Rohstoffe Opec sieht sich weiter auf Kurs

Das Ölkartell wähnt sich bald an seinem Ziel, das Überangebot am Ölmarkt abzubauen – obwohl seine Mitgliedsländer zuletzt wieder mehr förderten. Ein Ende der Markteingriffe ist aber noch nicht in Sicht.

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Das Ölkartell hält sich nach wie vor überwiegend an die beschlossenen Förderkürzungen. Quelle: dpa

Frankfurt Was lange währt, wird endlich gut, heißt es in einem deutschen Sprichwort. Für die Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) dürfte es dieser Tage ein sehr wohlklingendes sein. Denn sie sieht sich ihrem Ziel, das Überangebot am Ölmarkt abzubauen, immer näher kommen. Seit Monaten entleeren sich die Lager der Industriestaaten. Die Preise für einen sofortigen Verkauf sind seit langem wieder höher als die Preise am Terminmarkt, was Produzenten und Händler weiter zum Lagerabbau bewegen dürfte.

Der heute erschienene Marktreport der Opec stützt den Optimismus der Organisation noch weiter: Demzufolge hat das Kartell im September täglich 32,75 Millionen Barrel (à 159 Liter) Öl gefördert. Das sind zwar erneut knapp 100.000 Fass mehr als im Vormonat und auch die Obergrenze des Förderabkommens wird überschritten – angepeilt sind 32,5 Millionen Barrel pro Tag, doch das Förderkürzungsabkommen wird immer noch überwiegend umgesetzt. Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo lobte daher erst in dieser Woche auf einer Konferenz im indischen Neu-Delhi, dass die Ausbalancierung des Marktes schnell vorankomme.

Der Optimismus kann jedoch nicht über eine Tatsache hinwegtäuschen: Ihr Ziel, die hohen Lagerbestände in der Welt auf den Fünf-Jahres-Schnitt zu reduzieren, hat die Opec noch nicht erreicht. Und obwohl die Ölförderer mit einem kalten Winter und hoher Nachfrage rechnen, dürfte das allein nicht reichen, um die Markteingriffe zu einem Ende zu bringen.

Denn im kommenden Jahr droht weiterer Druck aus den USA. Laut Schätzungen der Opec steigt deren Produktion in diesem Jahr um 600.000 Fass. 2018 sollen es sogar 860.000 Fass sein. Hinzu kommt eine Reihe von anderen Großprojekten außerhalb der Kartellmitgliedsstaaten, die im kommenden Jahr an den Markt kommt. Würden das Kartell und seine zehn Partner der Förderkürzung, darunter Russland, nach Ablauf des Abkommens im März 2018 zu alten Produktionsniveaus zurückkehren, droht ein erneutes Überangebot am Markt.

In seinem usprünglichen Abkommen hat sich das Kartell verpflichtet, täglich 1,2 Millionen Barrel Öl weniger zu fördern als im Oktober 2016. Die zehn Allianzpartner verzichten ihrerseits auf 600.000 Fass. Am 30. November trifft sich die Opec zu ihrer nächsten regulären Sitzung in Wien, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Nachdem die Schieferölförderer aus den USA den Markt massiv mit ihrem Öl fluteten, hatte sich der Ölpreis zwischen 2014 und 2016 zeitweise geviertelt. Daraufhin entschloss sich eine Reihe von Ölproduzenten, ihre Förderung einzuschränken, um den Preis zu stabilisieren. Nach einem Tief unter 30 Dollar je Barrel vor anderthalb Jahren kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent mittlerweile wieder mehr als 56 Dollar.

Denn die Kürzungen zeigten zuletzt durchaus Wirkung am Ölmarkt. Die Lagerbestände in den Industriestaaten der OECD fielen im August erneut und stehen jetzt statt 340 Millionen Barrel zu Jahresbeginn nur noch 171 Millionen Barrel über dem Fünf-Jahres-Schnitt. Die Zahlen mögen sich halbiert haben, doch der Opec kann das nicht schnell genug gehen. Ursprünglich waren die Förderkürzungen nur bis Ende Juni dieses Jahres vorgesehen, eine Verlängerung gilt deshalb als wahrscheinlich.

Um den Abbau zu beschleunigen stellte Opec-Generalsekretär Barkindo – neben seinem Lob für das Vorankommen – interessenterweise „außergewöhnliche Maßnahmen“ in den kommenden Jahren in Aussicht. „Dass er gleichzeitig die US-Schieferölproduzenten dazu aufforderte, ihren Beitrag zur Angebotsbegrenzung zu leisten, passt allerdings nicht so recht in das optimistische Bild“, bemerken dazu die Öl-Analysten der Commerzbank. Ohnehin bleibt weiterhin offen, wie die Opec ihren Austritt aus den Markteingriffen plant.

Eine Möglichkeit könnte ganz einfach sein: Aussitzen. Denn in der weltweit anziehenden Ölnachfrage hat das Ölkartell einen unverhofft starken Unterstützer gewonnen. Dank der guten Weltkonjunktur würde die Nachfrage nach Öl in diesem Jahr um 1,6 Millionen auf 97,7 Millionen Barrel pro Tag steigen. Läuft die Wirtschaft weiter so gut, könnte im kommenden Jahr sogar die 100-Millionen-Barrel-Marke durchbrochen werden. Der Strategie der Opec würde das gerade recht kommen.

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