Stelter strategisch

Zehn Gründe für einen Crash in den nächsten Monaten

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Billiges Geld, hohe Schulden, politische Risiken

5. Die Zeiten billigen Geldes nähern sich dem Ende

Optimistische Beobachter sehen die Bewertung an den US-Märkten gerade mit Blick auf das immer noch sehr tiefe Zinsniveau als gerechtfertigt an. Je tiefer die langfristigen Zinsen, desto höher dürfen Aktien bewertet sein. Dies stimmt, wirft mit Blick auf die derzeitige Zinserhöhungsstrategie der US-Notenbank Fed jedoch Fragen auf. Schon ab einem Zinsniveau von drei Prozent für die 10-jährige US-Staatsanleihe rechnen prominente Beobachter wie Jeff Grundlach und Bill Gross mit erheblichen Korrekturen an den Märkten.

Zugleich nehmen die Zweifel an der Wirksamkeit der Geldpolitik zu und das Vertrauen in die Allmacht der Notenbanken sinkt. Sollte es zu einem weiteren Vertrauensverlust im Zuge einer erneuten Krise kommen, könnten deutliche Zinssteigerungen allein aus der Tatsache resultieren, dass Investoren die Papiere bestimmter Schuldner meiden.

6. Die Verschuldung ist so hoch wie nie zuvor

Deutsche Bank verliert Anschluss an US-Riesen
US-Investmentbanken profitieren von Donald Trump, die europäischen Geldhäuser schwächeln weiter. Das zeigt eine Studie der Marktforschungsfirma Coalition, die zweimal im Jahr die Ertragslage der weltgrößten Investmentbanken untersucht. Die Daten beinhalten die Erträge der Geldhäuser aus den drei wichtigsten Feldern des Investmentbanken-Geschäfts: dem Anleihehandel, dem Aktienhandel und dem sogenannten Investmentbanking, zu dem Fusionsberatung sowie das Platzieren von Aktien und Anleihen für Kunden zählt. Wie die Institute derzeit dastehen. Quelle: dpa
Auf Platz zwölf steht wie auch schon im Vorjahr die Société Générale. Das französische Institut sticht dabei allerdings mit zwei Spitzenplätzen im Wertpapiergeschäft hervor. Bei Aktienderivaten (Platz zwei) und bei Termingeschäften (Platz 3) landen die Franzosen jeweils auf dem Treppchen. Quelle: REUTERS
MIT BNP Paribas steht auch auf Platz 11 ein französisches Institut. Auch das größte Geldhaus des Landes hat sich damit im Coalition-Ranking weder verbessern, noch verschlechtern können. Das Institut hatte erst im März angekündigt, das Investmentbanking in Deutschland ausbauen zu wollen. Quelle: dpa
Den neunten Platz im Ranking teilen sich zwei Institute. Die UBS hatte die Platzierung im Vorjahr noch exklusiv inne. Doch die Schweizer zeigten sich zuletzt etwas schwächer und mussten ihre beiden dritten Plätze bei den Geschäften mit Devisen und Derivaten abtreten. Quelle: REUTERS
Teilen muss sich die UBS den neunten Platz mit der HSBC, die sich damit um einen Platz im Ranking verbessert. Das in London ansässige, aber auf Asien fokussierte Institut hatte erst im März einen Führungswechsel eingeleitet. Quelle: dpa
Einen Platz abwärts geht es für die Credit Suisse, die vom siebten auf den achten Rang abrutscht. Im Geschäft mit verbrieften Krediten und Wertpapieren verlieren die Schweizer ihren dritten Platz. Quelle: dpa
Barclays hat mit der Credit Suisse die Plätze getauscht und verbessert damit sich vom achten auf den siebten Platz. Die Briten agieren in keinem Segment herausragend, allerdings in beinah jedem Geschäftsbereich auf Top-Ten-Niveau. Quelle: dpa

Das hat vor allem mit der Tatsache zu tun, dass wir weltweit eine Krise, die durch zu viele Schulden ausgelöst wurde, mit noch mehr Schulden bekämpft haben. Weltweit liegen die Schulden mit über 215 Billionen US-Dollar (325 Prozent des Welt-BIP) 70 Billionen höher als noch vor zehn Jahren. In den Industrieländern wuchsen sie seit 2006 von 348 Prozent des BIP auf 390 Prozent, in den Schwellenländern – vor allem von China getrieben – von 146 auf 215 Prozent. Eine hoch verschuldete Welt kann alles gebrauchen, nur keine höheren Zinsen.

Mit Blick auf die US-Börse kommt erschwerend hinzu, dass die US-Unternehmen im Unterschied zu den Unternehmen in Europa in den vergangenen Jahren ihre Verschuldung deutlich erhöht haben. Mit immer mehr Schulden wurden eigene Aktien gekauft, um so die Eigenkapitalrendite und damit den Aktienkurs zu steigern. Bereinigt man die Eigenkapitalrenditen um diesen sogenannten „Leverage Effekt“ stellt man fest, dass US-Unternehmen nicht deutlich profitabler sind als ihre europäischen Pendants wie oftmals behauptet.

Sogar der IWF sieht in der Verschuldung der US-Unternehmen ein Risiko für die weltweite Finanzstabilität und rechnet vor, dass immerhin jedes zehnte US-Unternehmen schon heute – trotz rekordtiefer Zinsen! – die Zinszahlungen nicht aus den laufenden Gewinnen leisten kann.

von Christof Schürmann, Malte Fischer, Anton Riedl

7. Die politischen Risiken wachsen weiter an

Allem Jubel zum Ausgang der französischen Präsidentschaftswahlen zum Trotz: Es kann nun wahrlich keine Entwarnung für die politischen Risiken in der Welt gegeben werden. Wird ein politisch immer mehr unter Druck stehender amerikanischer Präsident doch zu Protektionismus greifen oder überstürzt ein militärisches Abenteuer beginnen? Droht eine weitere Eskalation in Nord Korea? Wie entwickelt sich der Konflikt um das Südchinesische Meer, welches nicht alle Anrainerstaaten so nennen? Wie entwickelt sich das Pulverfass Nahost? Auch für Europa kann keine Entwarnung gegeben werden. Euro- und Migrationskrise schwelen weiter und die Art und Weise wie die Brexit-Verhandlungen anlaufen, verspricht einiges an Aufregung.

Kein Umfeld für die Bepreisung von Risikoassets zur Perfektion. Träfe ein externer Schock auf die hoch bewerteten und sorglosen Märkte wäre eine heftige Reaktion nicht unwahrscheinlich.

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