Riedls Dax-Radar

Wann die Deutsche-Bank-Aktie wieder ein Kauf ist

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Technisch sind weniger als zwei Euro möglich

Und es ist noch etwas möglich: Es lassen sich theoretische Kursziele ermitteln. Zunächst gibt es Unterstützungen. Die letzte lag bei 12,50 Euro, das waren die Kursspitzen aus den Siebzigerjahren. Dieses Niveau ist nun unterschritten. Bei zehn Euro verläuft nur eine psychologische Grenze. Die nächste wichtige Unterstützung liegt bei 9,50 Euro, und nochmal weiter unten bei 8,50 Euro. In der Ölkrise 1973 ging es bis auf gut sieben Euro runter.

Aus der großen 33-Jahres-Abwärtsformation lassen sich ebenfalls theoretische Ziele ableiten. Eine erste Projektion ergibt sich aus dem Verlust nach der Finanzkrise. Damals sank die Aktie von 103 auf 13 Euro, also um 87 Prozent. Rechnet man das vom Zwischenhoch 2010 (das bei 52 Euro lag) nach unten, ergibt das ein theoretisches Ziel von etwa sieben Euro. Das entspräche dem Tief der Ölkrise 1973. Man kann die 87 Prozent aber auch an der großen Unterstützung der Formation ansetzen (die beim Finanzkrisentief von 13 Euro liegt). Das würde dann auf Kurse von weniger als zwei Euro deuten.

Für Zocker kann die Aktie interessant werden, nicht für Anleger

Es geht bei solchen theoretischen Rechnungen nicht darum, feste Kursziele zu ermitteln und danach sklavisch zu handeln. Es geht vielmehr darum, abzuschätzen, welche Risiken auch jetzt noch in der Aktie stecken um letztlich die Frage zu beantworten: Sollen Anleger die Aktie der Deutschen Bank jetzt nach 90 Prozent Verlust (seit 2007) nun kaufen oder nicht?

Deshalb wächst die Sorge um Deutschlands größte Bank
Josef Ackermann, Angela Merkel Quelle: AP
Das Bild zeigt den damaligen Bankchef Rolf-E. Breuer nach der Verkündung der Bankers-Trust-Übernahme im Jahr 1998. Quelle: dpa Picture-Alliance
Lehman-Brothers-Mitarbeiter nach der Kündigung 2008 in London. Quelle: REUTERS
Die Folgen der Immobilienkrise Quelle: dpa
Schwaches KerngeschäftNach der Finanzkrise gab es zwei wesentliche Entwicklungen unter globalen Großbanken. Die in den USA beheimateten Institute (Bild: New Yorks Finanzdistrikt) – mit zwangsweiser Staatshilfe versorgt – konnten die Krise beschleunigt hinter sich lassen. Sie wuchsen gar zu neuer Größe. Die andere Gruppe stutzte das Investmentbanking, dass weniger lukrativ wurde und mit weniger Mitarbeitern zu leisten war – und fokussierte sich auf die hauseigene Vermögensverwaltung. Die Deutsche Bank suchte den Mittelweg aus eigener Kraft: keine Staatshilfe, kein großer Strategieschwenk. Die Folge: Dutzende Strafzahlungen etwa wegen Zinsmanipulationen schlugen ins Kontor, während gleichzeitig das Kerngeschäft litt. Quelle: dpa
Riskante Finanzierung Quelle: dpa
Wenig Reserven Quelle: dpa

Aus Sicht der technischen Analyse ist diese Frage derzeit klar mit nein zu beantworten: Die Aktie der Deutschen Bank birgt nach wie vor so hohe Kursrisiken, dass sie sich nicht für ein antizyklisches Investment eignet.

Durchaus eignen kann sie sich für einen Zock. Sollte etwa ein Rettungsplan bekannt werden oder ein potenter Investor einsteigen, kann der Kurs aus dem Stand schnell 50 Prozent oder mehr gut machen. Ausgangspunkt einer solchen vorübergehenden Spekulation könnte die erste Zielprojektion sein, die auf ein Kursniveau zwischen sieben bis neun Euro deutet.

Wann die Bank dann für Investoren wieder in Frage kommt, lässt sich derzeit noch nicht beantworten. Das theoretische Kursziel der großen Formation liegt bei grob gesagt zwei Euro. Das erscheint aus heutiger Sicht wie aus einer anderen Welt. Allerdings, es gibt einen Fall, der zeigt, dass selbst so etwas Wirklichkeit werden kann: Die Commerzbank-Aktie. Sie verlor nach der Finanzkrise 97 Prozent. Rechnet man dies vom Spitzenkurs der Deutschen Bank von 103 nach unten, kommt man in den Bereich um drei Euro. Und auch der Weg dahin könnte ähnliche Gründe haben wie bei der Commerzbank: Staatliche Stützung und  mehrfache Verwässerung der bisherigen Anteile durch zahlreiche Kapitalspritzen.

Die Aktie der Deutschen Bank ist also jetzt nicht einfach „unten“, sondern könnte ausgerechnet durch Rettungsaktionen noch viel tiefer sinken. Kein Wunder, Staatseingriffe und freie Börsen haben sich noch nie richtig vertragen.

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