Erschwerend kommt die ebenfalls im Prinzip richtige Bail-in-Regel hinzu, die klarstellt, dass bei zukünftigen Bankenkrisen zunächst die Aktionäre und Gläubiger haften, bevor der Staat einspringt. Eine solche Regel kann im Boom disziplinierend wirken, in dem die Kapitalgeber bei besonders risikoreichem Geschäftsgebaren die Verzinsungsanforderungen erhöhen. Im heutigen Umfeld kommen sie einer Enteignung mit Vorankündigung gleich, weil die Banken das Kapital nur erhöhen, um Löcher zu stopfen, und unklar ist, ob die Löcher damit wirklich gestopft sind. Die italienische Bank Monti die Paschi hat in mehreren Kapitalerhöhungen während der vergangenen Jahre Milliarden eingesammelt und hat heute nur eine Marktkapitalisierung von etwas mehr als 500 Millionen Euro. Kein gutes Geschäft.
Die Amerikaner haben zu Beginn der Krise ihre Banken zwangskapitalisiert. Sicherlich stehen auch die dortigen Banken bei einer objektiven Betrachtung nicht so gut da. Auf jeden Fall jedoch besser als ihre europäischen Wettbewerber.
Geschäftsmodelle nicht mehr wettbewerbsfähig
Als hätten die Banken nicht schon genug Probleme, werden sie nun auch mit voller Wucht vom technologischen Wandel getroffen. Neue Technologien ermöglichen es Zahlungsverkehr, Kreditvergabe und Vermögensverwaltung deutlich kostengünstiger abzuwickeln, als dies derzeit bei den Banken der Fall ist. Wer braucht schon noch eine pompöse Filiale, die mit ihren Säulen an die Wechselstuben in den Tempeln des Altertums erinnert? Wer will schon Cappuccino und Kekse, wenn er den gleichen Anlageerfolg deutlich günstiger über einen Internetanbieter realisieren kann?
WirtschaftsWoche Club-Event am 17.11. in Frankfurt
Seien Sie dabei, wenn Dr. Daniel Stelter von Stefan Hajek zum Thema "Geldanlage in Zeiten der ungelösten Schuldenkrise" interviewt wird. Im Anschluss wird das Thema unter Einbeziehung des Publikums diskutiert.
Wir stecken in der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg, meint Makroökonom, Strategieberater und Autor Dr. Daniel Stelter. Er war von 1990 bis 2013 führender Unternehmensberater bei der internationalen Strategieberatung The Boston Consulting Group (BCG), zuletzt als Senior Partner, Managing Director und Mitglied des BCG Global Executive Committee.
Er gründete einen Thinktank, der Politik, Konzerne und Investmentfirmen berät. Zuletzt schrieb er einige viel beachtete Bücher zu den drängendsten ökonomischen Themen unserer Zeit; als Redner und Kolumnist beschäftigt sich Stelter regelmäßig mit dem Thema Schulden. Seine Analyse der Weltlage bietet mehr als nur die Vogelperspektive, Anleger können auch konkrete Rückschlüsse für ihre eigene Geldanlage ziehen.
Top-Speaker: Dr. Daniel Stelter, Gründer und Leiter des Thinktanks „beyond the obvious“, Stefan Hajek, Redakteur Geld, WirtschaftsWoche
Ihr Club-Vorteil: Exklusive kostenlose Veranstaltung für Club-Mitglieder.
Die Banken mit ihren erheblichen Überkapazitäten und veralteten Geschäftsmodellen trifft das hart. Wie schon in anderen Branchen dürften auch hier die Verteidiger des Alten gegenüber den neuen Angreifern den Kürzeren ziehen. Die Banken können gar nicht schnell genug ihre Kostenbasis und Struktur an die neue Welt anpassen.
Angeschlagene Dinosaurier
Die europäischen Banken werden wie wohl keine andere Branche in jüngerer Geschichte – vielleicht sind nur die Energieversorger damit vergleichbar – von mehren Seiten gleichzeitig in die Zange genommen. Da ist es wenig tröstlich, dass die Aktien schon weit gefallen sind. Bekanntlich kann man sich unendlich oft halbieren.
Kaufen kann man Bankaktien deshalb aus meiner Sicht nur taktisch. Zum Beispiel wenn man davon ausgeht, dass die Inflation und die Zinsen im Euroraum wieder anziehen. Wäre dies der Fall, würde es für einige Zeit den Druck von den Banken nehmen, jedoch nichts an den grundlegenden Problemen ändern. Ich selbst sehe allerdings noch keine Zinswende im Euroraum.
Oder man macht sich die Mühe und findet heraus, welche Banken die Gewinner der bevorstehenden Bereinigung sind. Banken, die gut aufgestellt sind und ihre Hausaufgaben gemacht haben. Banken, die - nachdem der Markt bereinigt ist - wieder in der Lage sind, gutes Geld zu verdienen. Das dürften jene Banken sein, die auch heute noch Gewinne machen, bereits ein starkes Bein in den neuen Geschäften haben und bereits früher ein solides Geschäftsgebaren an den Tag gelegt haben. Die Suche nach diesen Banken dürfte sich lohnen. Für all jene, die den Weg der mühsamen Suche nicht gehen können oder wollen, bleibe ich bei meiner Empfehlung: Hände weg.