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Riedls Dax-Radar

Robuster Markt trotz Aussicht auf die Zinswende

Obwohl die Fed für Dezember einen ersten Zinsschritt erwägt, setzen viele Aktien ihren Aufwärtstrend fort. Fed-Chefin Janet Yellen hat gelernt, die Märkte besser im Unklaren zu lassen.

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Dax-Kurs vom 6.11. Quelle: REUTERS

Eines hat Fed-Chefin Janet Yellen in den vergangenen Monaten gelernt: Die Märkte im Unsicheren zu lassen. Klare Signale für ihre Zinspolitik hat sie bisher immer wieder vermieden. Klar war nur, dass sie die Zinsen anheben wolle, wenn die US-Wirtschaft – und hier vor allem der Arbeitsmarkt – robust genug seien. Nun aber sei die Zeit reif für einen Zinsschritt: Die Wirtschaft laufe so gut, dass eine Erhöhung noch in diesem Jahr gerechtfertigt sei. Vergleicht man das mit ihren bisher vagen Aussagen, kommt das fast schon einer faktischen Zinserhöhung gleich. Oder anders gesagt: Was müsste jetzt noch Schlimmes mit der Wirtschaft passieren, dass es doch nicht zu einer Zinserhöhung kommt?

Platzen nun die Blasen an den Asset-Märkten?

Seit Jahren behaupten Pessimisten, dass der gesamte Aktienaufschwung nur auf Pump laufe: Die massenhafte Geldschöpfung der Notenbanken sei von der Wirtschaft nicht aufgenommen worden und hätte deshalb zu riesigen Asset-Blasen geführt: bei Aktien, Anleihen, Beteiligungen, Übernahmen – letztlich bei allen möglichen Objekten, in die man Geld zur Anlage stecken kann.

In der Tat, schaut man sich die Preisbildung bei den verschiedensten Anlage-Vehikeln an (von der Aktie bis zur Anleihe, von der Immobilie bis zum klassischen Ferrari), dann muss man die enormen Verteuerungen zwangsläufig in Verbindung mit der generösen Notenbankpolitik sehen.

Allerdings: Selbst wenn man sich zu dieser Erkenntnis durchringt, muss das nicht das Ende der Hausse bedeuten. Denn, und das sagt Yellen ausdrücklich, die Zinswende kommt ja nur, wenn und weil die Wirtschaft gut läuft. Und eine gut laufende Wirtschaft ist genau das, was einen Aktienaufschwung fundamental untermauert.

Zudem lässt sich aus Yellens bisherigem Zauderkurs auch ableiten, dass sie – wenn sie denn Mitte Dezember die Zinsen erhöht – dies nur sehr bedächtig tun dürfte. Und ein solcher, homöopathischer Zinsschritt wäre eben keine Geldabschnürung, sondern ein Zeichen von Stärke. Es wäre das Signal für die langsame Rückkehr zu normalen wirtschaftlichen Verhältnissen – also wenn der Zins als Preis für Geld sich an Wachstum und Inflation orientiert und nicht an einer krisenbedingten Notenbankpolitik.

Wie viel Dividende Deutschlands Großaktionäre kassieren
Familie Schaeffler Quelle: dpa
Stefan Quandt Quelle: REUTERS
 Klaus-Michael Kühne Quelle: AP
Susanne Klatten Quelle: dpa
Reckitt Benckiser Quelle: REUTERS
Familien Piech/Porsche Quelle: dapd
Familie Merck Quelle: dpa

Gut für die Börse: Echte Zahlen zählen wieder

Auf diese neue Zinsrealität stellen sich die Anleihe- und Aktienmärkte derzeit ein. Das sieht man gut an der aktuellen Quartalssaison. Die fällt nämlich nicht nur gemischt in den Ergebnissen aus, sondern auch bei den Reaktionen an den Börsen. Enttäuschungen wie bei Allianz oder Münchener Rück werden sofort mit Kursverlusten geahndet; guten Zahlen wie bei SAP oder Adidas folgen sofort deutliche Kursgewinne.

Im Grunde ist eine solche Reaktion der Märkte das beste Zeichen dafür, dass die fundamentalen Kriterien wieder gelten und die Richtung an den Börsen eben nicht mehr durch Ängste oder Hoffnungen auf eine wie immer geartete Notenbankpolitik bestimmt wird.

Ein solcher fundamental orientierter Markt ist die beste Basis dafür, dass einerseits Überbewertungen abgebaut werden und sich andererseits gute Unternehmensentwicklungen in den Kursen widerspiegeln. Und Märkte, die sich in dieser Weise selbst ausgleichen, sind auch wenig anfällig für Crash-Szenarien. 

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