Mit seinem eigenen, stark fehlerbehafteten Kartendienst, der auf iPhone und iPad Google-Karten ersetzen soll, hat sich Apple gründlich blamiert. Ein Warnschuss. Sonst scheint Apple noch alles richtig zu machen. Die Rekordnachfrage nach dem gerade vorgestellten iPhone 5 hat die Aktie zeitweise über 700 Dollar getrieben. Gene Munster, einer der renommiertesten Apple-Beobachter, hat sogar schon die 1000-Dollar-Marke im Blick. Sie soll laut dem Analysten der Investmentbank Piper Jaffray spätestens 2014 erreicht werden.
Die iPhone-Reihe ist Apples Wachstumstreiber. Sie ist wie eine Droge – und deshalb auch gefährlich. Denn wegen der Rekordnachfrage wird das iPhone in diesem Quartal wiederum deutlich mehr als 50 Prozent des Apple-Umsatzes ausmachen. Sollte die Nachfrage nach der ersten Euphorie-Welle abflauen, hat Konzernchef Tim Cook im nächsten Jahr ein Problem. Doch eine Neuauflage des iPads und vor allem das Ergänzen der derzeitigen Produktlinie durch eine Version mit kleinerem Bildschirm – dem sogenannten Mini-iPad – könnte die Abhängigkeit vom iPhone etwas verringern. JP-Morgan-Analyst Mark Moskovitz erwartet zudem, dass mit dem Erfolg des iPhone und iPad auch das Geschäft mit Mac-Computern beflügelt wird, wenn neue Kunden den Mac als Alternative zu Windows-Computern entdecken.
Cirrus Logic: Bücher voll
Wer nicht an allzu große Kurssprünge bei Apple glaubt, kann auf dessen Zulieferer setzen. Beispielsweise auf Cirrus Logic, dessen Audiochips im iPhone 5 eingesetzt werden. In Erwartung des Großauftrags hatte sich der Aktienkurs zwischenzeitlich auf 45 Dollar verdreifacht, fiel aber auf 38 Dollar zurück. Da das iPhone 5 wohl die nächsten 18 Monate das aktuelle Modell sein wird und auch nach dem iPhone 6 weitergeführt wird, haben die Texaner für mindestens 24 Monate volle Auftragsbücher. Apple steuert fast 60 Prozent des Umsatzes bei. Vernon Essi, Analyst von Needham & Company, sieht "wegen der starke Nachfrage nach dem iPhone 5" weiter Potenzial und ein Kursziel von 53 Dollar.
Audience: Mieser Sound
Doch der Ritterschlag als Apple-Zulieferer hat auch seine Schattenseiten, wie Audience gerade feststellen muss. Denn der Soundchipspezialist wurde zugunsten von Cirrus Logic als Zulieferer beim neuesten iPhone abgelöst, was die Aktie von 23 auf sechs Dollar abstürzen ließ. Das Unternehmen aus Mountain View im Silicon Valley war im Mai an die Börse gegangen. Apple steuerte bislang 35 Prozent des Umsatzes bei. Der Imageschaden durch den Vertrauensentzug durch Apple ist erheblich, eine Welle von Aktionärsklagen wird erwartet. Allerdings hat Audience mit Google und Samsung weitere wichtige Smartphone-Anbieter als Kunden. Die Aktie wird vermutlich in den nächsten Monaten weiter unter Druck bleiben, doch könnte sie sich mit Aufträgen von Google und Samsung dann wieder erholen.