Sparer und der Nullzins Es kommt noch schlimmer

Bisher hielten sich die Konsequenzen für Sparer in der Nullzinswelt in Grenzen. Das wird sich nach Meinung der Deutschen Bank bald ändern. Der Blick nach vorne sieht düster aus: 2017 könnte es ein böses Erwachen geben.

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Der EZB-Chef will mit Tiefzinsen die Wirtschaft ankurbeln. Quelle: AFP

Alle Welt redet vom Nullzins. Die Deutsche Bank auch. In einer aktuellen Analyse titeln die Experten: „Schwierige Zeiten für deutsche Sparer“. Mit einem Zinssatz von Null müssen Anleger zwar schon heute kalkulieren. Das böse Erwachen wird es aber erst im nächsten Jahr geben, schätzen die Experten.

Bisher ist die Welt nämlich noch einigermaßen in Ordnung. Deutsche-Bank-Analyst Oliver Rakau belegt das mit Zahlen. Bisher hielten sich die Effekte der Nullzinspolitik in Grenzen. Die deutschen Privathaushalte erzielten mit ihren Finanzvermögen in den vergangenen vier Jahren eine Rendite von durchschnittlich jährlich 3,4 Prozent. Bei Einführung des Euros lag sie sogar bei rund sechs Prozent. Zu rund drei Vierteln besteht das Finanzvermögen aus Bargeld, Einlagen und Versicherungen.

Robuste Einnahmen aus Versicherungen, Investmentfonds und Alterssicherungen wirkten stabilisierend. Wichtig waren dabei auch höher verzinsliche Altanlagen und Wertgewinne im Zuge der sinkenden Marktzinsen. Zur Erinnerung: In den vergangenen 25 Jahren sank beispielsweise die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe von rund neun auf null Prozent.

Der Instrumentenkasten der EZB

Im laufenden und kommenden Jahr werden die Belastungen jedoch steigen. „Die Puffereffekte von langfristigen zinstragenden Anlagen mit hohen Kupons dürften spürbar zurückgehen, da Haushalte immer weniger solcher Anlagen halten“, glaubt Deutsche-Bank-Analyst Rakau. Wer vor einigen Jahren beispielsweise Bundesanleihen mit einer jährlichen Ausschüttung von drei oder vier Prozent gekauft hat, der bekommt heute nur noch null Prozent.


Bald kommt die negative Rendite

Auch weitere Kursgewinne erscheinen nach den starken Gewinnen kaum noch möglich. „Zudem dürften steigende Energiepreise die Inflation antreiben und für kräftige Rückgänge der realen Gesamtrendite sorgen“, mutmaßt der Analyst. Real bedeutet: Nominale Verzinsung abzüglich der Geldentwertung.

Die reale Rendite entscheidet darüber, ob die Anlagen letztendlich an Wert gewinnen oder verlieren. Und da ist der Ausblick der Deutsche-Bank-Analysten getrübt: „Im Jahr 2017 könnte die reale Gesamtrendite sogar negativ werden.“ Hier schlägt sich die doppelte Belastung aus gesunkenen Zinsen und höherer Geldentwertung nieder.

Das sind die drei Leitzinssätze der EZB

Experten raten deswegen zur Anpassung bei der Struktur des Geldvermögens. Die Hoffnung auf mehr Rendite müssen Anleger mit höheren Risiken erkaufen. Diese Anpassung verläuft sehr zäh. Die Deutschen haben zwar in knapp zehn Jahren den Anteil von Bankeinlagen und Sparbriefen von 22 auf 16 Prozent gesenkt. Gleichzeitig aber stockten sie die Sichteinlagen auf.

Eine klassische Empfehlung wäre hier ein höherer Vermögensanteil an Aktien. Die Quote hat sich zwar in den vergangenen Jahren erhöht, bleibt aber im tieferen einstelligen Prozentbereich. Fonds, teilweise mit Aktienanteilen, kommen auf eine doppelt so hohe Quote. Martin Hüfner empfiehlt hier mehr Engagement. Seiner Meinung nach „verschenken die Deutschen am Ende Chancen und Wohlstand“.

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