Die wissenschaftlichen Untersuchungen widersprechen der häufigen Meinung, dass in Spin-offs nur unverkäuflicher Schrott an den Markt komme, den die Konzernmütter dringend loswerden wollten. „Es stimmt nicht generell, dass nur Bauchläden von schwach-rentablen Bereichen als Abspaltungen an den Markt kommen und IPOs das Tafelsilber enthielten“, sagt der US-Finanzwissenschaftler Byron Hollowell.
„Vielmehr entscheidet die aktuelle Marktphase – Hausse oder Baisse – darüber, ob ein Konzernteil als Börsengang oder als Spin-off an den Markt kommt.“ IPOs und Verkäufe an Investoren würden oft auch einfach nur deswegen einem Spin-off vorgezogen, weil schnell Cash gebraucht werde, so Hollowell.
Warum laufen Spin-off-Aktien im Durchschnitt besser als der Rest der Börse und vor allem viel besser als Börsengänge (IPOs)? Es liegt erstens vor allem am Preis: Oft wurde im Vorfeld schon ein Verkauf an ein anderes Unternehmen oder einen Investor versucht, „da können die Konzernmanager beim Preis nicht mehr pokern und sind häufig bereit, das ausgegliederte Geschäft fast zu verschenken“, sagt Robert Suckel, Hedgefondsmanager bei SPS Investment in Hamburg.
Zweitens: Spin-offs haben, anders als an der Börse bereits etablierte Unternehmen, noch keinen für die Investoren nachvollziehbaren Erfolgsausweis, etwa seit einigen Quartalen stabile Cash-Flows, Gewinne oder gar Dividenden. „Häufig bekommt man nicht mal eine vernünftige Gewinn-und-Verlust-Rechnung oder Bilanz für die vergangenen Jahre des abgespaltenen Bereichs“, so Suckel, „an der Börse drückt das den Preis der Neulinge.“
Nicht zu früh kaufen
Wichtig für Anleger ist Geduld. „In den ersten Monaten verlieren die abgespaltenen Aktien häufig weiter an Wert, weil viele Investoren, die die Papiere ungefragt ins Depot gebucht bekommen haben, sie schnell wieder verkaufen wollen“, meint Funke. Anleger sollten daher nicht zu früh einsteigen. Funke: „In den ersten beiden Quartalen sind die jungen Aktien zudem noch sehr volatil, es herrscht noch große Unsicherheit bei Investoren darüber, wie die ersten Quartalsergebnisse ausfallen werden.“
Bei den meisten untersuchten Spin-offs wäre der ideale Kaufzeitpunkt daher drei bis sechs Monate nach dem Börsendebüt gewesen, meint Funke.
Gibt es Kriterien, nach denen Spin-offs besonders gut laufen? „Es gibt Ausnahmen von der Regel, aber in der Tendenz gilt: je kleiner und fokussierter der abgetrennte Bereich, desto besser die Chance auf eine langfristige Wertsteigerung“, sagt Funke. Häufig würden die sogenannten „Pure Plays“ später wieder von anderen Konzernen aufgekauft.
Das prominenteste Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist die Übernahme von Motorola Mobility durch Google 2012, nachdem der Handybereich zuvor aus dem Motorola-Konzern ausgegliedert worden war. Gebken: „Wir haben seit 1990 in den USA 280 neue Unternehmen, die von ihren Müttern abgespalten wurden, untersucht, davon wurden 62 in den ersten fünf Jahren nach der Abspaltung wieder übernommen.“ Fast alle waren sogenannte „Pure Plays“ – also Firmen, die auf eine einzige Branche konzentriert sind.