Staatsanleihen Italienischer Haushaltsplan wird immer teurer – Bondsrenditen steigen

Die Euro-Staatsanleihen haben eine Achterbahnfahrt hinter sich. Besonders traf es die BTPs. Dazu beigetragen hat der neue italienische Haushaltsplan.

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Staatsanleihen: Haushaltsplan von Italien wird immer teurer Quelle: dpa

Frankfurt Die Staatsanleihen im Euroraum blicken auf turbulente Tage zurück. Letztlich holten die Kernlandbonds ihre zwischenzeitlichen Kursverluste am kurzen Ende der Zinsstruktur überwiegend auf. Am langen Ende blieben sie meist leicht im Minus. Besonders deutlich traf es erneut die BTPs.

Seit Donnerstagabend sind die Renditen der zweijährigen BTPs um rund 54 und diejenigen der fünfjährigen um rund 64 Basispunkte gestiegen. Bisher ist es der italienischen Administration nicht gelungen, den Renditeanstieg wieder einzufangen. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass die Pläne der italienischen Regierung auf dem Treffen der Eurogruppe am Montag auf deutliche Kritik stießen.

Zusätzlich dürften die Aussagen des Präsidenten der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker für Unruhe gesorgt haben, der die italienischen Haushaltspläne mit den Problemen der Schuldenkrise in Griechenland in einen Zusammenhang brachte. Festzuhalten ist, dass Italiens Verschuldung bei rund 132 Prozent vom BIP liegt, Griechenlands indes weiter auf einem Niveau von über 180 Prozent verharrt.

Der italienische Finanzminister Giovanni Tria verteidigte die Haushaltspläne unter anderem damit, dass sich zahlreiche andere Länder aus dem Euroraum nicht an die Spielregeln der Europäischen Union gehalten hätten.

Bei den aktuellen Diskussionen sollte jedoch nicht vergessen werden, dass der komplette Haushaltsentwurf noch gar nicht vor liegt und er erst am 15. Oktober bei der EU-Kommission eingereicht werden muss. Nichtsdestotrotz hat die italienische Regierung Vertrauen verloren. Mit dem Haushalt haben die Koalitionspartner in Rom die Glaubwürdigkeit des Finanzministers beschädigt, so dass dessen Aussagen erst einmal keine beruhigende Wirkung entfalten werden.

Der Internationale Währungsfonds sorgt sich vor den Auswirkungen des Handelskonfliktes sowie der Verschärfung der Kreditvergabe. Der IWF könnte seine Wachstumsprognosen also am 9. Oktober senken, wenn die Aktualisierung des World Economic Outlooks im Vorfeld des alljährlichen Treffens veröffentlicht wird. Immerhin haben die USA eine Erneuerung der Nafta erreicht, die allerdings noch ratifiziert werden muss.

Damit ist aus US-Sicht der Weg frei für die Gestaltung der Handelsbeziehungen zur EU und China. Ob es jedoch in nächster Zeit Fortschritte in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und China geben wird, ist fraglich.

Zum einen könnte die chinesische Seite erst einmal den Ausgang der Midterms abwarten. Zum anderen hat der US-Präsident am Montag signalisiert, dass es noch nicht an der Zeit sei, mit China zu sprechen. Die Sorgen des IWF sind also nicht unbegründet. Die Gefahr, einer zusätzlichen Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China mit Einführung der zweiten Stufe an Zöllen ab 2019 ist nicht gebannt.

Die Situation am Dienstagmorgen deutet auf leichte Kursgewinne für die Staatsanleihen aus den Kernländern des Euroraums hin, wobei es hier auch Differenzierungen geben dürfte. Durch die italienische Haushaltsdebatte ist Frankreichs Budgetplanung ebenfalls in den Fokus gerückt. BTPs dürften zu Handelsbeginn aufgrund der anhalten Unsicherheit um den Haushalt zur Schwäche neigen.

Konjunkturdaten

Die Veröffentlichung von Wirtschaftsdaten legt am Dienstag eine Pause ein. Aus dem Euroraum dürften lediglich die Erzeugerpreise für den August von Interesse sein. Im Monatsvergleich wird von den von Bloomberg befragten Volkswirte erneut ein leichter Anstieg erwartet.

Die Jahresrate soll jedoch mit einem Wert von 3,8 nach 4 Prozent etwas an Dynamik verloren haben. Dennoch lässt sich auf den Vorstufen durchaus Preisdruck erkennen, auch wenn dieses es bislang nicht in die Endstufen geschafft hat. Das haben die Konsumentenpreisdaten auf Eurolandebene am vergangenen Freitag, da für September, bereits gezeigt.

Aus den USA werden keine Daten bekanntgegeben, so das von dieser Seite nicht mit Handelsimpulse am Nachmittag gerechnet werden kann. Mit den Auftritten verschiedener US-Notenbanker kann sich das jedoch ändern. Randal Quarles (stimmberechtigt) wird sich vor dem Bankenausschuss des Senats nicht direkt zu wirtschaftlichen Fragen äußern, sondern über den Fortgang der Implementierung von Änderungen in der Regulierung berichten.

Letztlich können die von der US-Administration auf den Weg gebrachten Entlastungen bei der Regulierung für eine Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds sorgen. Daher sind Quarles Aussagen durchaus zu beachten.

Die meiste Aufmerksamkeit wird jedoch Jerome Powell zu Teil werden, der zu den Perspektiven für Beschäftigung und Inflation sprechen wird. Die Geldpolitik der Fed ist zwar für die nächsten Monate relativ gut vorgezeichnet. Dennoch könnten seine Aussagen vielleicht mehr Klarheit schaffen, wo er die Geldpolitik Ende 2019 sieht. Ob er eine weitere Einordnung des Handelskonflikts und eine Einschätzung zu USMCA geben wird, bleibt abzuwarten. Und am späteren Abend hat Robert Kaplan (nicht stimmberechtigt) ebenfalls einen Auftritt.

Primärmarkt

Neben Schätzen aus Malta mit einer Laufzeit von sechs Monaten sowie aus Belgien mit einer Laufzeit von 3 Monaten mit einem Volumen von bis zu 1,3 Milliarden Euro wird der ESM sich bis zu 2 Milliarden Euro bei Geldmarktinvestoren für Drei-Monatspapiere einsammeln. Die Woche am Kapitalmarkt wird die österreichische Finanzagentur eröffnen.

Es werden zwei Anleihen mit Laufzeiten 2023 und 2028 aufgestockt. Die Analysten der Commerzbank erwarten ein Emissionsvolumen von 1,2 Milliarden Euro. Das dürfte sich vergleichsweise problemlos bei den Investoren unterbringen lassen. Am Abend wird das US-Treasury mit den Vier-Wochenpapieren am Geldmarkt aktiv. Eingesammelt werden sollen wie in der Vorwoche 40 Milliarden Dollar.

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