Rohstoffe Goldpreis fällt auf Neun-Monats-Tief

Zwei Wochen nach der US-Wahl wurde der Druck auf Gold zu groß: Die guten Aussichten für die US-Wirtschaft lassen das Edelmetall unter 1.200 Dollar stürzen. Doch mittelfristig sieht das alles ganz anders aus.

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Seit der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten fällt der Preis für Gold. Quelle: dpa

Frankfurt Der Goldpreis ist am Dienstag erstmals seit neun Monaten unter die Marke von 1.200 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) gefallen, genau genommen auf 1.183 Dollar. Dennoch könnte der Chef von Deutschlands größtem Goldhandel Degussa kaum entspannter sein. Denn die Geschäfte laufen gut für Wolfgang Wrzesniok-Roßbach: „Für uns gibt es einen Schub, wenn der Preis sinkt. Unsere Kunden nutzen das als Kaufgelegenheit.“

Die Ursache für den jüngsten Goldpreis-Rutsch ist weniger ein konkretes Ereignis als vielmehr der anhaltende Druck durch den starken Dollar. Die US-Währung hat seit der Wahl Trumps um knapp sieben Prozent aufgewertet. Das verteuert das Edelmetall in Fremdwährungen. „Gute US-Konjunkturdaten, die in einem weiter aufwertenden US-Dollar resultierten, hatten gestern Nachmittag die nächste Verkaufswelle ausgelöst“, kommentieren die Analysten der Commerzbank.

Zudem rückt die Zinsentscheidung der Fed im Dezember näher, auf der die Notenbanker aller Voraussicht nach den US-Leitzins erhöhen werden. Dieses Ereignis schwächt Gold ebenso, weil Anleger dann vermehrt in Produkte investieren, die Zinsen abwerfen. Bei Gold hingegen fahren sie nur dann Gewinne ein, wenn der Preis steigt.

Die Folgen dessen sind etwa am größten Gold-Indexfonds, dem SDPR Gold Trust, abzulesen. Er ist mit physischem Gold hinterlegt. Konnte er zu Beginn des Jahres noch kräftig zulegen, zogen Anleger seit der US-Wahl konstant Geld ab. Der Bestand des Fonds sank seit dem 9. November um 64 Tonnen auf 891 Tonnen Gold. Zu den prominenten Gold-Aussteigern zählen etwa der Star-Investor Warren Buffet oder der Hedgefonds-Manager Stanley Druckenmiller.

Neben Gold hält auch bei Silber der Abwärtsdruck an. Das Edelmetall fiel auf 16,35 Dollar je Feinunze und kostet so wenig wie zuletzt im Juni.

Die Société Générale sieht zwar weiterhin Kursrisiken durch den starken Dollar und steigende Zinsen in den USA. Generell bleibt die französische Bank aber vorsichtig optimistisch. Das liegt zum einen an der vermutlich anziehenden Inflation. Da Gold als Schutz gegen die Verteuerung gilt, könnte dies die Nachfrage steigern. Zum anderen sehen sie weitere politische Unsicherheiten – ebenfalls ein klassischer Schubfaktor für Gold. „Brexit, Trump… wer kommt als nächstes?“, fragt Analyst Robin Bhar rhetorisch. Vermutlich werde die nächste Unwägbarkeit in Europa liegen. Am 4. Dezember stimmt Italien über eine Verfassungsreform ab, die zu Neuwahlen führen könnte. Ohnehin stehen mit den Wahlen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden im kommenden Jahr politische Großereignisse mit ungewissem Ausgang an.

Die Unsicherheit wird sich auf dem Goldmarkt niederschlagen. Degussa-Chef Wrzesniok-Roßbach nimmt es gelassen. Anders als die Goldfonds kann er sich nicht über mangelnde Nachfrage beschweren. „Wir hatten einen phänomenalen Oktober, mit knapp 200 Millionen Euro Kundenumsatz den besten Monat unserer Geschichte. Und der November könnte das noch einmal übertrumpfen.“

Um auf steigende Nachfrage besser reagieren zu können, baut er in Frankfurt gerade eine neue Niederlassung. Bislang empfängt das Unternehmen seine Frankfurter Kunden und seine Besucher in einer kleinen Villa. Gold findet sich dort überall: Als Schmuck in Vitrinen, in Münzen und Barren. Oder am Chef selbst. Wrzesniok-Roßbach trägt zum schwarzen Anzug das Firmen-Logo in Gold am Revers.

„Unsere Kunden haben aus den vergangenen Jahren gelernt. Sie machen keine Panikverkäufe. Sie investieren stattdessen antizyklisch“, sagt der Degussa-Chef. Degussa macht den Großteil seines Geschäfts mit Privatkunden, darunter auch Vermögende.
Für die kommenden Jahre rechnet Wrzesniok-Roßbach mit einem schwankenden Goldpreis, bleibt insgesamt aber leicht optimistisch. „Wir werden sehr viel eher einen Goldpreis von 1.500 Dollar sehen als 1.000 Dollar pro Unze.“ Ganz so schnell dürfte der Preis aber nicht so stark nach oben schnellen, schätzen die Analysten der Banken. Die Société Générale etwa prognostiziert für das kommende Jahr einen Preis von 1.300 Dollar.

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