Der Börsenpreis dient als Referenzpreis für den gesamten Stromhandel, der zu 75 bis 80 Prozent außerhalb der Börse stattfindet. Er soll Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt abbilden. Das System krankt an drei Problempunkten:
- 80 Prozent des Stromangebots und auch ein Großteil des Handels, werden von den vier Produzenten E.On, RWE, EnBW und Vattenfall kontrolliert. Sie können ihre Marktmacht zum eigenen Vorteil und zulasten des Stromkunden einsetzen.
- Die Auftraggeber von Börsengeschäften bleiben anonym. Manipulationen sind möglich, aber schwer nachweisbar.
Der außerbörsliche Stromhandel unterliegt keinerlei Aufsicht. Es besteht die Gefahr, dass Preise abgesprochen werden.
Stromhändler können in Eigenregie oder im Auftrag ihrer Kunden – Energiekonzerne, Industrieunternehmen oder Finanzinstitute – in drei Börsensegmenten handeln: Im Intraday-Handel decken sich Käufer innerhalb eines Tages, am Spotmarkt für den folgenden Tag und am Terminmarkt Wochen bis Monate im Voraus ein. Der Terminmarkt läuft an der Strombörse Leipzig (EEX), der Intraday-Handel und der Spotmarkt dagegen sind an der EPEX in Paris angesiedelt, einer Tochter der EEX und der französischen Strombörse Powernext.
Anfang Februar sollen einzelne Händler weniger Strom geordert haben, als ihre deutschen Kunden benötigten. Die Händler, die unter Verdacht stehen, arbeiten an der Nahtstelle zwischen den Kraftwerksbetreibern und den regionalen Stromanbietern sowie den Großabnehmern und Privathaushalten. Damit das Netz einer Region genug Strom für alle Kunden liefert, müssen sie Prognosen über den Bedarf des Folgetages abgeben. Verrechnen sie sich, muss der Netzbetreiber zusätzlichen Strom einkaufen, aus Kraftwerken, die in Reserve gehalten werden.