Strafzölle So bewerten Analysten den Handelsstreit zwischen USA und China

Droht der Welt ein Handelskrieg? Analysten vermuten verschiedene Szenarien. Die Rede ist von Drohungen, die sich hochschaukeln – und von Rüstungsaktien.

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USA und China: So bewerten Analysten den Handelsstreit Quelle: dpa

Frankfurt Erst kündigt der amerikanische Präsident Strafzölle im Wert von 50 Milliarden Dollar auf chinesische Waren an, kurz darauf kontert China mit Strafzöllen in ähnlichem Volumen – und die Aktienmärkte sacken ab. Rund 12 Prozent hat der Deutsche Aktienindex mit seinen exportabhängigen Unternehmen seit dem Top im Januar verloren, und auch am Mittwoch gab er wieder über ein Prozent nach.

Amerikanische und chinesische Märkte zeigen ebenfalls Schleifspuren. Wie besorgt müssen Anleger sein? Droht der Welt ein Handelskrieg?

„Beginn eines neuen Kalten Krieges“

Analysten sind sich bei diesen Fragen höchst uneins. Weit aus dem Fenster lehnt sich Marko Papic, geopolitischer Stratege bei der renommierten US-Analysefirma BCA Research. Für ihn sind die Handelsstreitigkeiten zwischen den beiden Ländern „der Beginn eines neuen Kalten Krieges“.

Es gehe um Überlegenheit und Machtdemonstration. Deshalb würden die Handelsstreitigkeiten andauern. Die gegenseitigen Drohungen und Strafbelegungen könnten sich längerfristig hochschaukeln – was sehr gefährlich sei. So ein Worst-Case-Szenario hält Analyst Papic für wahrscheinlicher als viele andere Börsenakteure.

Laut Papic sind in dem unruhigen Umfeld Rüstungsaktien eine gute Wahl. Die labile Lage werde außerdem dafür sorgen, dass die Anleiherenditen ihren Weg nach oben vorerst nicht weiter fortsetzen. Andere geopolitische Risiken wie im Iran würden außerdem für steigende Ölpreise sorgen.

„Trump bellt lauter als er beißt“

Tatsächlich scheint der BCA-Analyst die Prognosen der Marktteilnehmer richtig einzuschätzen. Ein Untergangsszenario will niemand malen. In kurzen Worten fasst es Ross Teverson zusammen. Der Fondsmanager bei Jupiter Asset Management erklärt: „Trump bellt lauter als er beißt: Trotz jüngster Meldungen ist ein Handelskrieg auf breiter Front zwischen den USA und China unwahrscheinlich.“

Die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern schienen weitaus besser zu sein als es die jüngsten Ankündigungen und die politische Rhetorik vermuten ließen. Chinesische Vertreter hätten bereits im Vorfeld der aktuellen Ereignisse mögliche Konzessionen angedeutet. Beide Seiten könnten eine Eskalation des Konflikts gesichtswahrend vermeiden.

„Es kann keinen Gewinner in einem Handelskrieg geben“

Bei den Finanzprofis bricht sich der Glaube an rationales Verhalten Bahn. „Entgegen der Überzeugung des US-Präsidenten kann es keinen Gewinner in einem Handelskrieg geben“, meint Michael Lai von GAM Investments. „Das Risiko eines umfassenden Handelskrieges erscheint gering“, urteilt ganz ähnlich Olivier de Berranger, Chef-Anlagestratege beim Fondshaus La Financiere de L’Echiquier.

Die meisten Analysten und Fondsmanager sehen zwar das Risiko eines eskalierenden Handelskrieges, aber als eines mit geringer Wahrscheinlichkeit. So glaubt auch Union-Investment-Fondsmanager Alexander Wagner, „dass am Ende die wirtschaftspolitische Vernunft die Oberhand behält“.

Im großen Mischfonds „Privatfonds: Kontrolliert“ hat er die Aktienquote in den vergangenen Wochen auf 35 Prozent gesenkt. Dabei setzt er auf günstig bewertete Titel in Europa. Auch in den Schwellenländern hat er viele Positionen.

Aktien bleiben attraktivste Anlage

Deutlicher offensiver ist der bekannte Fondsmanager Bert Flossbach. Auch er erwartet keinen globalen Handelskrieg. Die Aktienquote in seinem bekannten Mischfonds „Multiple Opportunities“ liegt deutlich höher als im defensiveren Union-Investment-Produkt: bei 57 Prozent. Flossbach ist sicher, dass Aktien langfristig die attraktivste Anlage bleiben werden.

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