Stelter strategisch

Langfristiger Wohlstand? Nicht in Deutschland!

Daniel Stelter Quelle: Presse
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In der WirtschaftsWoche konstatiert Rolf Langhammer, Wissenschaftler am Institut für Weltwirtschaft in Kiel: „Der Zustrom von Flüchtlingen krempelt unsere Wirtschaft um.“ Was das für Anleger und unseren Wohlstand bedeutet.

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Wie steht es um den Wohlstand in Deutschland? Quelle: dpa

In Ausgabe 14 der WirtschaftsWoche beschreibt Rolf Langhammer, Wissenschaftler am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, die Folgen der Zuwanderung auf die deutsche Wirtschaft. „Der Zustrom von Flüchtlingen krempelt unsere Wirtschaft um“, lauten Titel und Fazit des Beitrags.

Im Kern stellt Langhammer darin fest, dass wir vor einem Strukturwandel stehen, in dem der „hoch kompetitive Gütersektor“ zugunsten des „weniger kompetitiven Dienstleistungssektors“ verliert. Die klare Folge des Zustroms ungelernter Arbeitskräfte mit fehlenden Sprachkenntnissen. Die deutsche Wirtschaft wird an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verlieren und „wettbewerbsbedingt“ Standorte ins Ausland verlagern. Damit nicht genug: hält der Staat am Ziel der schwarzen Null fest, müsse mehr von den Alt- zu den Neubewohnern umverteilt werden. Tut er es nicht, hinterlässt er der nächsten Generation noch höhere Lasten.

Dies alles darf nicht verwundern. Ist doch die Aufnahme von Flüchtlingen zuvörderst eine humanitäre Aufgabe, die es mit sich bringt, den eigenen Wohlstand mit anderen zu teilen. Deshalb können wir uns davon auch keinen Nutzen versprechen – und er sollte uns von der Politik nicht suggeriert werden.

Die interessante Frage lautet: Was bedeutet das aus Sicht des Kapitalanlegers?

Wie hier schon vor einigen Wochen dargelegt, bieten sich natürlich auch in einer solchen Situation viele Gelegenheiten zum Geld verdienen. Profitieren doch Immobilienbesitzer, Sprachschulen, Sicherheitsdienste und Baufirmen. Die geplante steuerliche Förderung von Neubauten dürfte auch für einige ein lohnendes Geschäft werden. Aus volkswirtschaftlicher Sicht verstärkt diese Subventionierung jedoch die oben angesprochenen Verschiebungen in der Wirtschaftsstruktur.

Hilflos wie Japan

Diese Strukturverschiebung hat erhebliche langfristige Auswirkungen auf unseren Wohlstand. Das Wachstum einer Wirtschaft hängt im Kern von zwei Faktoren ab: dem Wachstum der Erwerbsbevölkerung und der Produktivität pro Kopf. Je mehr Menschen arbeiten und je produktiver diese sind, desto höher ist das Wachstum einer Wirtschaft. Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten 200 Jahre war geprägt von einem dynamischen Bevölkerungswachstum und deutlichen Produktivitätszuwächsen. Beides katapultierte uns aus der Agrar- in die moderne Industriegesellschaft.

Kommt einer oder beide dieser Wachstumstreiber ins Stocken, droht Ungemach. Schön zu beobachten in Japan, wo deutliche Zuwächse der Produktivität pro Kopf den Rückgang der Erwerbsbevölkerung nicht kompensieren können. Die Wirtschaft stagniert seit Jahren und macht die Bedienung der Schuldenlast unmöglich.

In Deutschland können wir absehen, dass die Entwicklung noch schlechter sein wird. So wird trotz der Zuwanderung die Erwerbsbevölkerung in den nächsten Jahrzehnten schrumpfen. Die Produktivität und damit das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf wird ebenfalls sinken. Dies alleine bedingt durch den vom IfW prognostizierten Strukturwandel, weg von hochqualifizierten Industriejobs hin zu niedrig bezahlten Jobs in Bau und Dienstleistungen. Schon heute liegt das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung mit Migrationshintergrund deutlich unter dem Durchschnitt. Dieser Trend setzt sich fort.

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