Riedls Dax-Radar

Wie tief der Dax jetzt sinken kann - und wann er nach oben dreht

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Überdurchschnittliche Stärke

Leidtragender der Entwicklung sind Sparer und Anleger, die mittlerweile negative Realrenditen in Kauf nehmen müssen. Die Hoffnung, dass im Gleichschritt mit der Inflation auch die Zinsen anziehen, erfüllt sich bisher nicht. Bei einer Umlaufrendite von 0,13 Prozent und einer Inflation in Europa von 1,1 Prozent besteht derzeit rund ein Prozent negative Realrendite.

Für die Währungs- und Zinsmärkte bedeutet das für die nächsten Wochen: Eine leichte Erholung des Euro ist noch möglich, an seiner grundlegenden, inneren Schwäche hat sich nichts geändert. Mittel- bis langfristig ist weiterhin ein Abgleiten bis zur Parität und darunter möglich. Die Zinsen im Euroraum können zwar ebenfalls noch etwas zulegen, der große Zinsanstieg, der vielfach befürchtet wird, ist in Europa derzeit aber nicht in Sicht.

Ein Markt, der sich seit mehr als dreißig Jahren nach unten entwickelt hat, dreht nicht einfach in ein paar Monaten nach oben. Selbst wenn die aktuelle Entwicklung an den Zinsmärkten der erste Baustein der großen Zinswende werden sollte, kann es mehrere Jahre dauern, bis sich ein nachhaltiger Anstieg vollzieht. Wenn die Aufwärtsentwicklung der Zinsen in gleicher Intensität abläuft wie der Abwärtstrend der vergangenen Jahre, würde es bis 2021 dauern, bis die Umlaufrendite ein Niveau um zwei Prozent erreicht.

Zehn Favoriten für das Jahr 2017

Spielraum für eine Dax-Korrektur bis maximal 10.700/10.800 Punkte

Während in der öffentlichen Diskussion vom Ende des Trump-Effekts die Rede ist, hält sich der Dax erstaunlich gut. In der Anstiegsphase von Anfang November bis Anfang Januar hat er 1400 Punkte gewonnen. Seitdem läuft eine Konsolidierung. Hierbei könnte der Dax nach klassischen Regeln rund 40 Prozent abgeben, schlimmsten Falls sogar bis zu zwei Drittel, und noch immer wäre der große Trend nach oben gerichtet.

Eine praktikable Untergrenze dürfte durch die Kursspitzen von Sommer und Herbst sowie die 200-Tage-Linie markiert werden, die in den nächsten Wochen auf 10.700 bis 10.800 hochzieht. Diese Zone dürfte bis ins Frühjahr hinein die maximale Untergrenze bilden, die der Dax in einem Hausse-Szenario nicht unterschreiten sollte.

Mit aktuell 11.600 ist der Dax davon weit entfernt. Der Markt weist damit noch immer eine überdurchschnittliche Stärke auf. Das Risiko, dass er in der laufenden Konsolidierung doch noch nach unten durchrutscht, wird damit immer kleiner – und die Chance, dass er nach der Konsolidierung seinen Weg nach oben fortsetzt, umso größer.

Bei 25 von 30 Dax-Werten verlaufen die aktuellen Kurse derzeit oberhalb der 200-Tage-Linie. Diese Quote von 83 Prozent, die bemerkenswert hoch ist in einer Konsolidierung, kennzeichnet einen stabilen Markt. Zudem sind darunter alle führenden Industrie- und Finanzwerte versammelt: Von Allianz bis Daimler, von Siemens bis SAP. Es handelt sich also nicht nur um ein technisches Eigenleben der Börse, vielmehr wird der Trend bestätigt durch das Who‘s Who der deutschen Wirtschaft.

Favoriten-Aktien

Fazit: Im Dax sollte sich zunächst die Konsolidierung der vergangenen Wochen fortsetzten. Maximal dürfte dabei ein Risiko bis auf 10.700/10.800 nach unten bestehen, wahrscheinlich ist es sogar geringer. Die hohe innere Stärke des Marktes deutet darauf hin, dass der nächste Impuls danach wieder nach oben zeigt. Die neuen Favoriten dürften dabei die alten sein: etwa SAP und Infineon (die von den großen Technologietrends profitieren) oder Daimler und BMW (die substanzielles Wachstum mit günstiger Bewertung und hoher Dividende verbinden). Als Spekulation kommt Volkswagen infrage (trotz negativer Presse zunehmende Kursstärke) – und für Hartgesottene die Deutsche Bank. Wenn die Manager der Deutschen Bank bei ihrer nächsten Vorstellung von Zahlen und Strategie nicht wieder völlig enttäuschen, könnte die Aktie im Frühjahr in den Bereich bis 24 Euro vorstoßen.

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