Strombörse Energiepreis-Poker zulasten der Verbraucher

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Lasche Kontrolle

Was Anleger mit diesen Solaraktien tun sollten
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Der Börsenhandel mit Strom ist reguliert. An der Strombörse Leipzig kontrolliert eine unabhängige Handelsüberwachungsstelle den Handel. Schlupflöcher bleiben dennoch. So hatte die Bundesregierung 2009 Regeln für den bis dahin weitgehend unregulierten Spotmarkt für Strom eingeführt. Im selben Jahr verlagerte die EEX pikanterweise ihren Spotmarkt von Leipzig nach Paris. In Frankreich greifen die deutschen Handelsvorschriften nicht.

Der außerbörsliche Handel zwischen Energiekonzernen, Abnehmern aus der Industrie und Stromhändlern unterliegt derzeit so gut wie gar keiner staatlichen Kontrolle. Erst Ende 2013 greift eine neue EU-Richtlinie. Danach müssen sich alle Handelsteilnehmer registrieren lassen und ihre Transaktionen der zentralen Aufsichtsbehörde Acer (Agency for the Cooperation of Energy Regulators) melden. Sie müssen nicht nur die Menge des gehandelten Stroms, den Preis und das Datum für Kauf und Lieferung angeben, sondern auch den Namen ihres Auftraggebers nennen. Bis dahin können vor allem die vier großen Stromerzeuger RWE, E.On, EnBW und Vattenfall im außerbörslichen Handel weitgehend frei schalten und walten. Jeder von ihnen allein produziert mehr Strom, als an der Leipziger Strombörse gehandelt wird. Die Vermutung, dass vor allem sie den Strompreis bestimmen, liegt nahe.

Außer Spesen nichts gewesen

In diesem Jahr haben Strom-Investments Privatanlegern Verluste gebracht

AnlageproduktBasisEmittentISINWertentwicklung seit 1.1.2012
Open End Phelix Baseload Year Future

Index auf Terminkontrakte für Grundlaststrom¹ (Laufzeit: 1 Jahr)

VontobelDE000VT14PX2-8,5 %
db Strom ETCDeutsche BankDE000A1L9YM6-10,2 %
¹ Strom für den Grundbedarf, muss rund um die Uhr verfügbar sein; Quelle: Morningstar, Börse Frankfurt; Stand: 18. Juni 2012

Angepasste Gesetze

„In Amerika ist das Wettbewerbs- und Kartellrecht schärfer als in Europa“, sagt Peter Becker, Anwalt für Energierecht in Marburg. Inzwischen hätten die Europäische Union und Deutschland jedoch ihre Richtlinien und Gesetze zugunsten der Stromkunden angepasst.

Abzuwarten bleibt, ob die Behörden hierzulande ähnlich hart zur Sache gehen wie in den USA. Derzeit ermittelt die Energieaufsichtsbehörde FERC unter anderem gegen Stromhändler der Deutschen Bank. Sie sollen in Kalifornien Richtlinien im Stromhandel verletzt haben. Offiziell will sich die Bank nicht zu den Ermittlungen äußern. Der Schaden, den die FERC ermittelt habe, so bestätigen banknahe Kreise, bewege sich aber nur im unteren sechsstelligen Bereich.

Sonnenstaat Kalifornien

Ebenfalls im Fadenkreuz der FERC steht die Barclays Bank. Vier Barclays-Händler sollen mit riskanten Geschäften an der US-Terminbörse Intercontinental Exchange (ICE) den Strompreis in Kalifornien nach oben getrieben haben. Die an den Wetten beteiligten Händler arbeiten nicht mehr für Barclays, der Handelsstützpunkt in Kalifornien wurde geschlossen. Die Schließung habe rein ökonomische Gründe und nichts mit den Ermittlungen der FERC zu tun, so Barclays.

Dass sich die Barclays-Händler gerade Kalifornien für ihre Stromwetten ausgesucht haben, ist kein Zufall – der Sonnenstaat ist in den USA Vorreiter beim Ökostrom.

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