Stada-Übernahme Hedgefonds-Bonus ermöglicht Börsenrückzug

Stada-Übernahme: Hedgefonds-Bonus ermöglicht Börsenrückzug Quelle: dpa

Finanzinvestoren wollen den Pharmahersteller Stada übernehmen - und von der Börse nehmen. Der berüchtigte Hedgefondsmanager Paul Singer setzte eine höhere Offerte für die Aktionäre durch.

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Für die verbliebenen Kleinaktionäre des von Finanzinvestoren übernommenen Arzneimittelherstellers Stada hat sich das Warten gelohnt. Die Beteiligungsgesellschaften Bain und Cinven kündigten am Montag eine Offerte an, die fast ein Viertel höher ist als der Preis, für den sich die beiden im vergangenen Jahr 65 Prozent der Anteile für insgesamt 5,3 Milliarden Euro gesichert hatten. Zugleich setzen Bain und Cinven den Aktionären aber die Pistole auf die Brust. Denn mit dem Angebot über 81,83 Euro - den Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate - ist der Rückzug von Stada von der Frankfurter Börse verbunden. Wer die neue Offerte nicht annimmt, kann seine Papiere danach nicht mehr am Markt verkaufen.

Es ist der dritte Anlauf, den Bain und Cinven nehmen, um die übrigen Stada-Aktionäre loszuwerden. Ein Angebot vom Frühjahr über 74,40 Euro war ins Leere gelaufen, weil die Stada-Papiere an der Börse stets teurer verkauft werden konnten. Am Montag lagen sie bei 81,70 Euro.

Von der Aufstockung der Offerte profitiert allen voran der US-Hedgefonds Elliott des aktivistischen und gefürchteten Investors Paul Singer. Er kann nun offenbar zu dem höheren Preis sein gesamtes Aktienpaket von mindestens zwölf Prozent an die Mehrheitseigentümer des Grippostad-Herstellers verkaufen. Anschließend werde an den Börsen Frankfurt und Düsseldorf der Widerruf der Zulassung „zum frühsten möglichen Zeitpunkt“ beantragt. Dies betreffe auch eine Stada-Anleihe mehr als 300 Millionen Euro, die noch bis 2022 läuft. Das Delisting von der Börse soll laut Bain und Cinven Kosten einsparen.

Bain und Cinven müssen damit rund 350 Millionen Euro mehr für das Unternehmen aus Bad Vilbel bei Frankfurt ausgeben als geplant. Mit ihrer fünf Milliarden Euro schweren Offerte über 66,25 Euro hatten sie nur zwei Drittel der Aktien eingesammelt.

Dass Bain und Cinven Stada von der Börse nehmen wollen, kommt nicht überraschend: Sie hatten den Pharmakonzern im Juni schon aus dem MDax entfernen und in einem niedriger regulierten Segment notieren lassen. Stada ist seit Ende Oktober 1997 an der Börse gelistet.

Mit dem Rückzug von der Börse profitieren Bain und Cinven von einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) von 2014. Seither haben Aktionäre eines börsennotierten Unternehmens kein Recht mehr darauf, dass sie ihre Anteilsscheine auch weiterhin an der Börse handeln können. Zahlreiche Firmen haben die Möglichkeit zu einem Delisting genutzt, bisher aber keines mit einem so hohen Streubesitz von 35 Prozent.

Damit hat Singer mit seinem Hedgefonds Elliott erneut einen guten Schnitt gemacht. Er hatte schon seine Zustimmung zu einem Gewinnabführungsvertrag von einem Aufschlag - gemessen am früheren Übernahmeangebot - abhängig gemacht. Die neue Offerte bedeutet nun nochmals zehn Prozent Prämie – für Singer ein Plus von mehr als 60 Millionen Euro.

Hedgefondsmanager Paul Singer ist bekannt für seine aggressiven Forderungen gegen Aktiengesellschaften, in die er investiert hat. Bei Thyssenkrupp setzte er das Management so lange unter Druck, bis Vorstandschef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner das Handtuch warfen. Beim südkoreanischen Autohersteller Hyundai verhinderte er eine milliardenschwere Restrukturierung, beim finnischen Energieversorger Fortum versucht er, den Preis für die Uniper-Übernahme in die Höhe zu treiben. E er verklagte sogar Argentinien nach der Staatspleite 2001 erfolgreich auf Rückzahlung von Staatsanleihen im Wert von 1,3 Milliarden Dollar. Während andere Gläubiger herbe Verluste hinnehmen mussten, verzehnfachte Singer sein investiertes Kapital.

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