Stelter strategisch

Für Panik ist es längst zu spät

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Aktien vor weiterem Abfall nicht gefeit

Sollte man angesichts der angeschlagenen Börsen jetzt etwas ändern? Nun, zunächst ist es richtig, dass die Aktien noch viel weiter fallen können. Die Analysten der Societe Generale rechnen vor, dass für den Fall, dass die Bewertungen sich früheren Krisenniveaus annähern und zugleich die Gewinne um 25 Prozent sinken, Aktien sich auch von heutigem Niveau aus nochmal halbieren können. Dies ist ein ernst zunehmendes Szenario. Doch was wäre die Schlussfolgerung daraus? Alle Aktien verkaufen und das Geld

• in Anleihen stecken, wo es positive Zinsen nur noch bei schlechten Schuldnern und/oder langen Laufzeiten gibt? Wenn, dann wohl am ehesten US-Treasuries, die aber einem Wechselkursrisiko unterliegen sobald die US-Notenbank Fed die Schleusen wieder öffnet. Und das wird sie!

An der Börse führen viele Wege zum Gewinn, bei unterschiedlichen Risiken. Kaufen und liegen lassen gilt als bewährte Anlagestrategie. Zu Recht? Eine Kolumne.
von Daniel Stelter

• In Gold stecken, welches sich trotz der Erholung immer noch in einem langfristigen Abwärtskanal befindet? Ja, aber es gibt keine Garantie, dass Gold im Zuge einer deflationären Welle nicht auch fällt.
• Auf dem Bankkonto parken? Wo es dem erheblichen Risiko unterliegt, bei der nächsten Welle der Bankenrettung konfisziert zu werden?
• Oder doch als Bargeld, wo neben Lagerproblemen das ernsthafte Risiko besteht, dass man schon in wenigen Jahren den Nachweis erbringen muss, woher genau diese Scheine stammen?

Wir bleiben in einer Welt gefangen, die sich am Ende eines jahrzehntelangen Super-Schulden-Zyklus befindet, der alle Vermögenswerte überteuert hat. Schuld daran sind vor allem die Notenbanken. Und diese werden trotz der erwiesenen realwirtschaftlichen Wirkungslosigkeit ihrer Maßnahmen die Dosis weiter steigen. Das Helikopter-Geld wird kommen und wie hier beschrieben, ist Vermögenserhalt in Zeiten des Helikopter-Geldes eine große Herausforderung.

Vor allem werden die Helikopter kommen, bevor die Aktienmärkte wirklich billig geworden sind. Auch 2009 waren US-Aktien gerade Mal auf den langfristigen Durchschnitt gefallen. Ganz anders Anfang der Achtziger Jahre, als wirklich eine eklatante Unterbewertung vorlag. Deshalb können wir nicht ganz auf Aktien verzichten, deshalb sollten wir nicht von der Strategie abweichen.

Ein Einstieg drängt sich allerdings noch nicht auf. Für jene, die noch nicht bei der idealen Portfoliostruktur angekommen sind, nähert sich jedoch der Zeitpunkt bei Aktien aufzustocken. Immer im Bewusstsein, dass es den perfekten Zeitpunkt immer in der Theorie und nur selten in der Praxis gibt. Alle anderen warten auf den nächsten geplanten Termin zur Portfolio-Rebalancierung. Die Börsen sind angeschlagen und es geht weiter bergab. Disziplin und Strategie bleiben gefragt.

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