
München Der steigende Goldpreis lockt neue Händler an. „Von 20 vor fünf Jahren ist die Zahl auf heute vielleicht 200 gestiegen“, schätzt Martin Siegel, Fondsverwalter und Miteigentümer des Edelmetall-Handelshauses Westgold. „Und gerade in der jüngeren Zeit mischen viele neue Adressen mit“, erkennt Robert Hartmann, Geschäftsführer des großen Edelmetallhändlers Pro Aurum.
Für Diskussionsstoff sorgen vor allem die neuen kleinen Online-Händler. „Viele machen das nebenberuflich oder als Einzelunternehmer“, sagt Hartmann. „Die haben oft nur wenig Eigenkapital und müssen bei starken Goldpreisschwankungen häufig das Geschäft einstellen“, sagt Roman Schneider von Coininvestdirect, einem großen europäischen Händler.
Händler mit geringen Rücklagen haben nach einem starken Preisrutsch Lieferprobleme, wenn sie zu vorher höheren Preisen geordert haben. Sie könnten ihre Ware nur mit hohen Verlusten an den Endkunden weiterverkaufen. „Die brauchen dann erst das Geld vom Kunden, mit dem sie dann die Ware beim Produzenten bestellen“, sagt Schneider.
„Es kann schon einmal sein, dass der Anleger bei solchen Händlern seine Ware erst sechs bis acht Wochen nach Bestellung erhält“, sagt Hartmann. In anderen Fällen bekamen Kunden weniger Ware als sie geordert hatten oder bei Anlagemünzen beispielsweise Wiener Philharmoniker statt der gewünschten Maple Leaf.
„Die Probleme im Online-Handel werden noch zunehmen“
Siegel glaubt: „Die Probleme im Online-Handel werden noch zunehmen, weil die Schwankungen beim Goldpreis weiter steigen werden.“ Er rät Anlegern zum Kauf bei den großen Häusern, die schon lange im Geschäft sind. „Seriöse Händler bieten immer auch einen Kontakt zu ihrer Hausbank an“, sagt Hartmann. Siegel verweist außerdem auf die Internetseite gold.de für Preisvergleiche bei Händlern. „Dort macht der Initiator bereits eine erste Grobprüfung“, sagt Siegel.
Vor allem der jüngste und scharfe Preisrutsch um über 300 Dollar je Unze im September stresste viele kleine Anbieter. Dennoch bleibt im Jahresverlauf ein Gewinn von rund 25 Prozent. Heute ist das Metall mit fast 1 800 Dollar je Unze rund siebenmal teurer als Anfang des Jahrtausends und zieht immer mehr Anleger an. Auf der Edelmetallmesse in München am vergangenen Wochenende informierten sich geschätzte 6 000 Besucher – ein neuer Rekord.
Die wachsende Nachfrage erklärt auch die steigende Konkurrenz unter den Anbietern. Aufmerksam beobachten die bisherigen Platzhirsche den Start von Degussa. Der Milliardär August von Finck junior hatte unter anderem den Markennamen des traditionsreichen Edelmetallhauses erworben und eröffnete am 2. November einen ersten Laden in München, weitere sollen in verschiedenen Großstädten folgen.
Andere neue Anbieter sind traditionelle Münzhändler, die jetzt zusätzlich Anlagemünzen oder auch Barren anbieten. „Wir kommen aus der Numismatik, heute machen wir aber mehr Umsatz mit Anlagemünzen“, sagt Thomas Göbel vom Münzhandel Thomas Göbel. Ein anderes Beispiel ist die Silbermanufaktur Robbe & Berking, die mit Tafelsilber groß geworden ist. „Seit zwei Jahren handeln wir Edelmetalle“, sagt Bernhard Wageneder, der dieses Geschäftsfeld leitet.