Riedls Dax-Radar

Zwischen Zinsgefahr und Schwellenländer-Risiko

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Starke SAP, solide BMW, günstige Covestro

Ein moderater Anstieg der Rohstoffpreise ist kein Problem, weil er ein Zeichen einer guten Konjunktur ist und in der Regel über höhere Produktpreise ausgeglichen wird. Kommen zu steigenden Rohstoffpreisen aber massive Währungsverschiebungen, lässt sich das nicht mehr problemlos auf die Kunden überwälzen. Dann schlägt das früher oder später auf die eigene Gewinnrechnung durch. Oder anders ausgedrückt: Wenn ein Minenkonzern wie Anglo American bei einem zehnprozentigen Anstieg der Erzpreise 400 Millionen Dollar pro Jahr mehr verdient, muss diese 400 Millionen Dollar natürlich jemand bezahlen.

Im Gesamtbild des Dax zeigen sich diese gemischten Aussichten. SAP hat dank guter Zahlen und vielversprechenden Aussichten im Cloud-Geschäft kurstechnisch wieder nach oben gedreht. Nach einer kurzen Korrektur zwischen 95 und 90 Euro könnte die Aktie noch einmal das Hoch um 100 Euro erreichen. SAP bleibt ein Dauerinvestment, das sich bei Rückschlägen zum Nachkauf eignet.

Derzeit weniger im Blickfeld, aber bilanziell solide und operativ stark ist BMW. Die Aktie hat die Untergrenze um 85 Euro verteidigt und könnte in Richtung 100 Euro klettern. Eine günstige Alternative zu den im Dax gehandelten Stammanteilen sind die Vorzugsaktien von BMW – wenn man nicht auf die Hauptversammlung will oder auf Stimmrechte aus ist.

Ähnlich, aber nicht ganz so stark, ist die Entwicklung bei Daimler. Um die 75 Euro könnten in einer Markterholung noch möglich drin sein. Die Aktie ist günstig und bietet eine gute Rendite. Durch das Nutzfahrzeuggeschäft reagiert sie allerdings vergleichsweise empfindlich auf Konjunkturrückschläge.

Covestro hat nach seiner Aufnahme in den Dax eine Korrekturbewegung vollzogen. Zudem befürchten Analysten, dass Konkurrenten mit ihrer Produktion aufholen könnten. Bei so viel Pessimismus ist die Aktie mittlerweile einer der günstigsten Blue Chips weltweit geworden.

Bei der Commerzbank trübt sich das Bild ein. Niedrige Zinsen und scharfer Wettbewerb drücken auf die Gewinnaussichten. Ein Rutsch unter 10 Euro wäre ein starkes Verkaufssignal. Den seit 2016 laufenden Aufwärtstrend hat die Aktie schon gebrochen.

Fazit für den Dax: Der deutliche Anstieg über 13.000 Punkte gibt noch etwas Luft nach oben. Sogar die 200-Tage-Linie zieht wieder an. Dennoch dürfte es spätestens um 13.500 bis 13.600 Punkte eng werden für den Dax. Um dieses Niveau nachhaltig zu übertreffen, wäre eine deutliche Aufhellung des Börsenumfeldes notwendig. Und das ist, wie Sie der Titelgeschichte aktuellen WirtschaftsWoche entnehmen können, nur schwer möglich. Mehr als einen kurzfristig positiven Ausblick kann der aktuelle Dax-Radar auch nicht geben – der 500. Dax-Radar, seitdem dieses Format im Dezember 2009 gestartet ist.

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