Auch der Getränkekonzern Diageo expandiert seit Jahren geschickt in die Schwellenländer. Dabei profitieren die Briten von der Zugkraft ihrer Marken als Statussymbol in China, Indien oder auch Indonesien. Diageo vertreibt 8 der 20 erfolgreichsten Premiummarken für Spirituosen weltweit, darunter viele hochpreisige und margenstarke wie Whisky, Gin oder Cognac. Vergangene Woche nutzten die Briten den akuten Finanzbedarf des Wettbewerbers United Spirits, um einen Fuß in den indischen Whisky-Markt zu bekommen. Für 1,6 Milliarden Euro bekommt Diageo in zwei Schritten 53 Prozent an United. Indien ist der am schnellsten wachsende Markt der Welt für Whisky; bis 2015 erwarten Marktforscher ein Absatzplus von 50 Prozent auf dem Subkontinent.
Adidas macht bereits heute rund die Hälfte des Umsatzes in den Wachstumsmärkten. Noch liegt Konkurrent Nike in China knapp vorne, doch Adidas holt auf. Die Franken haben ihre Wachstumsziele angehoben; der Umsatz soll bis 2015 auf 17 Milliarden Euro steigen, 2011 setzte Adidas rund 13 Milliarden Euro um. Ein Hemmschuh bleibt die 2006 übernommene Reebok und damit das US-Geschäft. Der Reebok-Umsatz schrumpft, wird aber vom weltweit starken Wachstum der Kernmarke mit den drei Streifen mehr als kompensiert. Die Marke ist langfristig der Gewinner unter den Sportmarken; die Konzentration auf die Felder Fußball/Fanartikel, Golf und Lifestyle dürfte sich auszahlen.
Mit Johnson & Johnson können Anleger den Fokus etwas mehr auf die weltweit wachsende Gesundheitsbranche legen statt nur auf Konsum; die Amerikaner erwirtschaften den Großteil ihres Umsatzes mit patentpflichtigen Medikamenten (Sparte Pharma), rezeptfreien Salben, Cremes oder Körperpflegemitteln (Consumer); als drittes Standbein unterhält Johnson eine schnell wachsende Medizintechniksparte. Das etwas höhere Risiko als bei reinrassigen Konsumgiganten wie Procter (Pharma-Patente können auslaufen, ohne dass ein Nachfolger marktreif ist) schlägt sich in der günstigeren Bewertung der Aktie nieder: Das KGV liegt bei 13.
Aussichtsreiche Aktien ohne Regulierungsdruck
Zulieferer für die Halbleiterindustrie; global aufgestellt mit starken Produkten, aber zyklischem Geschäft.
Kurs: Aixtron
Börsenwert: 1389 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 72,6
Dividendenrendite 2012: 1,8 Prozent
Chance/Risiko: 8/7
Größter Tapetenhersteller Europas; Top-Anbieter, Immobilienboom-Profiteur, Risiko Rohstoffpreise
Kurs: A. S. Création
Börsenwert: 75 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 13,8
Dividendenrendite 2012: 5,4 Prozent
Chance/Risiko: 5/4
Optiker-Marktführer mit überzeugendem Geschäftsmodell; weiter auf Expansion; jüngst Insiderkäufe
Kurs: Fielmann
Börsenwert: 3069 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 22,9
Dividendenrendite 2012: 3,3, Prozent
Chance/Risiko: 5/4
Erfahrene Mittelstandsholding mit überzeugendem, ausgewogenem Portfolio; profitiert vom Konjunkturplus
Kurs: Indus
Börsenwert: 518 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 8,1
Dividendenrendite 2012: 3,9 Prozent
Chance/Risiko: 6/5
Hersteller von Spezialcomputern; auf Rekordkurs mit solider Bilanz; auf aktuellem Niveau unterbewertet
Kurs: Kontron
Börsenwert: 351 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 11,8
Dividendenrendite 2012: 3,4 Prozent
Chance/Risiko: 6/4
Spezialist für hochwertige Keramik; profitiert vom Immobilienboom; sehr solide mit guter Marktposition
Kurs: Villeroy&Boch
Börsenwert: 202 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 14,1
Dividendenrendite 2012: 2,8 Prozent
Chance/Risiko: 4/3
Hochwertige Küchenutensilien; Gewinnbringer Profi-Kaffeemaschinen; Dauerläufer mit Übernahmefantasie
Kurs: WMF
Börsenwert: 502 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 13,3
Dividendenrendite 2012: 3,4 Prozent
Chance/Risiko: 5/4
Soziales Netzwerk für Profis, relativ günstig zu haben; Großaktionär Burda hat Zugriff auf weitere Anteile
Kurs: Xing
Börsenwert: 265 Mio. Euro
KGV (Schätzung für 2012): 26,2
Dividendenrendite 2012: 1,2 Prozent
Chance/Risiko: 7/6
Unternehmen mit starkem Eigenkapitalanteil und geringer Verschuldung, wie der Softwarekonzern SAP, haben in schwierigen Konjunkturphasen nicht nur günstigere Kapitalkosten und einen längeren finanziellen Atem, sondern auch den strategischen Vorteil, schwächere Konkurrenten aufkaufen oder ihnen mit aggressiver Preispolitik Kunden abjagen zu können. „Sie nutzen Krisenzeiten häufig, um ihre Marktanteile auszubauen, wovon sie im nächsten Aufschwung profitieren“, sagt Stelter. So hat SAP Milliarden in das Zukunftsgeschäft Cloud Computing (Miet-Software aus dem Netz) investiert. Die Aktie ist zwar nicht ganz günstig (KGV 18). Doch SAP wächst schnell und vor allem stetig; Umsätze und Gewinne mit Cloud-Software wachsen inzwischen mit dreistelligen Prozentraten pro Jahr; die SAP-Tochter Success Factors gewinnt Analysten zufolge derzeit neun von zehn Ausschreibungen für Cloud-basierte Services bei SAP-Kunden. Es sieht also ganz so aus, als könne SAP seine Stärke aus der alten Softwarewelt in die neue übertragen.
Nur wenige Aktien aus konjunktursensiblen Bereichen wie Stahl, Chemie oder Maschinenbau sind für die großen Kapitalanleger derzeit attraktiv. Zu ihnen gehört BASF. Der weltgrößte Chemiekonzern bringt es trotz eindrucksvoller Wachstumszahlen nur auf ein KGV von rund zehn. Was sicherlich auch mit der wegen der schwächelnden Weltkonjunktur derzeit flauen Nachfrage nach Basischemie zu tun hat. BASF kann jedoch als einziger großer Chemiekonzern seine Umsatz- und Gewinnprognosen für das Gesamtjahr 2012 aufrechterhalten: Der Konzern hat klug diversifiziert und mit Agrarchemie, Pflanzenschutz sowie der Tochter Wintershall (Öl und Gas) zwei weitgehend konjunktur- und inflationsgeschützte Geschäftsbereiche im Portfolio. Zudem hat BASF die Krise genutzt, um Wettbewerber aufzukaufen und seine Marktposition in China zu festigen. Falls – und darauf deuten jüngste Daten hin – das chinesische Wirtschaftswachstum wieder anzieht, fährt BASF die Ernte ein.