5. Die Zeiten billigen Geldes nähern sich dem Ende
Optimistische Beobachter sehen die Bewertung an den US-Märkten gerade mit Blick auf das immer noch sehr tiefe Zinsniveau als gerechtfertigt an. Je tiefer die langfristigen Zinsen, desto höher dürfen Aktien bewertet sein. Dies stimmt, wirft mit Blick auf die derzeitige Zinserhöhungsstrategie der US-Notenbank Fed jedoch Fragen auf. Schon ab einem Zinsniveau von drei Prozent für die 10-jährige US-Staatsanleihe rechnen prominente Beobachter wie Jeff Grundlach und Bill Gross mit erheblichen Korrekturen an den Märkten.
Zugleich nehmen die Zweifel an der Wirksamkeit der Geldpolitik zu und das Vertrauen in die Allmacht der Notenbanken sinkt. Sollte es zu einem weiteren Vertrauensverlust im Zuge einer erneuten Krise kommen, könnten deutliche Zinssteigerungen allein aus der Tatsache resultieren, dass Investoren die Papiere bestimmter Schuldner meiden.
6. Die Verschuldung ist so hoch wie nie zuvor
Das hat vor allem mit der Tatsache zu tun, dass wir weltweit eine Krise, die durch zu viele Schulden ausgelöst wurde, mit noch mehr Schulden bekämpft haben. Weltweit liegen die Schulden mit über 215 Billionen US-Dollar (325 Prozent des Welt-BIP) 70 Billionen höher als noch vor zehn Jahren. In den Industrieländern wuchsen sie seit 2006 von 348 Prozent des BIP auf 390 Prozent, in den Schwellenländern – vor allem von China getrieben – von 146 auf 215 Prozent. Eine hoch verschuldete Welt kann alles gebrauchen, nur keine höheren Zinsen.
Mit Blick auf die US-Börse kommt erschwerend hinzu, dass die US-Unternehmen im Unterschied zu den Unternehmen in Europa in den vergangenen Jahren ihre Verschuldung deutlich erhöht haben. Mit immer mehr Schulden wurden eigene Aktien gekauft, um so die Eigenkapitalrendite und damit den Aktienkurs zu steigern. Bereinigt man die Eigenkapitalrenditen um diesen sogenannten „Leverage Effekt“ stellt man fest, dass US-Unternehmen nicht deutlich profitabler sind als ihre europäischen Pendants wie oftmals behauptet.
Sogar der IWF sieht in der Verschuldung der US-Unternehmen ein Risiko für die weltweite Finanzstabilität und rechnet vor, dass immerhin jedes zehnte US-Unternehmen schon heute – trotz rekordtiefer Zinsen! – die Zinszahlungen nicht aus den laufenden Gewinnen leisten kann.
7. Die politischen Risiken wachsen weiter an
Allem Jubel zum Ausgang der französischen Präsidentschaftswahlen zum Trotz: Es kann nun wahrlich keine Entwarnung für die politischen Risiken in der Welt gegeben werden. Wird ein politisch immer mehr unter Druck stehender amerikanischer Präsident doch zu Protektionismus greifen oder überstürzt ein militärisches Abenteuer beginnen? Droht eine weitere Eskalation in Nord Korea? Wie entwickelt sich der Konflikt um das Südchinesische Meer, welches nicht alle Anrainerstaaten so nennen? Wie entwickelt sich das Pulverfass Nahost? Auch für Europa kann keine Entwarnung gegeben werden. Euro- und Migrationskrise schwelen weiter und die Art und Weise wie die Brexit-Verhandlungen anlaufen, verspricht einiges an Aufregung.
Kein Umfeld für die Bepreisung von Risikoassets zur Perfektion. Träfe ein externer Schock auf die hoch bewerteten und sorglosen Märkte wäre eine heftige Reaktion nicht unwahrscheinlich.