Tech-Börse Nasdaq Wann Technologie-Aktien wieder ein Kauf sind

Die Kurskorrektur bei Apple, Microsoft, Amazon und anderen High-Tech-Aktien kommt nicht aus heiterem Himmel und kann sie ein Fünftel des Börsenwerts kosten. Dann aber kann sich daraus eine Einstiegschance ergeben.

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Apple-Aktie Quelle: AP

Wer meint, in den aktuellen Kursrückgängen bei Technologieaktien das Ende der großen Hausse wie nach der Jahrtausendwende zu sehen, hat den 2000er-Hype nicht wirklich erlebt. Während es damals unter deutschen Anlegern gang und gäbe war, sein Geld in Aktien anzulegen und jeder Neuemission, vor allem aus den Technologiebranche, nachzujagen, besteht heute immer noch eine große Reserve gegenüber Aktien.

Es trifft zwar zu, dass die führenden Technologieunternehmen mittlerweile hohe Börsenwerte erreichen. Allein Microsoft und Apple sind mit zusammen umgerechnet 1,2 Billionen Euro so schwer wie der ganze Dax. Und während bei den beiden US-Techs zusammen rund 300 Milliarden Euro Geschäftsjahresumsatz dahinter stehen, sind es im Dax 30 gestandene Unternehmen, die – von Allianz bis Siemens, von Daimler bis BASF – zum Teil mehr als ein Jahrhundert Wirtschafts- und Technologieentwicklung repräsentieren.

Vor vier Jahren etwa haben die Aktien des Nasdaq-100-Index begonnen, dem Rest der Welt davon zu ziehen. Dahinter stehen die großen Trends, die seitdem in aller Munde sind: Digitalisierung, Cloud-Geschäft, künstliche Intelligenz, neue Mobilität. Seitdem diese Trends sich in den Geschäftszahlen der Unternehmen niederschlagen, seitdem ziehen die High-Tech-Kurse davon.

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Aktien von SAP, Microsoft und Apple sind nicht umsonst so teuer

Das Top-Unternehmen hierzulande dafür ist SAP. Mehrere Jahre haben die Walldorfer gebraucht, sich aus dem Geschäft mit klassischer Software und Lizenzen heraus zu entwickeln. Das war am Anfang teuer und durch die Übernahmen auch nicht ohne Risiko. In dieser ersten Phase liefen die Kurse von SAP kaum besser als der Durchschnitt. Doch mit dem Wachstum der neuen Geschäftsfelder, den höheren Margen und den echten Gewinnen, nahmen auch die Börsenkurse Fahrt auf.

Apple-Aktien sind ja nicht einfach grundlos teuer, sondern Apple hat eine historisch einzigartige Position in einem riesigen Wachstumsmarkt erobert. Das Unternehmen ist die größte Cash-Maschine in der Geschichte der modernen Börsen. Amazon ist ebenso aus bestimmten Gründen umgerechnet mehr als 400 Milliarden Euro wert. Wie sich das Bezos-Unternehmen vom kleinen Händler für CDs und Bücher zum weltumspannenden Imperium für alles, was sich irgendwie handeln lässt, entwickelt hat, ist eine beispiellose Erfolgsgeschichte.

Die Hausse der Technologieaktien hat einen wirtschaftlichen, unternehmerischen und finanziellen Hintergrund. Das ist für Anleger eine entscheidende Erkenntnis. Damit ist die Technologie-Hausse nicht einfach eine Blase, die womöglich nur durch die laxe Notenbankpolitik entstanden ist. Vielmehr stehen dahinter säkulare Trends, die in der Wirtschaftsgeschichte vergleichbar sind mit den großen Aufwärtsphasen etwa der Eisenbahnen, der Stahlindustrie oder der Chemieindustrie. Diese Trends, die Wirtschaft und Gesellschaft ihren Stempel aufdrückten, gingen zum Teil über mehrere Jahrzehnte.

Mit der Digitalisierung, die um die Jahrtausendwende begann, wird es nicht anders sein. Wenn es um Sicherheit im Netz geht, um neue Mobilität und künstliche Intelligenz, stehen die Entwicklungen noch am Anfang – und das wird diese Trends noch lange am Leben halten.

Die nächste Einstiegsgelegenheit könnte es im Herbst geben

Kurzfristig, mit Blick auf einige Monate, sind Kurskorrekturen durchaus möglich. Die scharfen Rückgänge bei Technologieaktien entstehen als Reaktion auf eine Überbewertung, die hier mittlerweile erreicht ist. Im Nasdaq-100-Index, der führenden Kurve der Branche, liegt die Bewertung der für dieses Jahr erwarteten Gewinne beim 21-Fachen. Das liegt etwa ein Viertel über der Bewertung, die die weltweiten Aktienmärkte insgesamt aufweisen (wobei hier die Technologieaktien mit eingerechnet sind). Würden die Technologieaktien diese Überbewertung abbauen, gingen die Kurse etwa um ein Fünftel zurück. Eine solche Korrektur könnte mehrere Monate in Anspruch nehmen.

Sie würde natürlich nicht nur den amerikanischen Nasdaq-Index erfassen, sondern auch den TecDax hierzulande und die Technologie-Unternehmen, die auch im Dax führend sind. Eine Technologie-Korrektur wird die Aktienmärkte insgesamt dämpfen. Wobei es sich abzeichnet, dass die Anlegergelder schnell in andere Branchen fließen;  Banken etwa haben sich seit einiger Zeit wieder stabilisiert, dazu defensive Klassiker wie Nestlé. Sogar Versorger-Aktien werden wieder gekauft.

Für Anleger bedeutet das: Die fundamentalen Trends der Technologiemärkte sind weiterhin intakt. Technologieaktien sollten zunächst ihre Überbewertung abbauen, bevor sie dann wieder auf die Kauflisten der großen Investoren rücken.

Wie so eine Korrektur ablaufen kann, zeigt das Beispiel Amazon. In der letzten großen Konsolidierung des Papiers ging die Aktie im Jahresverlauf 2014 etwa um etwa ein Viertel zurück. Anleger mussten fast ein Jahr warten, bevor Amazon seinen langen Aufwärtstrend fortsetzte. Sollte die aktuelle Korrektur ein ähnliches Ausmaß annehmen, könnten sich Anleger in Ruhe auf die Lauer lagen und im späteren Verlauf des Jahres dann zuschlagen - vielleicht in den traditionell turbulenten Herbst-Monaten.

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