Riedls Dax-Radar (Teil 2)
Quelle: imago-images, Bloomberg

Die Dauerläufer und Wackelkandidaten unter den Dax-Aktien

Dax-Aktien schwanken zwischen Coronaangst und Konjunkturhoffnung, der Showdown steht bevor. In Teil 2 der Bewertung aller 30 Dax-Aktien geht es um Chancen mit soliden Dauerläufern und Wackelkandidaten mit Nachholbedarf.

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Sie lesen den zweiten Teil einer Artikelserie. In Teil 1 ging es um die Konjunkturgewinner und Trend-Favoriten im Dax. Teil 3 nimmt die Aktiengruppe der Momentum-Spieler und Wende-Spekulationen im Dax in den Fokus.

Dritte Gruppe: Solide Dauerläufer

Eine Reihe von Aktien im Dax liefert seit Jahren solide Zahlen und zumeist gute Dividenden. Gerade durch Coronaschwankungen können sich hier mittelfristig gute Einstiegsmöglichkeiten ergeben.

Beiersdorf profitiert von seiner Konzentration auf starke Marken, eine nachhaltige Produktpolitik und eine sehr solide Bilanz. Dafür nehmen Investoren in Kauf, dass die Aktie eine vergleichsweise hohe Bewertung aufweist. In den vergangenen Monaten stand Beiersdorf zwar etwas im Schatten der Konjunkturgewinner, Rückschläge unter 90 Euro erwiesen sich aber stets als strategische Kaufgelegenheiten. Das sollte auch im neuen Jahr so bleiben.

Die Münchener Rück kam Corona im abgelaufenen Jahr mit rund vier Milliarden Euro teuer zu stehen. Allerdings dürfte diese Art der Belastung schwinden, da Großveranstaltungen zunehmend nicht mehr gegen Ausfälle versichert werden. Auf der anderen Seite wird das interessante Geschäft mit individuellen Versicherungen für Unternehmen ausgebaut, Konzerntochter Ergo kommt bei ihrer Erholung voran. Für die Aktie könnte es in der Kursspanne zwischen 200 und 240 Euro im neuen Jahr wieder Einstiegsgelegenheiten geben.

Allianz ist ebenfalls durch Corona betroffen, etwa über Ausfallversicherungen. Auch wenn niedrige Zinsen das Kapitalanlageergebnis belasten, dürfte die Allianz insgesamt genug verdienen, weiterhin eine gute Dividende zu zahlen. Kurzfristig ist die Aktie bei Kursen um 200 Euro erst einmal gedeckelt, spätestens bei 170 bis 180 Euro sollten Anleger aber wieder zugreifen.

Die Deutsche Telekom kommt durch die Sprint-Übernahme auf dem wichtigen US-Markt voran. In Europa sind die Investitionen in die neue, schnelle 5G-Technologie zwar kostspielig, dafür ist die Telekom aber im Herzen eines Wachstumsmarkts. Börsengänge der Ableger T-Systems oder der Funkturmsparte könnten etliche Milliarden in die Kasse bringen. Zum Nachfassen sollten sich eventuelle Rückschläge der Aktie in den Bereich 13 bis 14 Euro eignen.

Linde kam schon im abgelaufenen Jahr im operativen Geschäft in Asien besser als erwartet voran, in diesem Jahr könnte auch in Europa und Amerika die Nachfrage wieder anziehen. Die Preise sind stabil, lange Lieferverträge machen das Geschäft absehbar, beim Zukunftsthema Wasserstoff gehört Linde zur Weltspitze. Die Bewertung der Aktie ist anspruchsvoll, deshalb kommen für Neukäufe Rücksetzer infrage – etwa zwischen 190 bis 200 Euro.

Merck KGaA gelang durch die Zukäufe der vergangenen Jahre die strategische Entwicklung hin zu stabilerem Wachstum. Positiv könnte sich die Wiedereinführung einer Krankenversicherung für US-Bürger auswirken; die Medikamentenpipeline wird in der Sparte personalisierte Medizin ausgebaut, das Laborgeschäft durch die Nachfrage nach Infektionstests beflügelt. Bei Kurskorrekturen der Aktie in die Spanne zwischen 120 bis 130 Euro könnten Investoren wieder zugreifen.

Vierte Gruppe: Wackelkandidaten mit Nachholbedarf

Eine ganze Reihe von Dax-Aktien hat sich im abgelaufenen Jahr schwächer entwickelt als erwartet. Ob sich aus dem Nachholbedarf der Unternehmen auch Kurschancen für die Aktien ergeben, ist eine wacklige Angelegenheit. Anleger tun gut daran, zunächst verlässliche Geschäftszahlen abzuwarten.

E.On hat unter neuer Konzernführung erheblichen Nachholbedarf. Zwar sind die Einnahmen aus dem regulierten Netzgeschäft stabil, doch die Sparte Vertrieb ist wenig rentabel und die finanziellen Reserven sind durch hohe Schulden strapaziert. Im Kursbereich um acht Euro könnte die Aktie antizyklischen Investoren Chancen bieten; sollte dieses Niveau aber nicht halten, droht ein weiterer Kursrückgang.



Die Deutsche Börse erhöht zwar mit dem Milliarden-Zukauf Institutional Shareholder Services ihren Einfluss bei Großinvestoren, ob sich das aber auch unterm Strich wirklich lohnt, bleibt abzuwarten. Das Geschäft mit Finanzderivaten kommt nicht mehr so recht voran. Bei gut 120 Euro verläuft der langfristige Aufwärtstrend, tiefer sollte die Aktie im neuen Jahr nicht sinken.

Fresenius wird im Lockdown vor allem durch das Geschäft der Kliniktochter Helios gedrückt, hier kommt es in zahlreichen Fällen zur Verschiebung von Operationen. Hohe Nettoschulden machen die Aktie für Rückschläge anfällig. Aus dem Abwärtstrend, der mittlerweile seit vier Jahren läuft, hat sich die Aktie noch nicht befreit. Dazu müsste sie deutlich über 45 Euro klettern; ein Kraftakt, der in einem verschärften Coronaumfeld schwierig werden dürfte.

FMC leidet darunter, dass ein Großteil des Geschäfts in Dollar stattfindet, eventuelles Wachstum damit allein von der schwachen US-Währung aufgesogen wird. Zudem macht die Pandemie das operative Geschäft mit Blutwäsche aufwendiger; immerhin hilft die Expansion im Geschäft mit Heimdialyse, die Risiken zu senken. Bei Kursen zwischen 60 und 65 Euro könnten mutige Antizyklischer zugreifen, unter 55 Euro sollte die Aktie nicht sinken, das wäre ein Warnsignal.

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Mehr zum Thema: Kaufen, halten, verkaufen – alle 30 Dax-Aktien im Check. Außerdem zur Anlagestrategie 2021: Sollten Anleger ich lieber Aktien und Gold oder Immobilien und Bitcoin kaufen?

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