Software-Aktien Kostenexplosion bremst Börsentrend Cloud-Computing

Cloud-Softwareunternehmen haben ein Kostenproblem. Hohe Investitionen bremsen die Erfolgsstory an der Börse. Obwohl das Konzept Zukunft hat, werden nicht alle durchkommen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die größten Softwarehersteller der Welt
Platz 10: Salesforce.comCEO Marc R. Benioff schafft es mit Salesforce gerade eben in die Top Ten der umsatzstärksten Softwareunternehmen. Die Firma setzte 2013 3,8 Milliarden Dollar mit Software um. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 33,3 Prozent und macht das Unternehmen zum wachstumsstärksten innerhalb der Top Ten - damit ging es um zwei Plätze nach oben. Salesforce.com bezeichnet sich selbst als Pionier für Cloud Computing im Bereich Geschäftsanwendungen und wirbt damit, dass Unternehmen so die Kosten etwa für Hardware und IT-Management reduzieren können. Salesforce.com wurde 1999 aus der Wiege gehoben und sitzt in München, Düsseldorf und Darmstadt.Datenquelle: Erhebung der Umsatzzahlen von Gartner Quelle: REUTERS
Platz 9: CA TechnologiesEinen Platz abwärts ging es für CA Technologies. Mit 4,2 Milliarden Dollar Umsatz mit Software-Verkäufen 2013 liegt die Wachstumsrate bei -2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Unternehmen bietet IT-Management-Software und -Lösungen an. Rund 14.000 Mitarbeiter sind bei CA angestellt, davon 5300 Entwickler. Gegründet wurde CA 1976 und hat heute 150 Niederlassungen in mehr als 45 Ländern. Neben Unternehmen zählt CA Technologies auch Behörden und Bildungseinrichtungen zu seinen Kunden. Quelle: Gemeinfrei
Platz 8: VMwareMit einer Wachstumsrate von 14,1 Prozent im Vergleich zu 2012 ging es für VMware um einen Rang nach oben. 2013 machte die Firma 4,8 Milliarden Dollar Umsatz mit Software. Im Bild: Der Vorstandsvorsitzende Pat Gelsinger, der 2012 zum Unternehmen stieß. VMware ist ein amerikanisches Unternehmen, das Software im Bereich der Virtualisierung entwickelt. Gegründet wurde es 1998, heute arbeiten rund 13.000 Menschen bei VMware. Die Firma mit Sitz in Palo Alto ist international aktiv. Das bekannteste Produkt ist VMware Workstation, das mehrere parallel laufende Betriebssysteme (Windows, Linux und andere) auf einem Rechner ermöglicht. Quelle: dpa
Platz 7: Hewlett-PackardKonstant auf Rang sieben kann sich HP halten. Mit 4,9 Milliarden Dollar Software-Umsatz sank die Wachstumsrate leicht um -2,7 Prozent. Der 1939 gegründete und weltweit tätige Konzern beschäftigt rund 317.500 Mitarbeiter und sitzt in Palo Alto. Es ist eines der größten US-Technologieunternehmen und war einst das erste seiner Art im Silicon Valley. Die Produktpalette reicht von Softwarelösungen über Server bis zu Notebooks. Quelle: AP
Platz 6: EMCEbenfalls auf dem gleichen Platz wie im Vorjahr bleibt EMC. Das Unternehmen legte eine Wachstumsrate von 4,9 Prozent im Vergleich zu 2012 hin und kam 2013 auf einen Umsatz von 5,6 Milliarden Dollar mit Software-Verkäufen. Der IT-Konzern setzt auf Cloud Computing und unterstützt nach eigenen Angaben andere Firmen dabei, ihre Informationen zu speichern, zu managen, zu schützen und zu analysieren. EMC ist in mehr als 100 Ländern und quer durch alle Branchen aktiv. Weltweit beschäftigt EMC etwa 60.000 Mitarbeiter und hat 400 Vertriebsniederlassungen. Quelle: AP
Platz 5: SymantecStabiler Software-Umsatz auch beim fünftplatzierten Symantec. Wie im Vorjahr machte das US-Unternehmen 6,4 Milliarden Dollar. Im Bild: Symantec-CEO Steve Bennett. Die Firma wurde 1982 gegründet und sitzt in Mountain View in der Nähe des Silicon Valley. Nach eigenen Angaben betreibt Symantec Niederlassungen in 40 Ländern und beschäftigt rund 18.500 Mitarbeiter. Das bekannteste Produkt der Firma ist wohl das Anti-Viren-Programm Norton AntiVirus. Quelle: REUTERS
Platz 4: SAPDas deutsche Unternehmen steht wie 2012 auf Rang vier, verzeichnete aber eine Wachstumsrate von 9,5 Prozent. 18,5 Milliarden Dollar Umsatz machte der Konzern 2013 mit seinen Software-Produkten. 1972 gegründet und mit Sitz in Walldorf beschäftigt SAP heute rund 65.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen macht Software für die Abwicklung sämtlicher Geschäftsprozesse (Buchführung, Vertrieb, Lagerhaltung etc.). Quelle: dpa

Eine der späten Erkenntnisse des Internet-Hypes bis 2000 war, dass auch die scheinbar reibungsfreie, virtuelle Welt mit realen Kosten verbunden ist. Anlegern, die in den letzten Jahren massiv in Anbieter von Cloud Computing investiert haben, das derzeit als allein selig machendes Geschäftsmodell in der Softwarebranche gilt, droht eine ähnlich schmerzhafte Erkenntnis. Auch die Anbieter cloudbasierter Software verkaufen schließlich Softwarecodes, genau wie Microsoft oder Oracle. Nur die Vertriebs- und Bezahlmodelle sind andere: Die Programme werden nicht mehr pro CD verkauft, sondern liegen auf Servern, irgendwo in der globalen Datenwolke („cloud“); Kunden dürfen sie nutzen und zahlen Miete für die Dauer des Vertrags.

Zum Autor

Die neuen Softwareanbieter gleichen somit eher Telekomkonzernen als den alten Softwareunternehmen: Ihre Umsätze sind stabiler, aber sie wachsen auch nicht mehr exponentiell, nachdem ein neuer Kassenschlager erfunden wurde. Vor allem hat die Börse bisher offenbar die hohen Fixkosten dieses Vertriebsmodells unterschätzt: Um ihre Software zum weltweiten Abruf via Internet bereitstellen zu können, müssen die Cloud-Anbieter riesige Server-Cluster bauen und erhalten.

Die hohen Fixkosten sind es offenbar, die den meisten Cloud-Anbietern derzeit in die Hacken laufen. Ihre Umsätze wachsen ganz ordentlich, aber die Gewinne zeichnen ein verheerendes Bild; zurzeit sind sie die rentabilitätsschwächste Gruppe in der gut 40-jährigen Geschichte der Softwarebranche.

Ein Beispiel ist Workday, eine Firma, die Personalmanagement-Software vermietet. Der Umsatz dürfte im laufenden Geschäftsjahr um 67 Prozent auf 785 Millionen US-Dollar steigen. Dabei wird Workday aber lediglich 7,6 Millionen Dollar Gewinn generieren. Schuld sind Investitionen, hauptsächlich in neue Server, in Höhe von 101 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Microsoft wird in diesem Jahr eine Free-Cash-Flow-Rendite von 26 Prozent schaffen. Das heißt: Microsoft wird aus 98 Milliarden Dollar Umsatz satte 25 Milliarden freie Mittel generieren, die es ausgeben kann, wie es will: für Dividenden und Aktienrückkäufe, oder einfach sparen. Investitionskosten sind, wie alle anderen Kosten, schon abgezogen.

Top 10 der Softwareunternehmen nach Umsatz 2013

Der Vergleich hinkt natürlich, denn Microsoft ist ein 40 Jahre altes Unternehmen, und viele der Cloud-Anbieter sind keine zehn Jahre alt. Doch die Rentabilität ist bei fast allen mager. Das zeigt ein Überblick über die 22 wichtigsten Cloud-Spezialisten, etwa Workday, Sabre, ServiceNow und Marketo. Im Schnitt bleiben nur 4,5 Prozent des Umsatzes als freier Cash-Flow übrig. Das ist unwesentlich besser als die zwei Prozent des Online-Händlers Amazon, der als eines der margenschwächsten Technologieunternehmen weltweit gilt.

Investieren um jeden Preis

In die Kritik geraten sind die Softwareanbieter zuletzt wegen ihres freizügigen Umgangs mit Aktienoptionen, mit denen etwa leitende Angestellte entlohnt werden. Workday gab in den ersten neun Monaten dieses Jahres 117 Millionen Dollar oder sagenhafte 21 Prozent des Umsatzes für Aktienoptionen aus. Bei Salesforce.com, dem größten Cloud-Softwareanbieter, lag der Aufwand in Prozent halb so hoch, aber 413 Millionen Dollar sind eine stolze Summe.

Vor- und Nachteile des Cloud Computing

Der Fokus auf Aktienoptionen trübt den Blick auf die Sachinvestitionen. Auch die Aufwendungen dafür sind in der jungen Branche weit höher als bei etablierten Unternehmen. Daten des Infodienstes FactSet zufolge dürften die Anlageinvestitionen bei Microsoft in diesem Geschäftsjahr bei rund sechs Prozent des Umsatzes oder 19 Prozent des operativen Cash-Flows liegen.

Dagegen werden die 22 Cloud-Softwareanbieter im laufenden Geschäftsjahr im Schnitt rund 207 Prozent ihres operativen Cash-Flows investieren müssen, um ihr Geschäft reibungslos betreiben oder expandieren zu können. Zendesk, ein führender Anbieter für cloudbasierte Kundendienst-Software, hat in den ersten neun Monaten des Jahres 19 Millionen Dollar für Büromiete und neue Server ausgegeben.

Warum soll man überhaupt in Unternehmen investieren, die zwei Dollar ausgeben, um einen Dollar Gewinn zu machen?

Weil dem Cloud Computing trotzdem die Zukunft gehört. Immer mehr Kunden werden ihre Software aus der Cloud ziehen wollen, denn für sie oder ihre Mitarbeiter entfällt viel Aufwand, etwa das Installieren von Updates. Aber wer am Ende das große Geld mit der Cloud verdient, ist noch nicht ausgemacht. Softwaredinos wie Microsoft und SAP investieren inzwischen in eigene Cloud-Angebote. Und fraglich ist, ob alle jungen Unternehmen die teure Aufbauphase überleben werden. Anzeichen, dass sie ihre Investitionen zurückfahren, gibt es derzeit keine; es kann also noch dauern, bis ihre Erträge die Kosten übersteigen und Gewinne sprudeln

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%