier mitzuspielen – und das macht BMW offensiv. Langfristig dürfte es dabei keine schlechte Option sein, in beiden großen geopolitischen Lagern, in China und in den USA, so prominent vertreten zu sein wie BMW. 

von Frank Doll, Julian Heißler, Niklas Hoyer, Heike Schwerdtfeger, Anton Riedl

Dass die Aktie mittlerweile zu einer tief einstelligen Gewinnbewertung gehandelt wird, neben guten Geschäftsaussichten eine hohe Rendite und neben Beiersdorf die solideste Bilanz aller Dax-Werte bietet, macht BMW zu einem echten Favoriten. BMW Stammaktien, die im Dax gelistet sind, haben mit dem jüngsten Anstieg über 95 Euro hinaus ein starkes Kaufsignal gegeben. Wer nicht unbedingt Wert auf Stimmrechte und HV-Debatten legt, bekommt BMW über die seltenen Vorzugsanteile auch noch mit gut 15 Prozent Preisvorteil. 

Fazit für den Dax: Trotz hoher Coronainfektionen, sieben Prozent Rekordinflation in den USA und einem zwischenzeitlichen Anstieg der Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen in den Bereich um 1,80 Prozent hält sich der deutsche Aktienmarkt einigermaßen gut. Bei 20 der 40 Dax-Aktien verlaufen die aktuellen Kurse oberhalb der 200-Tagelinie – eine unentschiedene Bilanz. Wichtig dabei ist, dass bisher nur drei Aktien das Bild einer langfristigen Abwärtswende bieten: Delivery Hero, HelloFresh und Zalando. Alle drei sind ehemalige Coronagewinner und hochbewertete Indexneulinge, die sich in der Realität des Dax-Alltags erst einpendeln müssen. Eine Indikation für den Gesamtmarkt sind sie nicht. Für den sind gewichtige Klassiker wie Allianz, BASF, Daimler, BMW, Siemens, Linde und Münchener Rück wesentlich aussagekräftiger; und die zeigen allesamt nach oben. 

Der Dax ist nach den Schockwellen aus den USA, ausgelöst durch Inflationsdaten, massivem Zinsanstieg und ungewohnt rauer Notenbanktöne am Top um 16.300 Punkten abgeprallt. Bisher hält er sich deutlich oberhalb der 200-Tagelinie, die aktuell bei 15.600 verläuft und stetig nach oben zieht. Die Tiefspitzen von Oktober, November und Dezember steigen an, der Markt ist damit weiterhin in einem klassischen Aufwärtstrend.

Kurzfristig, vor allem bei neuen Schwächeanfällen der US-Börsen, wäre durchaus noch ein Abwärtsrutsch möglich. Der könnte bis zur 200er-Linie oder sogar knapp darunter gehen. Um 15.500 verläuft, je nach Zeitfenster, die nächste Trendunterstützung. Die letzte Linie im Sand dürfte, gemessen am Tagesschlusskurs, für viele Investoren das Niveau um 15.000 Punkte sein. In diesem Bereich hat sich der Dax seit Frühjahr 2021 immer wieder nach oben retten können. Ein Absacken unter 15.000 wäre ein fatales Signal für den Markt. 

Das interessiert WiWo-Leser heute besonders

Geldanlage Das Russland-Risiko: Diese deutschen Aktien leiden besonders unter dem Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine belastet die Börsen. Welche deutschen Aktien besonders betroffen sind, zeigt unsere Analyse.

Krisenversicherung Warum Anleger spätestens jetzt Gold kaufen sollten

Der Krieg in der Ukraine und die Abkopplung Russlands von der Weltwirtschaft sind extreme Inflationsbeschleuniger. Mit Gold wollen Anleger sich davor schützen – und einer neuerlichen Euro-Krise entgehen.

Flüssigerdgas Diese LNG-Aktien bieten die besten Rendite-Chancen

Mit verflüssigtem Erdgas aus den USA und Katar will die Bundesregierung die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland mindern. Über Nacht wird das nicht klappen. Doch LNG-Aktien bieten nun gute Chancen.

 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

Immerhin, die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen, die wichtigste Kurve der weltweiten Finanzmärkte, haben sich zuletzt wieder unterhalb der Marke von 1,80 Prozent etwas beruhigt. Das lässt hoffen, dass die verbreiteten Crash-Ängste wohl übertrieben sein dürften. 

Mehr zum Thema: In einer dreiteiligen Serie stellen wir drei Gruppen von Dax-Aktien auf den Prüfstand. Lesen Sie hier über die Überflieger und Newcomer, Antizykliker und Trendsetter sowie die gefallenen Engel und Loser im Dax.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%