




In diesem Jahr lohnt ein Blick auf die Aktien der Automobilhersteller. Die Branche startete mit einem Indexplus von rund 1,1 Prozent ins neue Jahr. Für die gute Entwicklung sorgt unter anderem die Automesse in Detroit. Allerdings ist Aktie nicht gleich Aktie. Von einigen Herstellern sollten langfristig orientierte Anleger lieber die Finger lassen.
Branche | Aktienentwicklung Januar 2013 bis Dezember 2013 |
Auto | 34,66 Prozent |
Medien | 29,49 Prozent |
Versicherung | 29,24 Prozent |
Technologie | 26,54 Prozent |
Einzelhandel | 26,52 Prozent |
Finanzdienstleister | 25,86 Prozent |
Industrie | 24,87 Prozent |
Bank | 24,76 Prozent |
Bau | 22,05 Prozent |
Telekommunikation | 20,87 Prozent |
Tourismus, Hotels, Airlines | 19,65 Prozent |
Euro STOXX | 19,62 Prozent |
Euro STOXX 50 | 17,10 Prozent |
Zu den Kandidaten, von denen Aktionäre besser die Finger lassen sollten, gehört laut Jürgen Pieper, Analyst beim Bankhaus Metzler, der italienische Hersteller Fiat. Am ersten Januar kündigte CEO Sergio Marchionne an, die restlichen Anteile an seiner US-Tochter Chrysler für 3,16 Milliarden Euro zu übernehmen. Nach Bekanntgabe der Übernahme schoss die Aktie - zumindest kurzfristig - um rund 14 Prozent in die Höhe. Bei einer kurzfristigen Reaktion wird es allerdings auch bleiben, so Pieper. "Fiat ist derzeit in der schwächsten Position", sagt er gegenüber WirtschaftsWoche Online.
Die Übernahme bringt das Unternehmen zwar kurzfristig weiter, zieht aber auch negative Konsequenzen nach sich: So droht beispielsweise die Ratingagentur Moody's mit der Herabstufung. Die bisherige Bewertung "Ba3" werde überprüft. Die angekündigte Übernahme werde die Liquidität der Italiener erheblich schwächen, führte der führende Fiat-Analyst bei Moody's, Falk Frey, zur Begründung an. Hinzu kommen mögliche Standort-Schließungen in Italien, die an der Börse höchstwahrscheinlich negativ aufgefasst werden dürften.
Hinzu kommt, dass Fiat seine Autos vor allem in Europa und Lateinamerika verkauft, während Chrysler in Nordamerika stark ist. Chrysler schreibt seit mehr als zwei Jahren Gewinne, was Fiat schwarze Zahlen bescherte. Doch damit werde demnächst Schluss sein. Chrysler entwickele sich zwar recht gut, aber in den USA habe es in den letzten vier Jahren ein Marktwachstum gegeben. "Fünf Jahre sind normal, insofern kann man sagen, dass das Beste hinter uns liegt", so Pieper. "Ich würde daher nicht zu stark darauf hoffen, dass Chrysler da noch viel holen kann." Wenn es Fiat nicht gelingt, seine Tochter Alfa Romeo zu stärken, fällt Fiat über kurz oder lang - und zwar dann, wenn bei der Chrysler der Absatz krankt. "Fiat hat keinen richtigen Masterplan", resümiert Pieper. Davon abgesehen hat Fiat auch nicht das beste Markenimage. Spottnahmen wie "Fehler In Allen Teilen" oder auch "Fix It Again, Tony" sprechen Bände.
Ende der Unterschiede





Doch nicht nur Pieper rechnet den Italienern keine gute Chancen aus: Auch die Experten von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zählen Fiat zu den potenziellen Verlierern der Automobilbranche. Hersteller wie Fiat müssten sich anderen anschließen, um im technologischen Wettlauf zu bestehen. Fiat habe seine Überlebenschancen durch die Übernahme von Chrysler immerhin kurzfristig verbessert.
Ob das Herz von Fiat künftig in Italien oder in den USA schlagen soll, dazu hat sich Chef Marchionne noch nicht geäußert. "Über eine Firmenzentrale zu reden, ist fast schon anachronistisch", sagte er. Diejenigen, die etwas zu entscheiden hätten, reisten sowieso um den Globus. "Ich lebe bevorzugt in einem Flugzeug. Ein Flugzeug hat keine Adresse." Aber, so sagt der Manager, ein derart großer Konzern brauche auch "Zugang zu flüssigen, effizienten Kapitalmärkten". Und die größten Investoren sitzen nun mal an der New Yorker Wall Street.
Diese Luxus-Autos kommen 2014 außerdem auf den Markt
Sommer 2014: Audi A9
Wer sich den größeren Bruder des A8 mit technischen Anleihen beim Geländewagen Q7 kaufen will, der muss sich noch etwas gedulden: Erst im Sommer 2014 wird der opulent ausgestattete Audi A9 zu kaufen sein.
Sommer 2014: Bugatti Galibier
3000 Bugatti Galibier sollen produziert werden - einige davon sogar mit Hybridantrieb. Nicht aus Umweltschutzgründen, sondern weil es möglich wäre, dass der Bugatti-Fahrer seine 1000 PS sonst am Innenstadtrand abstellen müsste, weil Umweltzonen ihm die Einfahrt verwehren könnten. 1,1 Millionen Euro muss der Käufer für das Auto hinblättern. Der Tacho zeigt bis 420 km/h an.
Frühjahr 2014: Lamborghini Cabrera
Der Gallardo-Nachfolger Cabrera wartet mit Lamborghini-würdigen 600 PS, einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb auf.
Frühjahr 2014: Maserati Levante
Maserati bringt einen SUV auf den Markt - eine Mischung, die Autokenner wohl polarisieren wird. Der Wagen, über den noch relativ wenig bekannt ist, soll Levante heißen.
Frühjahr 2014: Mercedes Benz S-Klasse Coupé
5,05 Meter lang und flach präsentierte sich das neue Coupé der S-Klasse auf der IAA in Frankfurt. Keine Glühbirne kommt in dem Luxusgefährt zum Einsatz, alles wird energiesparend mit LEDs beleuchtet.
"Jetzt müssen harte Entscheidungen getroffen werden", bestätigt auch der Autoexperte Mathieu Meyer von KPMG. Er sei gespannt auf die nächsten sechs bis zwölf Monate. Pieper ist wenig optimistisch: Das Unternehmen habe sein Kerngeschäft vernachlässigt und in Europa zu wenig in neue Produkte investiert. "Fiat hat China total verpasst und in Europa seine Hausaufgaben nicht gemacht." Dabei kann der europäische Markt den Autobauern 2014 durchaus Gewinne bescheren. Denn die Erholung auf dem Markt sei in vollem Gange, wie Autoexperte Pieper vom Bankhaus Metzler sagt. Und die komme dem Massengeschäft zu Gute. 2014 nutze das vor allem den Franzosen - "Peugeot sogar noch stärker, da sich Peugeot am stärksten auf den europäischen Markt konzentriert hatte." Auch von seiner großen Restrukturierung werde der Hersteller Peugeot profitieren. Pieper geht deshalb davon aus, dass die Papiere von Renault und Peugeot eine große Gewinnsteigerung verzeichnen werden. "Auch bei Daimler ist noch eine Gewinnsteigerung möglich." Diese Entwicklung habe sich bereits 2013 an der Börse bemerkbar gemacht.
| Unternehmen |
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Kategorie | Volkswagen | BMW | Daimler | Renault | Peugeot | Fiat | Ford |
Kursperformance seit Januar 2013 | +14,05 Prozent | +12,23 Prozent | + 45,40 Prozent | + 44,65 Prozent | + 78,13 Prozent | + 75,05 Prozent | +9,29 Prozent |
Kurs-Gewinn-Verhältnis (aktueller Stand) | 11,7 | 10,87 | 9,5 | 17,28 | keine Angaben | 59,02 | 10,17 |
Dividendenrendite (2013) | 2,07 Prozent | 3,43 Prozent | 5,32 Prozent | 2,79 Prozent | 0,00 Prozent | 0,11 Prozent | 2,59 Prozent |
Börsenwert (gerundet) | 68,7 Milliarden Euro | 42,2 Milliarden Euro | 48 Milliarden Euro | 17,3 Milliarden Euro | 3,5 Milliarden Euro | 7,44 Milliarden Euro | 44,3 Milliarden Euro |
Bei einem Blick in die Tabelle fällt auf, dass sich an der traditionellen Rolle der starken deutschen Hersteller etwas verändert hat. Und auch Pieper bestätigt, dass "der krasse Unterschied zwischen europäischen und deutschen Autobauern" so nicht bestehen bleiben wird. Anleger sollten sich allerdings darüber im Klaren sein, dass sich eine Erholung nicht immer in einem geraden Aufwärtskurs widerspiegele.
Wer in China den Ton angibt





"Die Deutschen verdanken ihre Vorreiterrolle ja hauptsächlich ihrem Premium-Geschäft. Abgesehen von Lexus in den USA sind BMW, Audi und Daimler bei Premiumwagen führend", weiß Pieper. Seiner Schätzung nach haben die deutschen Unternehmen in diesem Segment gut 80 Prozent der Marktanteile. "Volvo oder Saab sind, wenn man sie überhaupt nennen will, Exoten", sagt der Experte.
Allerdings hat es Volvo im Jahr 2013 - China sei Dank - wieder in die schwarzen Zahlen geschafft. 2012 schrieb Volvo noch rund 56 Millionen Euro Verlust, 2013 legte der Absatz dann wieder um 1,4 Prozent auf 427.840 verkaufte Autos zu. Die Nachfrage nach Schwedenstahl stieg in China, sodass Volvo 2013 seine Verkäufe um 45 Prozent steigern konnte. Seit November baut Volvo auch in Chengdu Autos. "Der Schlüssel für die Autobauer im kommenden Jahr ist China", bestätigt auch Pieper.





Neben Volvo sind auch andere europäische Autobauer stark in China vertreten. Alleine Volkswagen konnte seinen Absatz dort im vergangenen Jahr um 16,2 Prozent steigern. Auch die VW-Tochter Audi konnte 2013 um 21,2 Prozent auf 492.000 Autos zulegen und ihren Vorsprung als Marktführer im Premiumbereich in China ausbauen. BMW verkaufte in China 362.500 und Daimler 218.045 Autos. Daimler sei in China allerdings unterrepräsentiert, wie Pieper sagt. Insofern erwarte er vom dortigen Markt auch keine allzu großen Auswirkungen auf die Zahlen der Stuttgarter.
Größte ausländische Autohersteller in China
BMW - 326.000 verkaufte Fahrzeuge
China gehört für die Münchener zu den wichtigsten Märkten der Welt. Und BMW dringt in die Top Ten vor: Im Vorjahresvergleich legt der Absatz um beachtliche 40 Prozent zu. Auf den Plätzen folgen Suzuki, Daimler und Mazda.
Ford - 427.000 verkaufte Fahrzeuge
Die Amerikaner machen Boden gut, was sie ebenfalls dem Inselstreit zu verdanken haben. Im Vorjahresvergleich bleibt ein sattes Plus von 31 Prozent.
(Anm. d. Red.: Erfasst wurden nur Pkw-Verkäufe)
Peugeot-Citroën - 442.000 verkaufte Fahrzeuge
Während der Heimatmarkt schwächelt, können die Franzosen in Fernost ihre Verkäufe ausbauen. Der Absatz legt um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Kia - 512.000 verkaufte Fahrzeuge
Die Koreaner können auch im Nachbarland ihren Erfolgskurs fortsetzen. Mit einem Wachstum von 18 Prozent gehören sie mittlerweile zu den erfolgreichen Volumenherstellern in China.
Honda - 603.000 verkaufte Fahrzeuge
Honda muss ebenfalls Einbußen hinnehmen - wie die anderen japanischen Hersteller in China ebenfalls. Im Vorjahresvergleich steht ein Minus von drei Prozent.
Toyota - 841.000 verkaufte Fahrzeuge
Die Japaner müssen sich mit Rang fünf begnügen, vor allem im September hatte es einen herben Rückschlag der Verkaufszahlen auf gerade einmal 50.000 Stück gegeben. Im Gesamtjahr bleibt ein Absatzminus von fünf Prozent.
(Anm. d. Red.: Angabe laut Reuters)
Hyundai - 847.000 verkaufte Fahrzeuge
Die Koreaner verdrängen Toyota auf Rang fünf und sind indirekter Nutznießer des Inselstreits. Die Hyundai-Verkäufe legten 2012 um zwölf Prozent zu.
Nissan - 1,18 Millionen verkaufte Fahrzeuge
Der Streit um eine Inselgruppe zwischen China und Japan hat die Absatzzahlen der Japaner deutlich in die Knie gedrückt. Im Gesamtjahr gab es für Nissan ein Minus von fünf Prozent.
Volkswagen - 2,81 Millionen verkaufte Fahrzeuge
Die Wolfsburger können das größte Wachstum der Massenhersteller in der Volksrepublik vorweisen. Gegenüber dem Vorjahr haben die Volkswagen-Verkäufe um 24 Prozent zugelegt.
General Motors - 2,84 Millionen verkaufte Fahrzeuge
Die Amerikaner verteidigen hauchdünn die Spitzenposition in China. Im Jahresvergleich hat GM um elf Prozent zugelegt.
Einmal pro Quartal erstellen die Wirtschaftsprüfer von Ernst&Young ein Ranking der größten Autokonzerne nach Absatz. Wie die Autohersteller in China abgeschnitten haben. (Daten: Gesamtjahr 2012)
Allgemein könnten die Hersteller von Luxusautos aber auf China setzen. "Der dortige Pkw-Markt hat immer noch ein Wachstum von zehn Prozent", sagt Pieper. Das Geschäft mit Oberklassewagen soll sogar um 15 bis 20 Prozent zulegen. "Der Trend, zu einem hochwertigen Auto aufzurüsten, wird immer stärker", sagte der Generalsekretär der chinesischen Personenwagenvereinigung, Cui Dongshu, kürzlich in Peking.
Börse
Anleger, die sich für Autoaktien interessieren, sollten also den chinesischen Markt im Blick haben. Hersteller, die vor Ort sind, und am besten auch noch Oberklassewagen herstellen, versprechen stabile Renditen. Bei den europäischen Autobauern lohnt sich der Blick auf Peugeot, während Fiat nur noch kurzfristig rentabel sein dürfte. Auch die Volkswagenaktie ist durchaus reizvoll - nicht nur, weil das Unternehmen im Boom-Markt China überaus aktiv ist, sondern auch wegen der günstigen Bewertung. Die ist allerdings derzeit ein Merkmal aller deutschen Werte.