Umso erstaunlicher ist die Reaktion an den Finanzmärkten. Auch ich habe mit einer Schwäche des Pfunds gerechnet und mit der Möglichkeit, mit britischen Aktien Geld zu verdienen. Doch zunehmend nimmt der Absturz des Pfunds hysterische Ausmaße an. Strategisch halte ich diesen Absturz für überzogen, da ich auf einen Zeithorizont von zehn Jahren sicherlich andere Währungen halte, als den Euro, von dem ich nur ziemlich sicher weiß, dass er in dieser Form nicht mehr existieren wird.
Taktisch spricht noch viel mehr dafür, Pfund zu kaufen. Es sind nämliche alle Banken und Spekulanten wieder einmal einer Meinung. Die Short-Positionen der Spekulanten sind auf einem Höchststand. Alle, die verkaufen wollen, haben verkauft. Alle, die auf fallende Kurse setzen wollen, haben das getan. Es war ein gutes Geschäft - bis jetzt. Wie schon in der Vergangenheit dürfte die Trendumkehr weitaus näher sein, als wir denken.
Am wichtigsten ist, aus Trades mit Profit auszusteigen
Erinnern Sie sich noch an die Prognose von einem Wechselkurs von 1:1 zwischen US-Dollar und Euro? Kurz nachdem alle Banken die Prognose abgegeben hatten, drehte die Entwicklung und der Euro wertete auf. Oder die Prognose von fallenden Goldpreisen – allen voran die Deutsche Bank mit ihrem Kursziel von 750 US-Dollar? Kaum abgegeben war die Abwärtsbewegung bei Gold beendet und es gab eine deutliche Erholung.
Keine Entwicklung verläuft linear. Keine Prognose der Kapitalmarktexperten darf man für bahre Münze nehmen. Wüssten sie wirklich, was an den Märkten passiert, würden sie keine Studien schreiben, sondern in einem warmen Steuerparadies von ihren Kapitalerträgen leben. Vielmehr geht es darum, aus den profitablen Trades auch mit Profit aussteigen zu können. Dazu braucht man einen „greater fool“, also einen dümmeren Investor, der selbst wenn der Großteil der Entwicklung schon gelaufen ist, noch auf den fahrenden Zug aufspringen will.
Nicht einmal die klügsten Köpfe sind vor diesen Fehlern gefeit. Isaac Newton hatte bereits viel Geld mit seiner Spekulation in der Südseeblase gewonnen, ärgerte sich aber darüber, dass seine Bekannten noch mehr Geld verdienten. Also stieg er kurz vor dem Crash erneut ein, mit der Folge herber Verluste. Heute noch auf ein weiter fallendes Pfund zu setzen, ist dumm. Pfund zu kaufen hingegen sieht zunehmend interessanter aus. Selbst, wenn es noch etwas nach unten gehen sollte: Langfristig spricht eine Menge für die Währung.
WirtschaftsWoche Club-Event am 17.11. in Frankfurt
Seien Sie dabei, wenn Dr. Daniel Stelter von Stefan Hajek zum Thema "Geldanlage in Zeiten der ungelösten Schuldenkrise" interviewt wird. Im Anschluss wird das Thema unter Einbeziehung des Publikums diskutiert.
Wir stecken in der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg, meint Makroökonom, Strategieberater und Autor Dr. Daniel Stelter. Er war von 1990 bis 2013 führender Unternehmensberater bei der internationalen Strategieberatung The Boston Consulting Group (BCG), zuletzt als Senior Partner, Managing Director und Mitglied des BCG Global Executive Committee.
Er gründete einen Thinktank, der Politik, Konzerne und Investmentfirmen berät. Zuletzt schrieb er einige viel beachtete Bücher zu den drängendsten ökonomischen Themen unserer Zeit; als Redner und Kolumnist beschäftigt sich Stelter regelmäßig mit dem Thema Schulden. Seine Analyse der Weltlage bietet mehr als nur die Vogelperspektive, Anleger können auch konkrete Rückschlüsse für ihre eigene Geldanlage ziehen.
Top-Speaker: Dr. Daniel Stelter, Gründer und Leiter des Thinktanks „beyond the obvious“, Stefan Hajek, Redakteur Geld, WirtschaftsWoche
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