
Es wird immer knapper für den Dax. Dabei ist die Entwicklung in der Griechenlandfrage, die hier als Grund herhalten muss, keineswegs neu und überraschend. Und ob ein Austritt den Aktienmarkt dauerhaft belastet, ist sehr fraglich. Wenn dem so wäre, hätte der Dax schon in den vergangenen Wochen wesentlich schlechter abgeschnitten.
Dennoch, die echten Risiken für Aktien sind nicht von der Hand zu weisen – und sie sind es auch, die hinter der aktuellen Zitterphase stehen. Die Konjunktur läuft zwar sowohl in Europa wie auch in den USA zufriedenstellend bis gut, doch die Frage der Zinswende liegt wie Blei auf dem Markt. Besser gesagt: Es geht mehr um die Angst vor der Zinswende als um die Folgen steigender Renditen selbst.
Droht in Kürze nochmal ein heftiger Zinsanstieg?
Bisher haben die Zinsen nach dem deutlichen Renditeanstieg auf 0,6 Prozent (Umlaufrendite) wieder auf etwa 0,4 Prozent nachgegeben. Allerdings ist der Verlauf dabei keineswegs so, als ob der Zinsanstieg eine Eintagsfliege sei. Dann nämlich hätte es, am besten mit der Dynamik des Anstiegs, eine ebensolche Erholung der Anleihekurse geben müssen. Die allerdings fand bisher so nicht statt.
Damit sieht es am Zinsmarkt seit Mitte April so aus, als ob nach dem massiven Anstieg von 0,05 auf 0,6 Prozent zunächst eine bilderbuchmäßige Konsolidierung zwischen 0,6 und 0,4 Prozent folgt. Geht dieses klassische Schema weiter, müsste es noch einen zweiten, ebenfalls heftigen Anstieg geben, der etwa bis 0,8 gehen könnte. Erst dann wäre wieder mit einer längeren Pause zu rechnen.
Aktienkultur in Deutschland
Menschen mit Aktieninvestments im Jahr 2014: 8,4 Millionen
Vorjahr: 8,9 Millionen
Anteil der Bevölkerung über 14 Jahren im Jahr 2014: 13,1 Prozent
Vorjahr: 13,8 Prozent
Wie die deutschen Aktionäre investiert sind:
4,3 Millionen Menschen besitzen nur Aktienfonds.
1,6 Millionen Menschen besitzen Aktien und Aktienfonds.
2,5 Millionen Menschen besitzen nur Aktien.
Seit 2001 haben rund 4,4 Millionen Menschen dem Aktienmarkt den Rücken gekehrt.
Aktionärsanzahl 2001: 12,8 Millionen
Aktionärsanzahl 2014: 8,4 Millionen
Das Interesse an Aktien hat in den vergangenen Jahren besonders bei den Jüngeren stark nachgelassen.
Anteil der Aktien- und Aktienfondsbesitzer nach Altersgruppen:
20-29 Jährige: 7,2 Prozent (2001: 17,5 Prozent)
30-39 Jährige: 12,1 Prozent (2001: 27,9 Prozent)
40-49 Jährige: 17,2 Prozent (2001: 25,5 Prozent)
50-59 Jährige: 17,1 Prozent (2001: 24,5 Prozent)
60-69 Jährige: 13,6 Prozent (2001: 14,4 Prozent)
Anteil von Aktienbesitzer nach beruflicher Position:
Leitende Angestellte: 28,4 Prozent
Leitende Beamte: 30,1 Prozent
Selbstständige/Freie Berufe: 26,0 Prozent
Sonstige Beamte: 29,5 Prozent
Öffentlicher Dienst: 22,7 Prozent
Sonstige Angestellte: 14,8 Prozent
Rentner/Pensionäre: 12,3 Prozent
Studenten: 4,3 Prozent
Facharbeiter: 8,9 Prozent
Selbstständige Landwirte: 23,5 Prozent
Schüler: 1,9 Prozent
Sonstige Arbeiter: 4,2 Prozent
Auszubildende: 4,6 Prozent
Menschen mit höherem Einkommen, haben ein höhere Interesse an Aktien.
Anteil von Aktien und Aktienfondsbesitzern nach Nettohaushaltseinkommen:
750-1.250 Euro: 2,5 Prozent
1.250-2.000 Euro: 6,9 Prozent
2.000-3.000 Euro: 24,6 Prozent
3.000-4.000 Euro: 18,5 Prozent
Über 4.000 Euro: 34,3 Prozent
Alte Bundesländer: 13,8 Prozent besitzen Aktieninvestments
Neue Bundesländer: 10,3 Prozent besitzen Aktieninvestments
Gesamt: 13,1 Prozent
So gesehen ist die Unsicherheit am Zinsmarkt nach wie vor ein hoher Risikofaktor für die Aktienentwicklung. Da zugleich die Marktbewertung (das Dax-KGV 2015 liegt gemessen an den optimistischen Konsensschätzungen der Analysten bei 14,5) natürlich nicht mehr günstig ist, besteht auch von fundamentaler Seite Spielraum für eine weitere Korrektur.
Vom Euro hingegen dürfte auf absehbare Zeit keine Störung kommen. Der Anstieg auf 1,15 Dollar war eine durchaus normale Zwischenerholung und keine Trendwende. Mindestens 1,05 Dollar könnte der Euro in den nächsten Wochen noch einmal sehen. Erst dann dürfte sich die Frage nach der Trendwende stellen – oder die nach neuen Tiefpunkten. Für den Dax heißt das: Die positiven Währungseffekte, die deutschen Unternehmen vor allem im ersten Quartal geholfen haben, halten bis auf weiteres an.