Riedls Dax-Radar

Fünf Gründe, die für deutsche Aktien sprechen

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Rückkehr der Gebeutelten

Fünfter Grund: Sogar Loser werden wieder gekauft

Bei ThyssenKrupp laufen Gespräche über mögliche Partnerschaften. Auch wenn die führenden Manager offiziell vor hohen Erwartungen warnen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu weiteren Zusammenschlüssen kommt. ThyssenKrupp, in der etwa die alte Hoesch steckt, ist selbst das beste Beispiel für diese Konsolidierungstendenz.

Angesichts der Überkapazitäten und der chinesischen Billigkonkurrenz muss es früher oder später zu einer Lösung kommen – und die wird nicht am Branchenschwergewicht ThyssenKrupp vorbeigehen. An den Börsen führt das zu schnellen Kurssprüngen. Ein Wunder ist das nicht, denn echten Industrieumsatz bekommt man hier zum Dumpingpreis.

Man sollte sich in diesem Zusammenhang einmal das Beispiel des WirtschaftsWoche-Favoriten Hochtief vor Augen halten; zwar kein Dax-Wert, aber klassisches deutsches Industriegeschäft.  Über viele Jahre hinweg war Hochtief ein Konzern mit mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz, der an der Börse nur mit einem Bruchteil dessen bewertet wurde. Erst als ein entschlossener Großaktionär sich Hochtief Stück für Stück einverleibte, begann die Aktie zu klettern – und zwar viel nachhaltiger, als von den meisten Anlegern erwartet.

Was wird wohl passieren, wenn es eines Tages um die modernsten Stahlwerke der Welt geht, um nachhaltig rentable Aufzugstechnik und um führende Autozulieferung made in Germany?

In Thyssen stecken, wenn man den Handelsumsatz herausrechnet, 30 Milliarden Euro Geschäftsvolumen moderner, zum Teil hochrentabler deutscher Industrie. Selbst vorsichtig gerechnet ließe sich allein dafür ein Wert von 15 Milliarden Euro ansetzen. An der Börse wird derzeit nur 11,5 Milliarden Euro für ThyssenKrupp bezahlt.

Auch die anderen Kellerkinder im Dax, die Versorger, die Commerzbank, ja sogar die Deutsche Bank, sind in den vergangenen Wochen nicht mehr weiter gesunken. Das ist nach den vorangegangenen schweren Kursverlusten noch keine Entwarnung.

Dennoch, sollte es hier eine Lösung geben – etwa eine Aufspaltung bei den Energieunternehmen oder eine operative Entspannung bei der Deutschen Bank – wären schnelle Kursgewinne möglich. Dass sich Großinvestoren von diesen Adressen in den vergangenen Jahren und Monaten verabschiedet haben, hat daraus eine explosive Mischung gemacht.

Fazit für den Gesamtmarkt: Die zuletzt erwartete Erholung von 9500 auf 10.000 war von hoher Dynamik gekennzeichnet. Das spricht dafür, dass aus den gesamten Kursschwankungen seit Januar eine mittlere, untere Wendeformation werden kann. Bei 10.100 gäbe es dann ein Kaufsignal, bei 10.200/10.300 müsste es noch durch die 200-Tage-Linie gehen. Bis Herbst wären dann 11.000 bis 11.500 Punkte möglich. Untergrenze für dieses positive Szenario wären etwa 9400 Punkte. Und die Chancen dafür, dass es aufgeht, stehen bei – sagen wir mal – 60 zu 40.

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