In die Kritik geraten sind die Softwareanbieter zuletzt wegen ihres freizügigen Umgangs mit Aktienoptionen, mit denen etwa leitende Angestellte entlohnt werden. Workday gab in den ersten neun Monaten dieses Jahres 117 Millionen Dollar oder sagenhafte 21 Prozent des Umsatzes für Aktienoptionen aus. Bei Salesforce.com, dem größten Cloud-Softwareanbieter, lag der Aufwand in Prozent halb so hoch, aber 413 Millionen Dollar sind eine stolze Summe.
Vor- und Nachteile des Cloud Computing
Wenn ein Unternehmen seine Kundendatenbank nicht im eigenen Rechenzentrum pflegt, sondern einen Online-Dienst wie Salesforce.com nutzt, spart es sich Investitionen in die Infrastruktur. Die Abrechnung erfolgt außerdem zumeist gestaffelt, zum Beispiel nach Nutzerzahl oder Speicherverbrauch. Geschäftskunden erhoffen sich dadurch deutliche Kosteneinsparungen.
Wer Speicherplatz im Netz mietet, kann flexibel auf die Nachfrage reagieren und den Bedarf unkompliziert und schnell erhöhen oder versenken. Wenn beispielsweise ein Startup rasant wächst, fährt es einfach die Kapazitäten hoch. Somit fallen auch niedrige Fixkosten an.
Die Installation auf den eigenen Rechnern entfällt. Damit lässt sich ein neues System äußerst schnell einführen. Auch die Updates bereiten keine Probleme mehr, somit sinkt der Administrationsaufwand. Allerdings lassen sich die Cloud-Dienste in der Regel auch nicht so individuell konfigurieren.
Zur Nutzung der Cloud-Dienste benötigen Mitarbeiter lediglich einen Internetanschluss – unabhängig von ihrem Aufenthaltsort und dem Gerät, das sie nutzen.
Die Daten-Dienstleister werben damit, dass sie sich intensiver mit der IT-Sicherheit beschäftigen als einzelne Nutzer oder Unternehmen. Allerdings sind die Rechenzentren der Cloud-Anbieter aufgrund der großen Datenmenge auch ein attraktives Ziel für Angriffe von Hackern. Zudem ist von außen schwer nachzuvollziehen, ob der Anbieter die Daten ausreichend vor den eigenen Mitarbeitern schützt. Die Auslagerung bedeutet somit einen Kontrollverlust.
Viele Unternehmen sind von ihrem Dienstleister abhängig, weil sie nicht ohne weiteres zu einem anderen Anbieter wechseln können. Das liegt etwa daran, dass sie ihre Systeme aufwendig an die Schnittstellen anpassen müssen. Auch Nutzer haben oft Schwierigkeit, wenn sie mit ihren Daten den Anbieter wechseln wollen. Eine weitere Frage: Was ist, wenn der Betreiber eines Dienstes pleite geht? Erst wenn es Standards gibt, die den Wechsel von einem zum anderen Dienstleister ermöglichen, sinkt die Abhängigkeit.
Der Fokus auf Aktienoptionen trübt den Blick auf die Sachinvestitionen. Auch die Aufwendungen dafür sind in der jungen Branche weit höher als bei etablierten Unternehmen. Daten des Infodienstes FactSet zufolge dürften die Anlageinvestitionen bei Microsoft in diesem Geschäftsjahr bei rund sechs Prozent des Umsatzes oder 19 Prozent des operativen Cash-Flows liegen.
Dagegen werden die 22 Cloud-Softwareanbieter im laufenden Geschäftsjahr im Schnitt rund 207 Prozent ihres operativen Cash-Flows investieren müssen, um ihr Geschäft reibungslos betreiben oder expandieren zu können. Zendesk, ein führender Anbieter für cloudbasierte Kundendienst-Software, hat in den ersten neun Monaten des Jahres 19 Millionen Dollar für Büromiete und neue Server ausgegeben.
Warum soll man überhaupt in Unternehmen investieren, die zwei Dollar ausgeben, um einen Dollar Gewinn zu machen?
Weil dem Cloud Computing trotzdem die Zukunft gehört. Immer mehr Kunden werden ihre Software aus der Cloud ziehen wollen, denn für sie oder ihre Mitarbeiter entfällt viel Aufwand, etwa das Installieren von Updates. Aber wer am Ende das große Geld mit der Cloud verdient, ist noch nicht ausgemacht. Softwaredinos wie Microsoft und SAP investieren inzwischen in eigene Cloud-Angebote. Und fraglich ist, ob alle jungen Unternehmen die teure Aufbauphase überleben werden. Anzeichen, dass sie ihre Investitionen zurückfahren, gibt es derzeit keine; es kann also noch dauern, bis ihre Erträge die Kosten übersteigen und Gewinne sprudeln