Riedls Dax-Radar

Zitterpartie für deutsche Aktien

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Unter 12.000 Punkten droht eine Baisse

Mit einem Dämpfer muss Fresenius leben. Operativ verläuft das Geschäft zwar nicht schlecht, doch die fehlgeschlagene Übernahme des amerikanischen Generikaherstellers Akorn hat ein juristisches Nachspiel, das mit erheblichen Kosten verbunden sein könnte. Kurzfristig muss sich die Aktie erst wieder zwischen 60 und 65 Euro stabilisieren.

Bei der Deutschen Post haben die jüngsten Zahlen zu einer Zwischenerholung geführt. Die war nach der Gewinnenttäuschung Mitte des Jahres auch bitter nötig. Immerhin, da das Transport- und Expressgeschäft gut läuft und in der angeschlagenen Paketsparte die Sanierungen auf den Weg gebracht wurden, sollten die angepeilten, reduzierten Gewinnziele in diesem Jahr erreicht werden. Für langfristige Investoren könnten Post-Aktien zwischen 30 und 25 Euro wieder interessant werden.

Bei der Darmstädter Merck zieht sich die Erholung länger hin als erwartet. Dennoch ist der Ausblick für die nächsten Monate nicht schlecht. Seit März hat die Aktie ein Fünftel an Wert gewonnen. Eine Korrektur bis 85 Euro wäre kein Problem.

Eine Zitterpartie spielt sich bei Linde ab. Nach neuen Forderungen der amerikanischen Behörden steht die geplante Fusion mit Praxair auf der Kippe. Mit einem starken Rückgang hat die zum Umtausch eingereichte Aktie (die im Dax notiert) darauf reagiert. Sollte die Fusion endgültig abgeblasen werden, wäre ein weiterer Rückschlag möglich. Das aber sollte es dann gewesen sein. Linde hat sich im Vorfeld der geplanten Fusion gut entwickelt und hätte keine Probleme auch ohne Praxair. Andererseits wäre es für die Aktie schon besser, wenn es zur Fusion käme ohne weitere, substanzielle Zugeständnisse. Das Restrisiko für den Kurs sollte mit fünf bis zehn Prozent überschaubar sein.

Fazit zum Aktienmarkt: Der Dax hat in der Kurserholung von Ende Juni bis Anfang August weder die 200-Tage-Linie noch den seit Jahresanfang bestehenden Abwärtstrend überwunden. Beides sind Schwächesignale. Zudem läuft dem Dax seit einigen Tagen die Zeit davon, da mittelfristige Bewegungen in der Regel oft nur vier bis acht Wochen dauern (zuletzt etwa der Aufschwung von September bis November 2017 oder der Abschwung Januar bis März 2018). So gesehen wäre ab etwa Mitte August eine neue Abwärtsbewegung nicht überraschend.

Kurzfristig dürfte der Dax nun unter Druck bleiben. Bei gut 12.300 Punkten verläuft der seit 2016 bestehende Aufwärtstrend, die Trump-Hausse. Um 12.000 Punkte liegt die Untergrenze der Schwankungen, die der Dax seit 2017 vollzieht. Sollte der Index dieses Niveau nicht halten (wobei es nicht auf hundert Punkte mehr oder weniger ankommt), besteht die Gefahr einer längeren Baisse.

Der Mix aus moderater Konjunktur, sehr niedrigen Zinsen und wieder besserem Währungsumfeld ist eine fundamentale Stütze. Die Entwicklung an den taktgebenden US-Börsen ist robust. Damit könnte es dem Dax gelingen, auch in den statistisch gefährlichen Monaten von August bis Oktober den Kursbereich 12.500 bis 11.800 Punkte zu verteidigen.

Hinweis: Der nächste Dax-Radar erscheint erst wieder Ende August.

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