Rohstoffe Das Jahr des Kobalts

Seit November hat das Metall seinen Wert um mehr als 50 Prozent gesteigert. Dank steigender Nachfrage nach Batterien für Elektroautos lockt eine strahlende Zukunft. Ein Ende der Preissprünge ist noch nicht in Sicht.

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Das Land besitzt die Hälfte aller Kobalt-Reserven der Welt. Quelle: AP

Frankfurt, Wien Die Chinesen wollen es, die Amerikaner wollen es, die Schweizer wollen es und jetzt horten es auch die Hedgefonds: Kobalt. In Erwartung auf höhere Preise haben eine ganze Reihe von Investoren insgesamt 6.000 Tonnen des Rohstoffes zusammengekauft, berichtet die Financial Times. Darunter seien etwa die Schweizer Pala Investments oder Shanghai Chaos aus China.

6.000 Tonnen mögen auf den ersten Blick wenig erscheinen. Doch die Menge entspricht immerhin rund fünf Prozent der Weltproduktion im vergangenen Jahr. Warum die Hedgefonds sich mit dem weitgehend unbekannten Metall eindecken? Sie spekulieren auf rasante Preissteigerungen. Tatsächlich scheinen die Chancen gut: 2017 könnte das Jahr des Kobalts werden, urteilt die australische Bank Macquarie.

Grund dafür ist der Elektroauto-Trend. Kobalt wird für die in den E-Autos eingebauten Batterien gebraucht. Spekulanten erwarten eine Preisexplosion sollte Elon Musk seine ehrgeizigen Pläne mit dem amerikanischen E-Auto-Hersteller Tesla wahr machen. Erst im Januar hatte er seine „Gigafactory“ getaufte Batterie-Produktion in Nevada aufgenommen. Hinzu kommt der große Appetit der bereits etablierten Autokonzerne wie Volkswagen und General Motors, die künftig verstärkt auf Elektromobilität setzen.

Kobalt ist ein Übergangsmetall aus der Eisen-Platin-Gruppe. So ziemlich jeder Deutsche dürfte schon einmal damit zu tun gehabt haben, denn das Metall wird auch in Lithium-Ionen Akkus von Smartphones verbaut. Es wurde erst 1735 von dem schwedischen Chemiker Georg Brandt entdeckt, der dem Element den Namen aus der griechischen Mythologie gab.

Heute scheint Kobalt begehrter denn je. Schon in diesem Jahr könnte der Rohstoff in ein Angebotsdefizit von 900 Tonnen abrutschen. Das würde steigende Preise nach sich ziehen – also genau das, was sich die Hedgefonds erhoffen.

Das Problem an der Sache: Theoretisch gibt es zwar genügend Reserven. Allerdings befinden sich diese hauptsächlich in einem Land: der Demokratischen Republik Kongo. Heute stammen mit 74.000 Tonnen fast zwei Drittel der weltweiten Produktion aus diesem Land. Mit 3,4 Millionen Tonnen Kobalt liegt dort zudem knapp die Hälfte der weltweiten Reserven. Doch das Land in Zentralafrika gilt alles andere als politisch stabil. „Sobald dort etwas Substanzielles passiert, wird das den Preis merklich bewegen“, sagt Edward Spencer, Analyst vom Metall-Analysehaus CRU Group in London.

Allein seit November 2016 ist der Preis von Kobalt um 50 Prozent gestiegen auf aktuell 21 Dollar pro Pfund. Das liegt zwar einerseits an der Nachfrage aus der Industrie. Doch dass die Preissteigerung vor allem im Januar und Februar auftraten, spricht für spekulativ getrieben Preissprünge der Hedgefonds. Doch das Spekulieren ist riskant: Denn viele der Abnehmer, wie etwa Tesla, versorgen sich direkt über Langzeitverträge mit den Produzenten und nicht am Spotmarkt, wo die Hedgefonds gekauft haben, erklärt Spencer von der CRU Group. Zudem ist die Zahl der Marktteilnehmer überschaubar. Entsprechend groß ist das Risiko.

Dennoch sei noch nicht abzusehen, wann die Preissprünge enden. „Die Nachfrage nach Kobalt steigt“, sagte der Glencore-Chef Ivan Glasenberg der Financial Times. Das dürfte ihm gefallen: Der Schweizer Rohstoffkonzern dominiert den Kobalt-Markt mit ungefähr einem Drittel Marktanteil.

Unrecht hat er deswegen aber nicht. Auch Spencer von der CRU Group schätzt: „In den kommenden Jahren könnte der Markt für Kobalt im Schnitt um 30 Prozent wachsen.“ Das liegt nicht zuletzt am komplizierten Abbau. Heute gebe es kaum reine Kobalt-Minen, erklärt Spencer. Meist wird es als Nebenprodukt in Nickel- und Kupferminen abgebaut. Zwar soll laut den Analysen von Macquarie das Angebot an Kobalt in diesem Jahr um rund drei Prozent steigen. Doch die Tendenz ist fallend und aussichtsreiche neue Projekte sind Mangelware. Dem Markt droht ein Engpass. Das ist schlecht für die Abnehmer. Den Produzenten winken im besten Falle reiche Profite. Was den Preis angeht, erwarte Kobalt eine „extrem strahlende Zukunft“, urteilt denn auch Spencer.

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