Stelter strategisch

Gefährlich nah am Abgrund

Seite 2/3

Technologiewerte ziehen nach unten

Die Technologiewerte haben einen Anteil von 27 Prozent am S&P 500. Sie zogen den Markt in den letzten Monaten nach oben und führten ihn zuletzt nach unten. Dabei beginnt der Absturz aus durchaus stratosphärischen Höhen. Laut Analysten der Société Générale ist die Marktkapitalisierung des Nasdaq 100 relativ zum US-BIP inzwischen höher als während des Dotcom-Booms.

Wie an dieser Stelle vor zwei Wochen diskutiert, gibt es vielfältige Warnindikatoren aus dem Techbereich. Seither sind diese nicht weniger geworden, sondern eher mehr:

- Immer offensichtlicher wird, dass Tesla nicht in der Lage ist, die Serienproduktion des Model 3 in den Griff zu bekommen. Im letzten Jahr machte das Unternehmen bei 12 Milliarden Umsatz rund 3,5 Milliarden US-Dollar Verlust. Die Nettoschulden belaufen sich auf 9 Milliarden US-Dollar. Trotzdem rissen die Investoren dem Unternehmen bis vor Kurzem die Anleihen aus der Hand.

Jetzt dreht der Wind: Die bis 2025 laufende Anleihe mit einem Coupon von 5,3 Prozent ist im März abgestürzt. Selbst bei einem Kurs von 87 Prozent spiegelt die Anleihe noch immer den Optimismus der Investoren wider. Ich denke die Wahrscheinlichkeit, dass Tesla in sieben Jahren die Anleihe tilgt und bis dahin den Zinszahlungen nachkommt ist gering. Alleine in diesem Jahr muss das Unternehmen weitere 2 Milliarden US-Dollar aufnehmen, um eine Runde weiterzukommen. Nicht alle glauben daran, ist doch die Aktie bei den Short Sellern (die auf fallende Aktienkurse wetten) sehr beliebt.

- Facebook sieht sich immer größerem öffentlichen Druck ausgesetzt. Da mag es die Amerikaner (zu recht) herzlich wenig jucken, wenn die Grünen in Deutschland eine Zerschlagung von Facebook fordern. Härter trifft es das Unternehmen und die anderen Datenkonzerne, dass zunehmend eine härtere Gangart bei Regulierung und Beststeuerung eingefordert wird und zwar bis weit in wirtschaftsfreundliche Kreise hinein. Auch die Idee die Downloadgeschwindigkeit für diese Unternehmen zu senken, um sie so zu größerer Kooperation beim Datenschutz zu zwingen, hätte erhebliche Konsequenzen für Geschäftsmodelle und Profitabilität.

- Dass Amazon direkt in den Fokus der Kritik des US-Präsidenten geraten ist, weil dieser die Berichterstattung der Washington Post missbilligt, mag als nur temporäres Problem gesehen werden. Ein Unternehmen, welches steuerlich bevorzugt wird und zugleich seinen enormen Datenschatz dazu verwendet in immer neue Bereiche vorzudringen, wo es rasch Marktanteile gewinnt, muss einer stärkeren Regulierung unterworfen werden. Die Öffnung des Datenschatzes für andere Anbieter und Wettbewerber ist da eine richtige Idee. So wie in Deutschland die Versicherer ihre Daten auch kleineren Wettbewerbern zur Verfügung stellen müssen. Ohne dies ist kein Wettbewerb denkbar.

Vieles deutet darauf hin, dass sich das Klima für die Technologiefirmen dauerhaft verschlechtert. Packen wir dazu noch die reale Gefahr eines ausgemachten Handelskrieges, haben wir die Aussicht auf fallende Gewinne und ängstlichere Märkte.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%