Robert Kiyosaki "Ich rechne mit weiteren Lawinen an den Märkten"

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"Die Risiken sind größer als die Chancen"

Haben Sie keine Angst, Chancen zu verpassen und von einer weiteren Kursrallye ausgeschlossen zu sein?

Es ist eine Risikoabwägung. Ich stelle zwei Fragen gegenüber: Wie hoch ist die Chance, dass die Kurse noch weiter steigen? Und: Wie groß ist die Chance, dass es einen Ausverkauf an den Börsen gibt? Ich denke, die Risiken sind größer als die Chancen. Ob ich jetzt einen zehn- oder 20-prozentigen Anstieg von Aktienkursen - das wäre wohl das höchste der Gefühle - verpasse, ist egal. Was mich ärgert: Ich bin ein Apple-Jünger. Ich liebe Steve Jobs und alle Produkte, die er erschaffen hat. Und zwar seit etlichen Jahren. Damals waren Apple-Aktien nur 20 US-Dollar wert. Hier nicht zugeschlagen zu haben, ärgert mich.

Werden Sie an die Aktienmärkte zurückkehren?

Aber sicher doch. Ich warte die richtige Gelegenheit ab und dann komme ich zurück. Aktuell schaue ich mich anderweitig – in den anderen Anlageklassen – um. Denn auch das ist ein Unterschied zwischen normalen Anlegern und Profis: Viele suchen nach den Spitzenwerten und bekannten Top-Unternehmen. Ich suche nach den Tiefwerten. Da sind die wahren Chancen.

Welche Anlageklasse ist die derzeit spannendste?

Im Immobilienbereich tut sich viel. Sowohl in Deutschland, wie ich das aus der Ferne sehe, wie auch in den USA. Aber auch hier sollten nur Anleger mit guten Kenntnissen einsteigen. Ich appelliere, sich  immer die Marktentwicklungen anschauen. In den Vereinigten Staaten ist es so, dass sehr viel Geld, auch von reichen Investoren aus dem Ausland, etwa China oder Russland, nach San Francisco oder New York fließt. In anderen Städten kühlt sich der Markt, insbesondere bei teuren Immobilien, ab.

Ein Beispiel: In Phoenix, wo ich wohne, stehen in dem teuersten und besten Viertel der Stadt viele Häuser zum Verkauf. Einzig: Es finden sich keine Käufer. Wir haben ein Demografieproblem. Die Kriegs- und Nachkriegsgeneration verstirbt, zieht in den Süden oder ins Pflegeheim; die Generationen Millennial und die Generation Y haben andere Prioritäten als das Geldverdienen gesetzt und haben – jedenfalls im Durchschnitt – keine Mittel für teure Immobilien. Das ist in Deutschland ähnlich.

Was also ist zu tun? Welches ist der wichtigste Rat, den Sie für Kleinanleger haben?

Entscheiden Sie sich, ob Sie bei der Party der Großen mitspielen wollen. Die Sache ist riskant. Wenn Sie es wollen, eignen Sie sich Finanzwissen an. Von nichts kommt nichts. Gute Bildung ist die Voraussetzung dafür, ein guter Investor zu sein. Erst dann kommen die Faktoren Erfahrung und der freie Kapitalfluss.

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