Riedls Dax-Radar

Aktienmärkten droht weiterer Kursrutsch

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Zinsen und Euro steigen – ein gefährlicher Mix

Dass der Dollar-Verfall schnell vorbeigeht, ist nicht zu erwarten. Weder dürfte sich an der egozentrischen Politik der Amerikaner etwas ändern, noch werden die Währungsmärkte über Nacht wieder in die andere Richtung laufen. Große Trends zwischen Euro und Dollar sind hartnäckig. Von seiner Einführung bis zur Finanzkrise hat sich der Euro gegenüber dem Dollar in acht Jahren verdoppelt. Danach hat er in zehn Jahren 40 Prozent verloren.

Nun läuft der Euro seit einem Jahr wieder nach oben und hat dabei ein Fünftel gutgemacht. Man muss nicht gleich, wie manch ein Dollar-Pessimist, schon wieder langfristig einen Euro von 1,60 Dollar erwarten wie im Jahr 2008. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die US-Währung für längere Zeit angeschlagen bleibt und der Euro dabei eine Stärke entwickelt, die den Europäern gar nicht gefällt.

Für die europäischen Börsen bedeutet das erheblichen Gegenwind. Über viele Jahre haben Unternehmen und Märkte von sinkenden Zinsen und der rückläufigen eigenen Währung profitiert. Nun muss beides neu kalibriert werden. Ein solcher Prozess kann sich über Monate, wenn nicht sogar Jahre hinziehen; erst recht, wenn es davor eine lange Hausse-Phase gab.

Und dabei ist durch die Kursverluste der vergangenen Wochen die neue, dritte große Gefahr offensichtlich geworden: Die schnellen und heftigen Verluste lassen den Glauben an die langfristige Aufwärtsbewegung erodieren. Dauerbären gibt es immer an den Börsen, doch nun schleichen sich auch bei nüchternen Anlegern Zweifel ein an weiteren Kursgewinnen.

Substanzielle Verkäufe am Aktienmarkt

Von den 30 Dax-Aktien verlaufen nur noch bei zehn die aktuellen Notierungen über dem Durchschnitt der vergangenen 200 Tage. Eine solche Konstellation ist eine typische Folge substanzieller Verkäufe nach einem langen Aufwärtstrend. Und wenn große, strategische Investoren ihre Positionen erst einmal räumen, gehen sie nicht gleich wieder am nächsten Tag in den Markt.

Bisher ging der Dax in einer ersten Abwärtsphase in 13 Tagen von 13.560 auf 12.100 zurück, gemessen an den Tagesschlusskursen. Das waren elf Prozent Verlust. Seitdem läuft eine Zwischenerholung. Dabei könnte er nach klassischen Muster 500 bis 600 Punkte in einem Zeitraum von ein bis zwei Wochen wiedergutmachen. Der Dax käme dabei der Durchschnittslinie der vergangenen 200 Tage wieder nahe. Sollte er dieses Niveau sogar überschreiten und dann auch noch über die Marke von 13.000 kommen, wäre das ohne Frage ein starkes Signal für eine Entwarnung.

Wenn man die fundamentalen Risiken betrachtet, die innere Schwäche des Marktes und die hohe Abwärtsdynamik der ersten Februarwochen, ist aber ein anderes Szenario wahrscheinlicher. Danach dürfte mindesten noch einmal ein Tiefentest des Aktienmarktes stattfinden.

Ob sich der Dax dann wieder bei 12000 halten kann, ist offen. Sollte der Dax in seiner zweiten Abwärtsphase noch einmal rund 1500 Punkte verlieren, ergäbe das eine Zielzone um 11000. Zeitlich könnte dieser Tiefentest dann in die erste Märzhälfte fallen. Eine typische Wenderegion: Die großen Baisse-Bewegungen von 2003 und 2009 fanden jeweils im März ihr Ende.

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