Schwarzes Gold Bei Öl-Aktien locken Gewinne

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"Der Anschwung ist noch nicht vorbei"

Für die Ölausrüster wird das kaum reichen. Denn die Förderer dampfen bisher geplante neue Projekte weiter ein. Beim österreichischen Unternehmen Schoeller-Bleckmann etwa gingen im vergangenen Jahr 59 Prozent weniger Aufträge ein. „Der Abschwung ist noch nicht vorbei“, sagt Vorstandschef Gerald Grohmann.

Wer als Ölausrüster überleben will, sollte auch von Ölfeldern auf dem Festland profitieren. So wollen viele Ölkonzerne, darunter Chevron und ConocoPhillips, künftig weniger in Ölquellen auf hoher See und mehr in solche an Land investieren. An Land zu bohren ist billiger und bringt die Förderer schneller an das Öl. Davon dürfte die britische Wood Group profitieren, die auch Produktionsanlagen für Schieferöl baut.

Pleiten häufen sich

Die Ausrüster drücken zu viele Schulden. Folge: Die Pleiten in der Branche häufen sich. In Großbritannien beispielsweise stiegen sie im vergangenen Jahr gegenüber 2014 um 55 Prozent.

Wie gut es um die Finanzen eines Ölunternehmens bestellt ist, zeigt das Verhältnis der Nettoschulden zum Gewinn vor Zinsen und Steuern, dem Ebit. Ein niedriger Wert ist ein Indiz dafür, dass es dem Konzern leichtfällt, Schulden aus laufenden Einnahmen zu bedienen. Beim Ölausrüster Schlumberger machten die Nettoschulden 2015 das Zweifache des Ebit aus – tragbar. Beim US-Wettbewerber Baker Hughes lag der Faktor bei 2,3, die Wood Group kam auf 2,4.

Öl-Aktien mit Chancen

Weiteres Plus für Schlumberger: Trotz niedrigem Ölpreis erwirtschaftete der Ölausrüster im vergangenen Jahr 6,4 Milliarden Dollar an frei verfügbarem Cash. Zum Vergleich: Baker Hughes kam auf nur 831 Millionen Dollar an freien Mitteln. Und Schlumberger investiert sein Geld klug: im April in den US-Ölausrüster Cameron. Mit dessen begehrter Technik, darunter moderne Pumpen, lässt sich Schieferöl effizienter fördern.

Anders als die Ausrüster hängen die Öllogistiker mehr an der transportierten Menge als am Ölpreis. Die kanadische Enbridge beispielsweise, ein Betreiber von Ölpipelines, verlor an der Börse weit weniger als der Ölpreis. In den vergangenen zwei Jahren büßte der Kurs der Kanadier lediglich knapp vier Prozent ein.

Ölverarbeiter sind Nachzügler an der Börse

Billig ist Enbridge daher nicht mehr: Derzeit kostet das kanadische Unternehmen das 3,5-Fache des Buchwertes, der den Anteil der Aktionäre am Unternehmensvermögen angibt. Dennoch steckt im Öllogistiker Kursfantasie. So kann das Unternehmen von Dezember an Öl über eine neue Pipeline vom Zentrum Kanadas zu den Raffinerien in Montreal transportieren. Zudem haben die Waldbrände in Kanada weniger Schaden in der Infrastruktur von Enbridge angerichtet als befürchtet.

Breit streuende Öl-Fonds

Da der kanadische Öllogistiker jedoch schon stark gestiegen ist, sollten Anleger auf einen Rücksetzer warten, bevor sie einsteigen.

Ölverarbeiter dagegen sind an der Börse Nachzügler. Zwar sind deren Raffinerien bis zu 93 Prozent ausgelastet. Allerdings gehen deren Produkte, etwa Benzin oder Heizöl, zum Teil direkt ins Lager und nicht zum Endkunden. Wachsende Lagerbestände drücken die Preise im Terminhandel und damit auch die Margen der Ölverarbeiter. Die Ölverarbeitung liegt vor allem in den Händen der großen Ölmultis ExxonMobil, Royal Dutch Shell oder Total. Zwar werden mit dem Ölpreis auch die Margen für die Ölverarbeiter steigen. Damit löst sich jedoch nicht das größte Problem der Branche: Öl wird zunehmend durch Erdgas ersetzt.

Nachfrage nach Erdgas wird steigen

Bis 2040 wird die Nachfrage nach Erdgas um 47 Prozent wachsen, gemessen am Stand von 2013, so die IEA. Dick im Gasgeschäft ist beispielsweise Shell. Im Februar haben die Briten die Übernahme des Gaskonzerns BG Group abgeschlossen. Mit dieser Akquisition sind sie der weltgrößte Anbieter von Flüssiggas. Der größte Vorteil der BG-Übernahme liege in den niedrigen Produktionskosten der Gassparte, so Teng Ben, Analyst des US-Researchhauses Bernstein. Im Transportsektor, der nach Statistik der Opec 57 Prozent der Ölnachfrage schluckt, wird Öl als Treibstoff langfristig durch Strom ersetzt. Die Elektromobilität wird den Ölpreis drücken. Nicht sofort, aber in etwa einem Jahrzehnt. Es ist daher sinnvoll, Gewinne bei Ölaktien mitzunehmen, spätestens wenn der Preis wieder das Niveau von mehr als 100 Dollar erreichen sollte.

Noch ist unklar, ob den Ölmultis die Energiewende gelingt. Total beginnt zumindest damit: Anfang Mai kauften die Franzosen den Batteriehersteller Saft Group, einen Zulieferer für Elektroautos. Gemessen am Börsenwert, macht Saft jedoch nur 0,9 Prozent des Total-Konzers aus. Es bleibt also noch viel Arbeit für die Ölmultis.

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