Rohstoffe Gold im Indexmantel

Gold gehört zu den besten Anlageklassen des Jahres. Vor allem mit physischem Gold besicherte Indexfonds verzeichnen Rekordnachfragen, auch in Deutschland. Doch in den USA machen sich erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar.

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Mit physischem Gold besicherte Indexfonds sind derzeit vor allem bei institutionellen Anlegern sehr beliebt. Quelle: dpa

Frankfurt am Main Investoren haben Gold als Krisenwährung wiederentdeckt. In Zeiten niedriger Zinsen und politischer Unsicherheiten suchen sie einen sicheren Hafen zur Geldanlage. Gold ist so einer. Und deshalb haben sie im ersten Halbjahr 2016 so stark in Gold investiert wie noch nie.

Vor allem Indexfonds sind beliebt. Laut World Gold Council deckten sich professionellen Investoren im ersten Halbjahr insgesamt mit 1064 Tonnen Gold im Wert von 41,6 Milliarden Dollar ein. Mehr als die Hälfte davon, 580 Tonnen, war in Indexfonds, sogenannten ETFs nachgefragt.

Auch bei deutschen Anlegern steht Gold hoch im Kurs. Der Goldbestand der Deutsche Börse Commodities ist in den ersten sieben Monaten dieses Jahres auf einen Rekordstand von 90,7 Tonnen gestiegen. Das verwaltete Vermögen des sogenannten Xetra-Goldes beläuft sich aktuell auf 3,5 Milliarden Euro. Dabei kaufen Investoren das sogenannte Edelmetall nicht direkt, sondern über einen Indexfonds. Dieser ist mit physischen Gold besichert.

„Das jüngste Wachstum ist vor allem auf die Nachfrage von institutionellen Investoren wie Vermögensverwalter und Versorgungswerke zurückzuführen, aber auch von Privatanlegern“, sagt Steffen Orben, Geschäftsführer von Deutsche Börse Commodities. Theoretisch haben Anleger einen Anspruch auf Auslieferung von Xetra-Gold. Seit 2007 wurden insgesamt 4,5 Tonnen ausgeliefert.

Steigende Nachfrage verzeichnet auch die Investmentfirma ETF Securities. „Seit Beginn des Jahres flossen 3,6 Milliarden Dollar in unsere Goldfonds. 1,7 Milliarden davon allein seit dem Brexit-Votum“, berichtet James Butterfill, Analysechef bei ETF Securities. Der überwiegende Teil der Gelder stamme von institutionellen Anlegern.

In der vergangenen Woche erreichten die globalen Bestände in Gold-Indexfonds ein Drei-Jahres-Hoch. Die hohe Nachfrage hat den Goldpreis seit Beginn des Jahres um ein Viertel steigen lassen. Eine Feinunze (31,1 Gramm) kosten heute fast 1350 Dollar. Tendenz steigend. Bis Jahresende rechnet etwa der Goldexperte Ronald-Peter Stöferle vom liechtensteinischen Vermögensverwalter Incrementum mit einem Preis bis zu 1500 Dollar.


Euphorie in den USA ebbt ab

Doch nicht alle teilen seinen Optimismus. In den USA scheint sich die Euphorie indes abzuschwächen. Hedgefonds und andere spekulative Investoren haben ihre Wetten auf einen steigenden Goldpreis zum vierten Mal in fünf Wochen zurückgeschraubt. Allein in der vergangenen Woche seien sie laut der Regulierungsbehörde CFTC um 4,3 Prozent auf 255.773 Kontrakte gesunken. In drei der letzten fünf Wochen sank das Vermögen im SPDR Gold Shares, dem größten mit Gold unterlegten börsennotierten Fonds (ETF).

Ob das schon erste Signale einer Trendwende sind, darüber sind sich Analysten uneinig. So spekulieren Investoren offenbar auf eine weitere Zinserhöhung in den USA. Doch nachdem deren Notenbank im Dezember 2015 zum ersten Mal seit sieben Jahren ihren Leitzins erhöht hat, lassen weitere Zinsschritte auf sich warten. Dass die Fed vor den anstehenden Wahlen im November handelt, gilt als unwahrscheinlich. Eine Mehrheit der Händler rechnet erst ab März 2017 mit der nächsten Zinserhöhung. Da Gold selbst keine Zinsen abwirft, sondern lediglich über steigende Kurse seinen Besitzern Gewinne bringt, gilt eine Zinserhöhung als schlechte Nachricht. Dann würden alternative verzinste Investments wieder reizvoller. Doch bis es soweit ist, kann das Edelmetall noch eine Weile von den niedrigen Zinsen profitieren.

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