Stelter strategisch

Ausblick 2016 - glauben Sie kein Wort!

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China

China war die Lokomotive der Weltwirtschaft. Das scheint vorbei zu sein. Das Land hat die Schulden seit 2008 auf 28 Billionen Dollar vervierfacht und sitzt nun auf riesigen Überkapazitäten. Die Krise dieses wichtigen Abnehmerlandes trifft vor allem Deutschland nun hart. Immerhin profitieren Schlüsselbranchen wie die Autoindustrie stark von Exporten nach China. Falls die Volksrepublik nun die Währung weiter abwertet, um neues Wachstum zu generieren, wäre das gefährlich, weil es die weltweiten deflationären Tendenzen vergrößern würde. Diese Dynamik habe ich im vergangenen Jahr an dieser Stelle bereits erläutert und die damaligen Befürchtungen scheinen sich nun zu bewahrheiten.

Ein weiterer Faktor gibt Anlass zur Sorge: der tiefe Ölpreis und die Schuldenkrise in den Schwellenländern führt zu einem Abbau der internationalen Währungsreserven. China verteidigt die eigene Währung und verkauft dafür US-Staatsanleihen. Andere Schwellenländer tun das gleiche. Dieser Rückgang der Weltwährungsreserven beendet eine mehr als 10jährige Periode steigender Liquidität. Für unser auf Schulden basierendes Finanz- und Wirtschaftssystem ist das brandgefährlich, wie ich in meinem Kommentar „Margin Call für die Weltwirtschaft“ erläutert habe. Setzt sich der Trend – wie es ausschaut – 2016 fort, dürften die Turbulenzen der ersten Woche nur einen Vorgeschmack geben für das, was uns erwartet.

Das wurde 2015 aus 100.000 Euro
Ukraine Quelle: dpa
Brasilien Quelle: dpa
Ölverschmierte Hände Quelle: dpa
Aktien Griechenland Quelle: dpa
Magere Schweine Quelle: dpa
Kaffee Quelle: dpa
Atomkraft Quelle: dpa

Alle diese Faktoren werden für hohe Volatilität sorgen – und damit auch Chancen bieten für Investoren, die aktiv handeln. Wenn sie gegen alle Wahrscheinlichkeit im Timing richtig liegen, kann deshalb 2016 für Sie auch ein gutes Aktienjahr werden. Für die anderen dürfte es heißen: außer Spesen nichts gewesen.

Vor einigen Monaten hat der legendäre Bondinvestor Bill Gross die Lage an den Kapitalmärkten mit einem langen Anstieg auf einen Berg verglichen. Nun, nach rund 30 Jahren fallender Zinsen und steigender Bewertungen sei man am Gipfel angekommen. Wenn überhaupt, sind nur noch magere Renditen zu erwarten und das Risiko eines Absturzes ist enorm. Dies gilt übrigens für so ziemlich alle Assetklassen - alles ist teuer.

Verglichen damit ist Liquidität nicht einmal so unattraktiv. Man hat einen garantierten realen Verlust, diesen aber relativ risikoarm, soweit man in kurzlaufende Anleihen sicherer Schuldner investiert und das Geld nicht auf dem Bankkonto lässt.

Hinzu kommen taktisch gesehen die Dinge, die im Moment niemand haben will: der Euro relativ zum Dollar, Gold und Goldminen weil alle Auguren davon abraten. Vielleicht sogar erste Positionen bei Rohstoffen. Doch das ist Stoff für Spekulanten. Allen anderen rate ich zu dem, was sie mindestens einmal im Jahr tun sollten. Zum Umbau ihres langfristigen Portfolios auf vier je gleichgewichtige Bausteine: Aktien, Anleihen/Liquidität, Immobilien und Gold. Und daran nichts zu ändern bis zum nächsten Überprüfungstermin in 2017. Langweilig aber bewährt.

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