Rohstoffe Ölpreis schmiert ab

Mit den Kursen an den Weltbörsen fällt auch der Ölpreis. Warum ein anhaltender Einbruch trotzdem nicht zu erwarten ist.

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Der Ölpreis fällt. Quelle: dpa

Frankfurt Monatelang hat die Aufwärtsrallye am Ölmarkt kein Ende gekannt. Zwischen Juni 2017 und Januar 2018 hat sich der fossile Brennstoff um 50 Prozent verteuert. Über 70 Dollar hat der Markt den Ölpreis getrieben, so hoch wie seit zweieinhalb Jahren nicht. Dann kam das Börsenbeben und eine nervöse Marktstimmung, der sich auch der Ölpreis nicht entziehen konnte. Seit knapp zwei Wochen wird Öl immer billiger.

Am Donnerstag fiel der Ölpreis erstmals seit Ende Dezember wieder unter die Marke von 65 Dollar je Barrel (159 Liter). Getrieben wird der Fall von zwei Seiten: Zum einen sind die bis zuletzt kontinuierlich gefallenen Öllagerbestände in den USA in der vergangenen Woche wieder gestiegen. Zum anderen setzt der wieder stärkere Dollar dem Rohstoff zu, da Öl auf dem Weltmarkt in der US-Währung gehandelt wird. Seit Anfang Februar hat der Dollar gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung drei Cent an Wert eingebüßt und steht aktuell bei 1,22 Dollar je Euro.

Droht nun ein neuer Ausverkauf beim Ölpreis wie im Jahr 2014, als eine Ölflut aus den USA den Preis von über 110 auf zeitweise unter 30 Dollar je Barrel drückte? Zwar wächst die Schieferölmenge in den USA auch in jüngster Zeit rasant. Die amerikanische Ölproduktion ist laut der aktuellen Zahlen der US-Energiestatistikbehörde auf 10,25 Millionen Barrel pro Tag und damit einen neuen Rekord gestiegen. Die USA haben sich auf Rang zwei der weltgrößten Ölproduzenten vor Saudi-Arabien geschoben und stehen nun nur noch hinter Russland. Experten halten einen Anstieg der US-Produktion bis Ende des Jahres auf elf Millionen Barrel für möglich.

Dennoch glaubt kaum einer an ein Déjà-vu am Ölmarkt. Jan Edelmann, Ölanalyst bei der HSH Nordbank, legt zwei Gründe dar, warum der Preisfall nicht weiter anhalten wird: Erstens, weil der Ölmarkt schon heute in einem Angebotsdefizit sei, wie der Lagerabbau in den vergangenen Monaten gezeigt habe. Zweitens steige die Nachfrage dank des starken globalen Wirtschaftswachstums in diesem Jahr um 1,7 Millionen Barrel. Das wird dazu führen, dass die Ölmärkte trotz der höheren Ölproduktion in den USA unterversorgt bleiben. „Dies bestärkt uns in der Sicht, dass die Ölpreise in diesem Jahr bei durchschnittlich 65 US-Dollar (Brent) gehandelt werden dürften“, erklärt Edelmann.

Eine ähnliche Meinung vertritt auch Amrita Sen, Mit-Gründerin und Chef-Ölanalyst von Energy Aspects in London. An den Fundamentaldaten habe sich nichts geändert, erklärt sie in einem Bloomberg-Interview. „Ich glaube nicht, dass der Abwärtsdruck lang anhalten wird“, sagt Sen. Ihre Wort lassen hingegen erahnen, dass beim Ölpreis wieder mit stärkeren Preisschwankungen zu rechnen ist: „Es gibt keine Puffer mehr. Wenn es aufgrund geopolitischer Risiken zu Produktionsausfällen kommt, könnte der Preis in die Höhe schießen.“

Produktionsausfälle hatten schon in den Preisanstiegen bis zuletzt eine maßgebliche Rolle gespielt. Einerseits verknappte zwar die Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) gemeinsam mit zehn Partnern das Ölangebot um täglich 1,8 Millionen Barrel. Andererseits bekommt das Ölkartell aber ungewollt wesentlich mehr Unterstützung als gedacht: Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten fällt Venezuelas Ölförderung drastisch. Dem Land, dessen Exporte zu rund 90 Prozent aus Öl bestehen, fehlt das Geld, um die Industrie am Laufen zu halten. Förderte das südamerikanische Land Anfang 2016 noch 2,4 Millionen Barrel Öl pro Tag, sind es heute nur noch 1,7 Millionen Barrel. Tendenz fallend.

Letztlich hatten die gute Weltkonjunktur und der Lagerabbau beim Öl dazu geführt, dass zwei amerikanische Großbanken ihre Ölpreisprognosen nach oben nachjustierten. JP Morgan hält 78 Dollar im ersten Halbjahr für möglich und Goldman Sachs schließt gar 80 Dollar nicht aus.

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