Wegen eines hohen Leistungsbilanzdefizits gilt auch Indonesien als krisenanfällig. Die Devisenreserven der größten Ökonomie Südostasiens bewegen sich seit Monaten unter der kritischen Marke von 100 Milliarden Dollar. Im November scheiterte eine Emission von Staatsanleihen. Um eine zehnjährige Anleihe über zwei Milliarden Dollar loszubekommen, musste die Regierung in der zweiten Januarwoche 5,95 Prozent Zinsen bieten – fast doppelt so viel wie im April 2013.
Ein weiteres Problem für Asiens Volkswirtschaften ist die von der japanischen Regierung mit allen Mitteln verfolgte Abwertung des Yen. Tokios Währungsdumping schafft Wettbewerbsnachteile bei diversen Exportprodukten. Politische Spannungen belasten die Schwellenländer zusätzlich: Die Türkei wird durch einen gigantischen Korruptionsskandal erschüttert, während in Thailand Touristen und Investoren von Unruhen abgeschreckt werden. Die Landeswährung Baht steuert bereits auf ein Vier-Jahres-Tief zu.
Die Fed sorgt für einen Kreditboom
Auch die Lage in Brasilien spitzt sich zu. 2011 strömten noch netto 65,3 Milliarden Dollar in das Land. Die Landeswährung Real erstarkte zum Dollar auf 1,50 Reais je Dollar. 2013 drehte die Bilanz ins Defizit: Unter dem Strich flossen 12,3 Milliarden Dollar ab. Der Real sackte zwischenzeitlich auf 2,45 Reais pro Dollar ab. Das war der erste jährliche Kapitalabfluss seit dem Krisenjahr 2008, in dem 983 Millionen Dollar abflossen. Allein im Dezember verlor Brasilien 8,8 Milliarden Dollar. Brasiliens Regierung hatte sich in den vergangenen Jahren an der Seite Chinas vehement gegen die ultralockere Geldpolitik der Fed gestemmt und vor deren Spätfolgen gewarnt.
Mit ihrem Dauer-Niedrigzinsversprechen und Quantitative Easing trieb die Fed Investoren in die globale Jagd nach Rendite und sorgte für einen Kreditboom. Seit 2009 schwappten über 4000 Milliarden Dollar in die Schwellenländer. Ihre Auslandsverschuldung wird nach Schätzung des Institute of International Finance (IIF) in diesem Jahr auf rund 7000 Milliarden Dollar wachsen – eine Verdopplung gegenüber 2006. Knapp 2000 Milliarden Dollar davon sind Schulden, die kurzfristig refinanziert werden müssten. Das wird bei einer rasch sinkenden Kreditwürdigkeit zu einem immer größeren Problem.
Ein Wirtschaftsmodell an seinen Grenzen
Ein zusätzliches und in seiner Dimension unterschätztes Risiko birgt die sich immer stärker abzeichnende Wachstumsschwäche in China. Die Chinese Academy of Sciences, ein dem Staatsrat unterstelltes Forschungsinstitut, beziffert die Gesamtverschuldung von Staat, Unternehmen und Privathaushalten in China inzwischen mit 215 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Die Quote liegt damit fast doppelt so hoch wie 2008. Das chinesische Kreditvolumen legte allein im vergangenen Jahr um mehr als 20 Prozent zu. Es wuchs damit mehr als doppelt so stark wie die chinesische Wirtschaft, die nach offiziellen Statistiken um 7,6 Prozent zugelegt haben soll – das niedrigste ausgewiesene Wachstum seit 14 Jahren. Die Lücke zwischen Kredit- und Wirtschaftswachstum klafft immer weiter auseinander. Das schuldenfinanzierte, auf Exporte gestützte Wirtschaftsmodell sowie eines der größten Konjunkturprogramme in der Wirtschaftsgeschichte stoßen allmählich an ihre Grenzen. Ein Yuan zusätzlicher Schulden sorgt nur noch für 0,4 Yuan Wirtschaftswachstum. Das haben Analysten der US-Vermögensverwaltung Sanford C. Bernstein & Co ermittelt. Vor 2009 waren es noch 0,8 Yuan.
Die angekündigten Reformen im Finanzsektor werden das chinesische Wirtschaftswachstum zusätzlich belasten. Vor allem das wild wuchernde Schattenbankensystem soll zurückgestutzt werden. Durch die immer laxere Kreditvergabe hat sich die chinesische Geldmenge seit Anfang 2007 mehr als verdreifacht. Die Qualität der vergebenen Kredite wird immer schwächer, entsprechend steigt die Zinsbelastung sprunghaft. 2008 beliefen sich die Zinszahlungen noch auf sieben Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung, 2013 dürften es laut Ratingagentur Fitch rund 13 Prozent gewesen sein. Bis Ende 2017 soll die Quote auf etwa 22 Prozent steigen.