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Steigende Zinsen Die Krise frisst sich durch Europa

Spanien zahlt höhere Zinsen, um an frisches Geld zu kommen. Die Rendite von Italo-Bonds steigt erneut auf sieben Prozent. Doch nicht nur Schuldenstaaten sind betroffen. Die Krise erfasst inzwischen auch den Kern Europas.

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Ein Stierkämpfer in der Arena - fast so wild wie das, was zurzeit an den Finanzmärkten abgeht. Quelle: dpa

Düsseldorf Gestern Italien, heute Spanien - ein Schuldenstaat nach dem anderen wagt sich in diesen Tagen an den Kapitalmarkt. Damit die Investoren frisches Geld zur Verfügung stellen, müssen die Staaten große Zugeständnisse machen.

Bei einer Auktion von spanischen Geldmarktpapieren mit einer Laufzeit von zwölf und 18 Monaten im Gesamtvolumen von 3,16 Milliarden Euro verlangten Investoren am Dienstag einen Zins von mehr als fünf Prozent. Dies bedeutet eine Steigerung um 40 Prozent im Vergleich zu ähnlichen Anleihen, die im Oktober ausgegeben worden waren. Die Nachfrage nach den Staatstiteln war unterschiedlich: Die Auktion der zwölfmonatigen Papiere war 2,1-fach überzeichnet (zuvor 2,3-fach). Die Nachfrage nach den 18-monatigen Titeln war hingegen sechs Mal so hoch wie das Angebot (zuvor nur 4,3-fach überzeichnet).

Am Primärmarkt wollen heute auch Griechenland und Belgien Schatzwechsel begeben. Bei den griechischen Geldmarktpapieren soll das Volumen bei einer Milliarde Euro liegen, Belgien will in zwei Tranchen 3,2 Mrd. Euro beschaffen.

Am Montag hatte Italien bei einer Auktion von Staatsanleihen zwar wie geplant drei Milliarden Euro eingesammelt. Allerdings wird für die Papiere mit einer Laufzeit bis Mitte September 2016 ein Rekord-Zins von 6,29 Prozent fällig. Heute stieg die Rendite der fünfjährigen Papiere auf sieben Prozent, die zehnjährigen Staatsanleihen rentierten am Dienstag bei 7,065 Prozent. Vergangene Woche waren die Renditen der zehnjährigen bis auf 7,5 Prozent gestiegen - so hoch wie noch nie seit der Euro-Einführung 1999.

Dabei versuchte die EZB laut Händlern wieder mit Anleihen-Käufen die Renditen zu drücken. „Es hat nur einen begrenzten Einfluss, die Leute sind froh, die Dinger verkaufen zu können“, sagt ein Händler in London.

In der vorigen Woche hatte die EZB ihre umstrittenen Käufe von Staatsanleihen der Krisenländer überraschend stark zurückgeführt.


Ausfallversicherungen auf Frankreich so teuer wie nie

Die Furcht vor einer Ausbreitung der europäischen Schuldenkrise zieht inzwischen auch die Anleihen weiterer Euro-Staaten in Mitleidenschaft. So stiegen die Risikoaufschläge französischer und österreichischer Bonds im Vergleich zu den entsprechenden Bundespapieren um acht auf 173 Basispunkte beziehungsweise um fünf auf 168 Basispunkte. Dies ist in beiden Fällen der höchste Stand seit Euro-Einführung. Die niederländischen Spreads stiegen um einen Basispunkt auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 56 Basispunkten.

Die anziehenden Spreads der Niederlande und Österreichs seien beunruhigend, sagte Zinsstratege Nick Stamenkovic von RIA Capital Markets. „Anleger blicken nun auf Deutschland aufgrund der Sorgen nicht nur um Italien, sondern um die Euro-Zone als Ganzes.“

Versicherungen gegen einen Ausfall von französischen Staatsanleihen sind so teuer wie nie. Wie der Datenanbieter Markit mitteilte, kletterten die CDS (Credit Default Swaps) für fünfjährige französische Anleihen auf 219 Basispunkte. Demnach müssen Anleger 219.000 Euro zahlen, wenn sie sich gegen einen Ausfall eines Kredits über zehn Millionen Euro mit dieser Laufzeit versichern wollen. Die Kosten für die italienischen CDS kletterten auf 580.000 Euro, ebenfalls ein Rekordhoch. Auch die Versicherungskosten spanischer und belgischer Anleihen zogen an.

„Jetzt, da die politischen Turbulenzen in Italien beigelegt sind, konzentrieren sich die Märkte auf die Schwäche der Europäer, auf die Schuldenkrise angemessen zu reagieren“, erklärte Markit-Analysten Gavan Nolan. Es sehe so aus, als könnte der EFSF - selbst wenn er mit einem Hebel versehen werde - für eine Rettung der Krisenländer zu klein sein.

Der Euro fiel am Dienstag weiter zurück; er gab 0,5 Prozent auf 1,3562 Dollar nach. Der spanische Leitindex Ibex fiel um 1,4 Prozent. In Frankfurt rutschte der Dax um 1,3 Prozent auf 5909 Punkte.

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