Rohstoffe Der lange Weg der Opec

Der Opec-Generalsekretär stellt „außergewöhnliche Maßnahmen“ in Aussicht, um den Ölmarkt in den kommenden Jahren zu stabilisieren. Was das genau heißt, lässt er offen. Der Markt spekuliert bereits über Förderkürzungen.

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Die weltweiten Lager leeren sich, doch das Ölkartell tut sich noch immer schwer. Quelle: dpa

Frankfurt Neun Monate ist das Abkommen über eine Förderkürzung der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) und zehn weiteren Förderländern jetzt alt. Die Opec wird nicht müde zu betonen, dass sie bei ihrem erklärten Hauptziel, dem Abbau der hohen globalen Lagerbestände, stetig voranschreitet.

Und doch ist das Ölkartell nicht zufrieden. Um das Überangebot weiter abzubauen, sei es möglich, dass „außergewöhnliche Maßnahmen“ getroffen werden müsste, erklärte Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo nun in Neu-Delhi. Wie sie genau aussehen sollen, ließ er offen. Von Schieferöl-Produzenten in den USA forderte er ebenfalls auf, sich an die vereinbarte Drosselung zu halten. In den USA legte die Öl-Produktion um fast zehn Prozent zu.

Saudi-Arabien, das mit zehn Millionen Barrel pro Tag mehr als ein Zehntel des weltweit angebotenen Öls fördert, legte sogleich nach: Im November werde es seine Öllieferungen an Kunden in noch nie dagewesen Ausmaß kürzen, erklärte das saudische Energieministerium. Im Detail werde es die Ausfuhren um 560.000 auf 7,15 Millionen Barrel pro Tag beschränken, „trotz einer sehr starken Nachfrage“, die 7,7 Millionen Barrel überschreite.

Marktakteure spekulieren bereits über schärfere Kürzungen als die 1,8 Millionen Barrel, die Opec- und Nicht-Opec-Staaten dem Markt heute schon täglich entziehen. „Der Markt hält es für wahrscheinlich, dass die Kürzungen vertieft und nicht nur verlängert werden“, sagte Tamas Varga, Analyst von PVM Oil Analysts der Nachrichtenagentur Bloomberg. Spencer Welch, Ölanalyst von IHS Markit, schreibt auf Twitter: „Den Deal nur zu verlängern, könnte nicht genug sein.“

Das Förderkürzungsabkommen zwischen der Opec und zehn weiteren Förderländern, darunter Russland, gilt seit Beginn des Jahres. Insgesamt haben sich die Abkommenspartner verpflichtet, täglich 1,8 Millionen Barrel Öl weniger zu fördern, die Opec allein 1,2 Millionen Barrel. Am 30. November kommt die Vereinigung erneut zu einem offiziellen Treffen zusammen. Dann wird höchstwahrscheinlich über die Zukunft des Förderkürzungs-Deals entschieden, der bislang Ende März 2018 auslaufen soll.

Zunächst hatten Analysten und Marktteilnehmer nicht an einen Erfolg des Abkommens geglaubt. Förderkürzungen gab es in der Geschichte des Kartells schon mehrfach. Diese wurden aber immer wieder von ausscherenden Mitgliedern zum Scheitern gebracht. Das ist im aktuellen Falle anders. Zuletzt schätzte die Internationale Energieagentur, dass die Opec das Abkommen bislang in diesem Jahr zu 85 Prozent umgesetzt hat. Die zehn Nicht-Opec-Staaten konnten ihre Zusage im August erstmals vollständig umsetzen.

Maßgeblich am Erfolg ist das Nicht-Opec-Land Russland. Es ist so wichtig, dass es Khalid Al-Falih, der Ölminister Saudi-Arabiens den Russen eine widerbelebende Kraft zuschrieb. Während des ersten Aufeinandertreffens des saudischen Königs Salman bin Abdulaziz und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in der vergangenen Woche erklärte Al-Falih, dass die Russen der Opec „neue Leben eingehaucht“ hätten.

Bei dem Treffen mit dem saudischen König Salman in Moskau in der vergangenen Woche, wollte auch der russische Präsident Wladimir Putin eine Verlängerung des Abkommens nicht ausschließen.

Denn, auch wenn der Lagerabbau voranschreitet und die Kürzungsallianz ihrem Hauptziel damit näher kommt: So schnell, wie die Opec es sich gewünscht haben, kommt das Ziel nicht näher. Ursprünglich war das Abkommen auf sechs Monate beschränkt und hätte Ende Juni auslaufen.

Stattdessen sagt Barkindo heute, allen wäre klar gewesen, dass der Abbau des Überangebots nicht über Nacht geschehe und kein linearer Prozess sei.

In der Tat sind die Lagerbestände zwar zurückgegangen. Jene der OECD liegen statt 340 nur noch 190 Millionen Barrel über dem anvisierten Fünf-Jahres-Durchschnitt. Unmissverständlich erklärte Al-Falih vergangene Woche in Russland dennoch: „Mit dem, was wir heute haben, sind wir noch nicht zufrieden.“ Und weiter: „Wir können unsere Arbeit erst dann beenden, wenn das Ziel erreicht ist.“

Opec-Generalsekretär Barkindo drückte es mit Konfuzius aus: „Der Mensch, der den Berg versetzte, war derselbe, der anfing, kleine Steine wegzutragen.“

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