
WirtschaftsWoche Online: Mr. Kiyosaki, die Börsen schlagen heftig aus. Wie nervös sind Sie?
Robert Kiyosaki: Ich bin total entspannt (lacht laut). Ich habe mich zu 100 Prozent aus den Aktienmärkten zurückgezogen. Ich habe gegen Ende Mai die Reißleine gezogen und meine Papiere mit Gewinn verkauft.
Komplett? Wo ist Ihre Risikobereitschaft hin, die Sie in Ihren Büchern von den Lesern einfordern?
Ein Anfängerfehler ist es, Risikobereitschaft mit Übermut zu verwechseln. Natürlich braucht jeder Investor einen gewissen Mut; selbst der beste Anleger kann nicht zu 100 Prozent sagen, ob sich sein finanzielles Engagement auszahlt. Dafür gibt es – in jeder Anlageklasse – einfach zu viele Variablen. Aber: Man kann das Risiko und damit mögliche Verluste minimieren. Etwa, indem man nicht auf unsinnige Ratschläge von Brokern und Bankern hört und erkennt, wann die Luft dünn wird.
Hintergrund
Robert T. Kiyosaki ist Autor des internationalen Bestsellers "Rich Dad Poor Dad". 1985 gründete er die „RICH DAD"-Bewegung, die Tausenden von Interessenten Fachkenntnisse über Handel und Investieren vermittelt. Er hat über 15 Bücher geschrieben und diese mehr als 26 Millionen Mal verkauft. Heute widmet er sich seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Investieren, und gibt seine Kenntnisse als Redner auf Veranstaltungen an seine Fans weiter.
Die Aktienmärkte befinden sich seit sechs Jahren im Hausse-Modus. Noch hält der Trend. Wie lange noch?
Ich bin kein Experte in Aktien. Ich lege breit an und würde sagen, dass ich überdurchschnittlich viel von den Kapitalmärkten verstehe. Aber es gibt Bessere. Dafür bin ich im Immobilien- und Private-Equity-Geschäft sehr gut, würde ich behaupten. Ich vergleiche die derzeitige Situation an den Aktienmärkten gerne mit dem Skifahren. Fahren Sie Ski?
Stichwort: Die schwärzesten Tage für den Dax seit 1987
Frankfurt, 24. Aug (Reuters) - Die Furcht vor einem deutlichen Konjunktureinbruch in China hat die Aktienmärkte am Montag auf Talfahrt geschickt. Der Frankfurter Leitindex Dax rutschte erstmals seit Mitte Januar wieder unter die Marke von 10.000 Punkten, zeitweise fiel er um bis 3,6 Prozent auf 9760 Zähler.
Eindeutige Kriterien für einen Crash gibt es nicht - außer Panik, hohe Umsätze und hohe Verluste. Beim bislang größten Börsenkrach der Nachkriegszeit am 19. Oktober 1987, als Spekulationen auf Zinserhöhungen den Dow-Jones-Index an der Wall Street um 23 Prozent einbrechen ließ, gab es den Dax noch nicht. Er wurde erst am 1. Juli 1988 erstmals berechnet.
Im folgenden eine Übersicht über die prozentual höchsten Verluste des Dax seither:
DIE 1990er JAHRE UND DIE ANSCHLÄGE VON 9/11
Der Dax fällt um rund 13 Prozent und folgt damit der Wall Street, wo Finanzierungs-Schwierigkeiten bei einem Unternehmensverkauf einen Ausverkauf auslösten.
Ein später gescheiterten Putsch gegen den damaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow drückt den Dax um gut neun Prozent ins Minus.
Im Sog der Asienkrise sackt der Dax im Handelsverlauf um bis zu 13 Prozent ab und schließt mit 3567 Punkten acht Prozent niedriger.
Die Angst vor einem Flächenbrand im Bankenwesen nach der Schieflage eines Hedgefonds in den USA und einer Eskalation der Krisen in Asien, Japan, Lateinamerika und Russland drücken den Dax um acht Prozent ins Minus.
Nach den Terroranschlägen in den USA fällt der Dax um neun Prozent.
Sie hinterlässt tiefe Spuren im Dax.
Angst vor einer Rezession in den USA drückt den Dax um sieben Prozent auf 6790 Punkte ins Minus. Bei der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers am 15. September kommt er aber glimpflich davon und verliert nur moderate 2,7 Prozent.
Für den Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate muss binnen einer Woche ein zweites Rettungspaket geschnürt werden. Der Dax verliert sieben Prozent.
Im Sog der Finanzkrise stürzt der Nikkei -Index um über neun Prozent ab. Der Dax verliert bis zu neun Prozent. Nach einer konzertierten Zinssenkungsrunde der großen Notenbanken erholen sich die Kurse nur leicht. Der Dax schließt mit einem Minus von sechs Prozent.
Rezessionsängste angesichts der Finanzkrise drücken den Nikkei-Index um zehn Prozent. Der Dax verliert ebenfalls sieben Prozent.
Ein erneuter Absturz der Tokioter Börse drückt den Dax in der Spitze um über elf Prozent.
Nachdem die USA bei der Ratingagentur Standard & Poor's ihre Bestnote als Kreditnehmer verlieren, brechen die Kurse ein: Der Dax verliert rund fünf Prozent.
Die Furcht der Anleger vor einer weltweiten Rezession und einer Ausweitung der Schuldenkrise in der Euro-Zone drückt den Dax um 5,3 Prozent ins Minus.
Der Dax verliert rund fünf Prozent. Auslöser ist die überraschende Ankündigung einer Volksabstimmung in Griechenland über ein Rettungspaket.
Das Scheitern der Gespräche zur Lösung der Schuldenkrise in Griechenland und die überraschende Ansetzung einer Volksabstimmung über die Forderungen der Gläubiger drückt den Dax gleich im frühen Handel um 4,6 Prozent auf 10.964,24 Punkte.
Nein. Aber ich snowboarde.
Dann werden Sie meine Analogie verstehen. Ich bin ein mittelmäßiger Aktienkenner. So wie ich ein mittelmäßiger Skifahrer bin. Also fahre ich nicht auf den schwarzen Pisten oder stürme die größten Gipfel. Und schauen Sie sich bitte die Charts vom Dow Jones oder Dax an. Die sehen aus wie Schweizer Alpen! Wir müssen mit weiteren Lawinen rechnen. Da habe ich zu mir gesagt: Ich schnalle die Ski ab und setze mich an die Bar.

Sie sind nicht der einzige, der sich sorgt. Die Märkte sind unruhig, die Kurse schlagen teils heftig aus. Hilft es nicht, sein Geld breit anzulegen: also branchen- und länderübergreifend zu investieren – statt sich komplett rauszuziehen?
Auch hier gilt: aufpassen! Broker sprechen oft von „diversifizieren“, ich weiß. Aber sie sprechen dann meist nur von Aktien. Ich verstehe unter Vielfalt, in verschiedene Anlageklassen zu investieren. Davon gibt es fünf: Aktien, Anleihen, Immobilien, Unternehmen, Private Equity. Wer das macht, schließt wirklich viele Risiken aus. Dazu rufe ich meine Leser ja auch auf. Hört nicht auf das Geschwätz von Bankern, die oft gar nicht wissen, was die Wörter, die sie verwenden, wirklich bedeuten.