Rohstoffe Ölpreis klettert deutlich über 70 Dollar

Der Preis für Öl steigt unaufhörlich. Zum einen, weil Förderkürzungen der Opec offenbar Wirkung zeigen. Und zum anderen, weil sich der US-amerikanische Finanzminister Steven Mnuchin zum US-Dollar geäußert hat.

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Die Opec und zehn weitere Staaten drosseln derzeit ihre Förderung. Quelle: dpa

Frankfurt Der jüngste Preisturbo für den Ölpreis kam von einem, von dem man es eigentlich nicht erwartet hätte: Dem US-amerikanischen Finanzminister Steven Mnuchin. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos betonte er, dass der schwache Dollar den USA nütze. Das reichte schon, um den Dollar noch weiter zu schwächen, bis auf 1,25 Euro – so tief wie seit 2014 nicht mehr. Zugleich schoss der Preis für ein Barrel Öl wieder deutlich über 70 Dollar, zeitweise bis auf 71,28 Dollar.

Der Zusammenhang ist schnell erklärt: Weil Öl am Weltmarkt in Dollar gehandelt wird, verbilligt sich der Preis für Abnehmer aus Ländern mit fremden Währungen. Die Aussicht auf steigende Nachfrage lässt den Preis steigen.

Mnuchins Aussagen kommen für den Ölpreis in einer Zeit, die ohnehin von preistreibender Euphorie getragen ist. Die Förderkürzungen der Organisation ölexportierender Staaten (Opec) gemeinsam mit zehn Partnern, darunter Russland, zeigen Wirkung. Seit Januar 2017 werden 1,8 Millionen Barrel Öl pro Tag weniger gefördert.

Seit Monaten fallen die weltweiten Lagerbestände, die in den Jahren zuvor wegen eines Überangebots randvoll gefüllt wurden. In den USA sind die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 1,1 Millionen Barrel gesunken und verzeichneten damit den zehnten Rückgang in Folge. Die Öllager der OECD-Staaten stehen bei aktuell noch rund 120 Million Barrel über dem von der Opec anvisierten Fünf-Jahres-Durchschnitt. Vor einem Jahr waren es noch 340 Millionen Barrel.

Als wäre dies noch nicht genug, versicherten die beiden Drahtzieher der Förderkürzung, der saudische Energieminister Khaldi Al-Falih und sein russischer Kollege Alexander Nowak, dass die Opec und seine Partner wie geplant bis Ende 2018 an ihren Markteingriffen festhalten werden und auch über das Jahr hinaus weiter Partner bleiben wollen.

Was die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Russland betrifft, legte Al-Falih am Dienstag noch einmal nach: Es handele sich um eine Allianz, die Jahrzehnte und Generationen halten werde, erklärte er.

Die Worte allein ändern am täglichen Angebot-Nachfrage-Verhältnis am Ölmarkt nichts, wohl aber bei den Investoren. Sie haben einen gehörigen Anteil am Aufschwung des Ölpreises, der allein seit Juni vergangenen Jahres um 50 Prozent gestiegen ist. Die jüngsten Auswertungen der Wetten auf steigende Preise stammen vom 16. Januar und schließen weder das erneuerte Treue-Versprechen zwischen Saudi-Arabien und Russland noch Mnuchins Dollar-Aussage ein. Sie zeigen aber: Sie halten sich beständig auf Rekordniveau. Die jüngsten Ereignissen dürften die Investoren darin eher bestärkt als geschwächt haben.

Kategorisch ignoriert werden hingegen Hinweise darauf, dass die Ölproduktion in den USA in den kommenden Wochen wieder stark steigen könnte. Die aktuellen Zahlen der US-Energiestatistikbehörde zeigen, dass die USA in der vergangenen Woche 9,9 Millionen Barrel Öl pro Tag gefördert haben und damit 900.000 Barrel mehr als noch vor einem Jahr. Experten erwarten, dass dank der gestiegenen Preise die Produktion wieder anzieht. In den kommenden Jahren könnten die USA zum größten Ölproduzenten der Welt aufsteigen. Derzeit liegen Saudi-Arabien (9,9 Millionen Barrel pro Tag) und Russland (11,0 Millionen Barrel pro Tag) noch vor ihnen.

Der jüngste Rohöllagerabbau in den USA könnte „erst einmal der letzte“ gewesen sein, schätzen die Rohstoff-Experten der Commerzbank in einem Kommentar. „Denn die Rohölverarbeitung fällt inzwischen kräftig, während die Rohölproduktion weiter steigt“, erklären sie ihre Prognose.

Höhere Ölpreise verhindert das bislang nicht. „Die Stimmung am Markt bleibt weiter positiv und es scheint, als führe der Weg des geringsten Widerstands weiter nach oben“, sagt Giovanni Staunovo, Rohstoffanalyst der UBS der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Damit sich die Marktstimmung verändert, bräuchte es schon einen Lageraufbau.“ Das immerhin sei in den kommenden Wochen wahrscheinlich. Der deutliche Ausbruch über 70 Dollar könnte vorübergehender Natur sein.

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