Riedls Dax-Radar

Fünf Risiken für deutsche Aktien

Seite 2/2

Risiko 4: Die Überspekulation in den USA

Die US-Börsen haben eine der längsten und dynamischsten Aufwärtsphasen aller Zeiten hinter sich. Spiegelbildlich zur ersten, schnellen Erholung nach der Finanzkrisenbaisse zeigt der Dow Jones klare Zeichen der Überhitzung. In einer solchen Marktphase sind schnelle Korrekturen immer möglich, auch ohne wesentliche Veränderung der Nachrichtenlage.

In der Hausse der vergangenen Tage hat sich der Dow Jones fast so weit vom langfristigen 200-Tage-Durchschnitt entfernt wie zur Jahrhunderthausse. Die jüngsten Rückschläge kommen insofern nicht überraschend.

Immerhin, in den vergangenen vier Jahrzehnten kam es nur ein einziges Mal vor, dass die Aktienmärkte nach einer steilen Kletterpartie unmittelbar nach unten gestürzt sind. Das war in der Asienkrise 1998. Im Normalfall findet vor einer Baisse zunächst eine mehrmonatige Schaukelpartie statt, nach der dann die Entscheidung fällt – Fortsetzung der alten Hausse oder neue Baisse.

Im Dow Jones verläuft die 200-Tage-Linie derzeit bei etwa 22.700 Punkten. Der Dow hätte genügend Spielraum für eine heftige Korrektur, ohne den großen Trend zu brechen.

Risiko 5: Schwächesignale an europäischen Börsen

Die europäischen Börsen sind günstiger bewertet als die amerikanischen und sie sind in den vergangenen Monaten nicht so heiß gelaufen. So gesehen hätten sie eigentlich widerstandsfähig sein sollen. Dass sie das aber nicht sind, ist ein Warnsignal. Offensichtlich wirken sich die Risiken stärker aus als vom Markt bisher angenommen.

Unter den Einzelwerten gibt es schwere Rückschläge. Derzeit erwischt es die Deutsche Bank, weil sie abermals mit hohen Verlusten enttäuscht. Auch wenn die Deutsche Bank für die Dax-Tendenz nicht mehr maßgeblich ist, wäre eine erneute Krise des einstmals wichtigsten Geldhauses der Republik ein Unruheherd.

Selbst Siemens und SAP gehen in die Knie. Bei den Versorgern ist die Erholung ins Stocken geraten, die Telekom kämpft mühsam mit der wichtigen Untergrenze um 14 Euro, Bayer und Merck haben regelrechte Abwärtsformationen gebildet.

Deutsche Aktien sind angeschlagen, schnelle Verkäufe bei hohen Volumina sollte kein Anleger auf die leichte Schulter nehmen. Von der Saisonalität ist Februar bis März eine schlechte Zeit – vor allem nach einem guten Januar. Bei 12.750 Punkten verläuft im Dax eine wichtige Unterstützungszone. Es ist gut möglich, dass der Index dieses Niveau zunächst anläuft.

Von hier aus sollte dann eine deutliche Erholung einsetzen. Erst in deren Verlauf wird sich entscheiden, ob die große Hausse weitergeht oder nicht. Ein späterer Rutsch unter 12.750 wäre ein langfristiges Verkaufssignal.

Immerhin, die Grundstabilität, die vor allem der Dow Jones immer noch hat, sollte auch den Dax vor der Baisse bewahren.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%