Riedls Dax-Radar: Ohne Zinsängste in die nächste Anstiegsphase

Die Aktienmärkte stecken die Schwäche der Technologieaktien und die amerikanische Zinserhöhung locker weg. Für die nächsten Wochen haben sich die Aussichten an den Börsen wieder aufgehellt.

Die amerikanische Notenbank hat die Zinsen wieder erhöht. Das trübt den Dax bisher nicht.

Bild:  AP

Die Zinserhöhung der Fed kommt gut an bei Börsianern. Es sieht ganz so aus, als ob Janet Yellen erfolgreich etwas vermieden hat, vor dem viele Auguren seit Jahren Angst haben: Dass der gesamte Börsenaufschwung in sich zusammenbrechen könnte, wenn die Zinsen einmal steigen. Nun hat die amerikanische Notenbank die Zinsen wieder erhöht – und weltweit zeigen die Aktienindizes nach oben.

Zinserhöhungspause zum Durchatmen

Janet Yellen hat nicht nur die Zinsen hochgesetzt, sie hat auch durchblicken lassen, dass es wahrscheinlich so schnell nicht gleich wieder eine weitere Zinserhöhung geben wird. Zwar ist die Arbeitslosigkeit, das klassische Kriterium der Zinspolitik, in den USA niedrig; doch die Inflation will einfach nicht ins Laufen kommen. Und besonders dynamisch war die US-Wirtschaft zuletzt auch nicht. Im Zinserhöhungsprozess könnte nun eine etwas längere Pause folgen.

Die Dax-Favoriten der Woche

1 / 5

Commerzbank

Bei ihrer operativen Erholung kommt die Commerzbank voran. Dass sie ihr Filialnetz bestätigt und in Teilen sogar ausbaut, treibt zwar zunächst die Kosten, dürfte aber mittelfristig die Marktstellung festigen. Seitdem die Aktie den Widerstandsbereich zwischen 8,00 bis 8,50 Euro überwunden hat, läuft die Aufwärtsbewegung.

2 / 5

Deutsche Börse

Wie befreit zieht der Kurs der Deutschen Börse AG nach oben, seit klar geworden ist, dass es nicht zur Fusion mit der Londoner Börse kommt. Durch die Unsicherheiten über die Zukunft des Finanzplatzes London wird die Bedeutung Frankfurts und der Deutschen Börse zunehmen. Das ist eine historische Chance. Kurse um 100 Euro und mehr dürften nur noch eine Frage der Zeit sein.

3 / 5

RWE

Kurstechnisch ist die Wende erst einmal geglückt. Der grundlegende Umbau des Energiekonzerns lief besser als erwartet; absehbare Steuerrückerstattungen geben nicht nur finanziellen Schub, sondern auch moralischen. Das tut den lange Jahre gescholtenen Energiekonzernen richtig gut. Operative Einnahmen und Kapitalstärke müssen noch besser werden, doch die Chance dafür ist da. Kein Investment für Vorsichtig, aber eine langjährige Spekulation für Mutige.

4 / 5

E.On

Hinkt im Vergleich zu RWE etwas hinterher, auch wegen der schmaleren Kapitalbasis. Umso wichtiger ist hier die Aussicht auf eine milliardenschwere Rückzahlung zu viel gezahlter Atomsteuer. Hochspekulative Dax-Aktie mit überdurchschnittlichem Kurspotenzial.

5 / 5

Deutsche Post

Wie festgenagelt verharrt der Kurs der Post seit Jahresanfang Monaten zwischen 31 und 33 Euro. Dass weltweit immer mehr Aktien aus dem Bereich Logistik wieder zulegen, ist ein positives Omen. Bewertung und Dividende sehen bei der Post gut aus, bei einem Anstieg über 33 Euro käme ein starkes, mittelfristiges Kaufsignal dazu.   

Am US-Anleihemarkt hat die jüngste Fed-Entscheidung nichts an den bisherigen Trends verändert. Seit März sind die Renditen für zehnjährige Anleihen von 2,6 Prozent auf 2,1 Prozent gesunken. In den nächsten Wochen könnten sie sich um zwei Prozent einpendeln.

Auf den Währungsmärkten ist der Euro seit zwei Monaten auf der stärkeren Seite. Nun gibt es immer mehr Spekulanten, die auf ein Comeback des Dollars setzen. Allerdings, da die Fed erst einmal die Zügel nicht weiter anziehen dürfte und es andererseits auch von der EZB nicht mehr nur expansive Signale gibt, ist ein Dollaranstieg derzeit keine ausgemachte Sache. 

Es muss ein Leben nach dem Smartphone geben

Die Zinserhöhung hat an den Aktienmärkten die zuletzt aufkommenden Ängste vor einem Ende der Technologie-Hausse erst einmal überdeckt. Der Dow Jones notiert am Allzeithoch, der S&P 500 bestätigt seinen Aufwärtstrend. Allein am Technologiemarkt Nasdaq kam es zu größeren Verlusten. Auslöser sind Zweifel an der langfristigen Wachstumsgeschichte Apples, immerhin die schwerste Aktie weltweit.

Nach dem steilen Anstieg der High-Tech-Aktien in den vergangenen Monaten ist eine Korrektur keine Überraschung. Weltweit sind vor allem große Anleger hoch investiert in zentralen Technologietiteln. Diese Gewichtung könnte sich in den nächsten Monaten zugunsten defensiver Aktien etwas verschieben.