Riedls Dax-Radar

Kommt der Dax nicht bald über 13.000 Punkte, wird es gefährlich

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Wenn schon, dann nur auf Top-Werte setzen

Im Gegensatz zur durchwachsenen Gesamttendenz gibt es bei einigen Einzelwerten vielversprechende Entwicklungen:

Adidas ist seit der Ankündigung eines umfangreichen Aktienrückkaufprogramms und einer überraschend starken operativen Entwicklung auf ein neues Hoch gestürmt. Technisch gab die Aktie über 180 Euro ein Kaufsignal. Im Vergleich zu anderen Dax-Aktien weist Adidas oft eine eigenständige Entwicklung auf; das macht die Aktie in der aktuellen Zitterpartie zusätzlich interessant.

Derzeit noch stärker als Adidas ist die Aktie der Deutschen Börse AG. Sie profitiert von lebhaften Wertpapiergeschäften genauso wie von der Tatsache, dass der Handelsplatz Frankfurt nach dem Brexit-Debakel der Briten aufgewertet wird. Billig ist das Papier nicht mehr, doch der Aufwärtstrend ungebrochen dynamisch.

Continental konnte in den vergangenen Tagen nur verhalten zulegen; Bewertung, Strategie und operatives Geschäft aber sehen gut aus. Ein Anstieg auf das Hoch bei 250 Euro ist immer noch möglich. Aufsteiger Covestro wird von der guten Chemiekonjunktur getragen und von der robusten Nachfrage nach seinen Kunststoff-Kernprodukten. Zusätzlicher Vorteil: Obwohl die Banken reihum bei Covestro mit sinkenden Gewinnen rechnen (weil Konkurrenten aufholen), ist die Aktie günstig bewertet.

Bei E.On und RWE läuft eine langfristige Wende. Bei der Rochade um die Sparten erneuerbare Energien und Netze geht es um ein völlig neues Geschäftsmodell. Je mehr sich das konkretisiert und in Zahlen niederschlägt, desto weiter werden die Kurse zulegen. Nach zehn Jahren Baisse ist hier ein hohes Potenzial entstanden.

Für die Deutsche Bank sollte das eigentlich auch gelten. Doch die Aktie ist ein Spezialfall. Während die Banken in Amerika, Frankreich, der Schweiz und Großbritannien seit Jahren Milliardengewinne scheffeln hat die Deutsche noch immer kein nachhaltiges Geschäftsmodell erreicht. Das Muster der Commerzbank hat gezeigt, dass für Anleger ein erhebliches Risiko besteht: Sollte es aus Gründen der Staatsräson zu einer Bundesbeteiligung kommen, könnte das via Kapitalverwässerung zu einem erheblichen Kursdruck für freie Altaktionäre führen.
Diese Gefahr dürfte der Hauptgrund sein, der die Aktie selbst auf gedrückten Niveau so gefährlich macht. Dennoch: Im langfristigen Bild besteht die Chance, dass aus den gesamten Kursschwankungen der vergangenen zwei Jahre zwischen 10 und 18 Euro eine große Bodenbildung wird. Dieses Szenario könnte funktionieren, wenn die Sanierung der Deutschen Bank ohne Staatsbeteiligung gelingt.

Fazit für den Dax: Schnelle Kursanstiege sind derzeit eher ein Zeichen für eine Stabilisierung und nicht für eine neue Anstiegsphase. Zu den übergeordneten Risiken (schrittweiser Zinsanstieg, hoher Euro, Gewinnenttäuschungen, Überspekulationen) kommen zusätzlich die Folgen eines Handelskriegs. Bis auf weiteres dürfte es dem Dax damit kaum gelingen, sich über das Niveau von 13.000 Punkte zu retten. Und sollte der Dax in den nächsten, saisonal guten Frühjahrswochen nicht einmal über die 200-Tage-Linie steigen, wäre das sogar ein gefährliches Vorzeichen für den Sommer.

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