Russland Investoren finden wieder Gefallen an russischen Rubel-Bonds

US-Sanktionen hatten die Attraktivität von Anleihen in der russischen Währung beschädigt. Doch internationale Investoren sehen mittlerweile wieder viele Kaufargumente.

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Russische Staatsanleihen erfreuen sich wieder vieler Interessenten. Quelle: dpa

Moskau Ein neue Runde US-Sanktionen hatte viele Händler, die im Besitz von großen Positionen an russischen Staatspapieren waren, vor zwei Monaten auf dem falschen Fuß erwischt. Doch das Bild hat sich schnell verändert: Einige der größten Anleiheinvestoren der Welt sind wieder auf der Käuferseite, zumal eine Beruhigung in den Spannungen zwischen Washington und dem Kreml eingetreten ist. Die Wertentwicklung von russischen Rubel-Bonds hat im Monat Mai die der vergleichbaren Emerging-Markets-Bonds übertroffen.

Die Vermögensverwalter Aberdeen Standard Investments und Amundi Asset Management sind beide bullish für russische Inlandsanleihen und Investor-Veteran Jim Rogers sagt, er habe gekauft. Analysten der Société Générale zufolge betrachten Kunden die russischen Märkte sogar als Schutz vor steigenden politischen Risiken in der Türkei und der Euro-Zone.

„Wir haben zu diesem Zeitpunkt nicht erwartet, dass Kunden wieder über gute alte Paradigma von Russland als ‚sicherem Hafen‘ in den Schwellenländern reden“, schrieb SocGen-Analysten Yury Tulinov in einem Bericht nach Investorentreffen in London und Paris.

Der Stimmungsaufschwung ist eine gute Nachricht für Präsident Wladimir Putin. Er will Russlands Investitionspotenzial in seiner Heimatstadt auf dem St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum präsentieren. Investoren sagen, dass die Veranstaltung in diesen Tagen sowie die Austragung der Fußballweltmeisterschaft in Russland Grund zum Optimismus sind, dass die Spannungen mit den USA in den nächsten Monaten gezügelt werden können.

Die Risiken, die Investoren erschreckten, als die USA im vergangenen Monat Russlands größten Aluminiumproduzenten mit Sanktionen bedrohten, sind jedoch nicht verschwunden. Die USA haben damit gedroht, mehr Strafen für mutmaßliche Wahleinmischungen zu verhängen. Und ein Komitee von Abgeordneten in London hat die britische Regierung aufgefordert, auf Maßnahmen der Europäischen Union zu drängen, um russische Staatsschulden aus internationalen Clearingstellen zu verbannen.

Der Unterschied besteht nun darin, dass die Anleger ihre Aufmerksamkeit auf die Fundamentaldaten verlagert haben. Kurseinbrüche an den Märkten haben wirtschaftliche Schwachstellen bei vielen Schwellenländern in den Blickpunkt gerückt.

Aber als die Türkei, Südafrika und Argentinien ist Russland aufgrund seiner niedrigen Verschuldung und seines Leistungsbilanzüberschusses in der Lage, einem Anstieg der globalen Zinssätze zu trotzen. Der Anstieg der Ölpreise in Richtung auf 80 Dollar je Barrel - Öl ist Russlands wichtigster Exportschlager - macht dieses Argument noch stärker.

Russlands Rubel-Anleihen haben den Anlegern im Mai einen Ertrag von drei Prozent in US-Dollar umgerechnet gebracht, verglichen mit einem Verlust von vier Prozent für den Bloomberg Barclays-Index für Schwellenländeranleihen in lokaler Währung. Im Monat davor wiesen die Rubel-Bonds mit einem Verlust von 9,4 Prozent die schlechteste Entwicklung auf.

„Die Türkei explodiert, Südafrika schwächelt. Auf dem gesamten Schwellenmarktniveau ist Russland eine der solideren Geschichten“, sagt Viktor Szabo, ein Vermögensverwalter, der bei Aberdeen Standard Investments in London 15 Milliarden Dollar in Schwellenländeranleihen betreut. „Das Sanktionsrisiko ist nicht verschwunden, aber wenn wir nicht irgendwo eine echte Eskalation haben, sehe ich das nicht als unmittelbare Gefahr.“

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