Studie zu Ultrareichen Der Milliardär hat's schwer

Das Gesamtvermögen von Milliardären ist 2015 deutlich gesunken. Welche Unterschiede es bei den Ultrareichen auf den jeweiligen Kontinenten gibt und welche Branche die lukrativste zum Reichwerden ist.

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Yachten in Monte Carlo: Laut einer aktuellen Studie steht derzeit eine riesige Vermögensübertragung bevor.

Zürich Die gute Nachricht für alle Milliardäre dieser Welt vorweg: Sie haben immer noch genug Geld. Die schlechte: Es wird weniger. Das ist das Ergebnis einer Studie von Mitarbeitern der Schweizer Großbank UBS, die diese gemeinsam mit Experten des Wirtschaftsprüfers Pricewaterhouse Coopers (PWC) angefertigt hat.

Demnach setzte sich der Anstieg des Gesamtvermögens aller weltweiten Milliardäre im vergangenen Jahr nicht weiter fort, sondern ging zurück: insgesamt um 300 Milliarden auf 5,1 Billionen US-Dollar. Im Schnitt besitzt damit jeder Milliardär im Schnitt ein Vermögen von 3,7 Milliarden US-Dollar. Im Vorjahr waren es noch 4,0 Milliarden gewesen.

Die Autoren der Studie machen dafür vor allem Vermögensübertragungen, fallende Rohstoffpreise und die Aufwertung des US-Dollar verantwortlich. Weil in den vergangenen 20 Jahren derart viel Vermögen angehäuft worden war, stehe nun die größte Vermögensübertragung aller Zeiten bevor. UBS geht davon aus, dass 460 Milliardäre in den von ihr abgedeckten Märkten in den nächsten 20 Jahren US-Dollar 2,1 Billionen an ihre Erben übertragen werden – ein Wert, der dem Bruttoinlandprodukt von Indien entspricht.

Nach Rechnung der Autoren befinden sie nach wie vor die meisten Milliardäre in den USA. Zwar sank das Gesamtvermögen der US-Milliardäre. „Aber das Vermögen der Jung-Milliardäre entwickelte sich besser als diejenigen der etablierten Milliardäre“, sagte Michael Spellacy, Leiter der Abteilung „Global Wealth“ bei PwC in den USA. Das Vermögen der Neu-Milliardäre sei demnach um lediglich vier Prozent zurückgegangen.

Die Autoren analysierten Kundendaten von 1397 Menschen, die mehr als eine Milliarde US-Dollar besitzen. Die Studie umfasst die 14 größten Märkte in den USA, Europa und der Region Asien/Pazifik. Auf diese Regionen entfallen den Autoren der Studie zufolge rund 80 Prozent der globalen Milliardärsvermögen. UBS berät nach eigenen Angaben die Hälfte aller Milliardäre weltweit, inklusive etwa 60 Prozent aller asiatischen Milliardäre.

„Die Erkenntnisse dieses Berichts helfen uns, bei wichtigen Themen am Ball zu bleiben, um unsere Kunden besser zu beraten“, erklärte Josef Stadler, Leiter der Abteilung für Superreiche bei UBS, welche sich „Global Ultra High Net Worth“ nennt. Eine Studie der Beratungsfirma Wealth-X, die im August erschienen ist, beziffert die Gesamtzahl aller Milliardäre auf der Welt im Jahr 2015 auf 2473 Menschen. Demnach kommen in dieser Kategorie auf eine Milliardärin acht Milliardäre.


Alle drei Tage ein neuer Milliardär in Asien

Ihm zufolge kommen aus einem Land der Welt derzeit die meisten neuen Milliardäre: China. Der technologische Fortschritt in Zusammenhang mit der schrittweisen wirtschaftlichen Öffnung des Landes und einer immer besser ausgebildeten Bevölkerung hat für ein wahres Beben an Vermögenszuwächsen bei den Menschen im Land hinterlassen. Alleine 2015 habe UBS 80 Neu-Milliardäre aus China dazubekommen, was laut Stadler vor allem „dem aufstrebenden Technologie-Sektor zu verdanken“ sei. Ganz Asien brachte demnach alle drei Tage einen neuen Milliardär hervor.

Generell haben vor allem Technologie-Unternehmer in der Vergangenheit am schnellsten Vermögen anhäufen können. Man denke nur an Travis Kalanick, Mitgründer des Taxidienstes Uber, oder Brian Chesky, der das Übernachtungsportal AirBnB ins Leben gerufen hat. Auf die Auswirkungen der Niedrigzinsen gehen die Studienautoren nicht ein.

Die Forscher von Wealth-X hatten angegeben, bei den Milliardären eine „wachsende Lust am Unternehmertum“ erkannt zu haben. Was wohl damit zusammenhängen dürfte, dass das Vermögen auf dem Girokonto eher abschmilzen dürfte. Trotzdem hielten Milliardäre dieser Untersuchung zufolge rund 22 Prozent ihrer Vermögen in liquiden Mitteln wie Bargeld und nicht in Anlagen.

„In Europa zeichneten sich die Milliardäre dadurch aus, dass sie ihre Vermögen erhalten und auf ihre Erben übertragen konnten“, sagte Stadler. „Von den Milliardärsvermögen, die seit 1995 unter die Milliarden-Dollar-Grenze gefallen sind, wurden 90 Prozent nicht über die erste und zweite Generation hinaus bewahrt“, bemerken die Autoren der Studie außerdem. „Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen und der bevorstehenden Vermögensübertragung sollte die Entwicklung bei den europäischen Milliardärsdynastien als Modell für die Jung-Milliardäre dienen, um diesem Schicksal zu entgehen.“

Regionen wie Asien, wo viele Milliardäre Vermögende der ersten Generation sind, können nach Stadlers Meinung deshalb viel daraus lernen. „Genauso wie asiatische Milliardäre von den Erfahrungen beim Vermögenstransfer in Europa profitieren können, kann Europa aus dem schnellen Zuwachs der Milliardäre in Asien Lehren ziehen.“ Der Anteil der etablierten Milliardärsdynastien sei in Deutschland und besonders der Schweiz am höchsten. „Die familienorientierten Milliardäre aus Asien könnten den Wunsch haben, das europäische Modell für den Vermögenserhalt zu übernehmen und auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen.“

Gerade deutsche Milliardäre mussten jedoch hart dafür kämpfen, dass sie ihr zehnstelliges Erbe ohne große Verluste weitergeben können. Im September hatten sich in Deutschland Bund und Länder auf einen Kompromiss zur Reform der Erbschaftsteuer geeinigt. Mit der Einigung werden Firmenerben auch künftig steuerlich begünstigt, wenn sie das Unternehmen längere Zeit fortführen und Arbeitsplätze erhalten. Das Bundesverfassungsgericht hatte die bisherigen Privilegien Ende 2014 als zu weitgehend gekippt.

Interessant: Philanthropische Modelle unter Superreichen sind wieder im Kommen. Während vor 70 bis 120 Jahren Unternehmerfamilien wie Carnegie und Rockefeller mit ihren Vermögen Bildungs- und Gesundheitsprojekte finanzierten, positionieren sich heute Unternehmer wie Marc Zuckerberg oder Bill Gates mit menschenfreundlichen Projekten. „Nach mehr als drei Dekaden dieses 'Gilded Age' ist Philanthropie für Milliardäre weltweit zunehmend ein Thema“, schreiben die Studienautoren.

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